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Definitionen des Begriffs «Ritual»

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Die folgende Zusammenstellung ist eine Selektion aus einer Vielzahl von Erklärungsversuchen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen. Anthropologen, Ethnologen, Psychologen, Soziologen, Verhaltensforscher und Religionswissenschaftler haben unterschiedliche Rituale und deren Muster aus ihrer disziplinären Sicht beschrieben, kategorisiert und definiert. Eine einheitliche Definition des Begriffs «Ritual» gibt es somit nicht. Obwohl sich die meisten Definitionen ähneln, existieren doch wichtige Unterschiede.

Der Soziologe und Ethnologe Èmile Durkheim untersuchte archaische Rituale und leitete daraus ab, dass Rituale das Heilige als etwas Abgehobenes unterstreichen. Ferner brachte er diese formellen Handlungen in Bezug einer besonderen Sensitivität in Lebenskrisen. (Durkheim, 1995)

Der Soziologe und Religionswissenschafter Bobby C. Alexander versteht unter einem Ritual «im allgemeinsten und grundlegendsten Sinn eine geplante oder improvisierte Performance, die eine Überleitung des alltäglichen Lebens in einen alternativen Zusammenhang, in dem der Alltag transformiert wird, bewirkt.» (Alexander, 1997, S. 139)

Die Historikerin Stollber-Rilinger definiert „als Ritual im engeren Sinne wird hier eine menschliche Handlungsabfolge bezeichnet, die durch Standardisierung der äusseren Form, Wiederholung, Aufführungscharakter, Performativität und Symbolizität gekennzeichnet ist und eine elementare sozial strukturbildende Wirkung besitzt.“ (Stollberg-Rilinger, 2013, S.9)

Gemäss dem Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik ist ein Ritual (von lat. «ritualis», «den Ritus betreffend», «rituell») «eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit Symbolgehalt, und wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet. Ein Ritual kann religiöser oder weltlicher Art sein wie ein Gottesdienst, eine Begrüssung, eine Hochzeit oder eine Aufnahmefeier.» (Stangl, 2017)

Im Pschyrembel Psychiatrie, klinische Psychologie, Psychotherapie wird ein neutralisierendes Ritual als «…Vorgehen nach festgelegter Ordnung zur Aufhebung sich zwanghaft aufdrängender, fast immer als quälend u. sinnloser erlebter Gedanken od. Impulse ...» beschreiben. (Margraf, J., & Maier, W., 2012, S. 761)

Der Theologe und Ritualbegleiter Lukas Niederberger (2012, S. 28) versteht unter einem Ritual «eine Handlung oder Handlungsabfolge, die zu einem bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort einmalig oder regelmässig mit emotionaler Beteiligung und festgelegtem, verständlichen und sinnlich wahrnehmbaren Zeichen, Symbolen und/oder Gesten in einem bestimmten Kontext (kirchlich, politisch, betrieblich, familiär) ausgeführt wird, um bestimmte Momente im Alltag, wiederkehrende besondere Zeiten im Jahreskreis oder Übergangs- und Veränderungsprozesse im Leben mit einem bewussten Ziel und einem tieferen Sinn zu gestalten und so Handlungsdispositionen zu schaffen, die in der Zukunft verbindlich wirksam werden können und sollen.»

Für die Autorin und Unternehmensberaterin Dorothee Echter sind Rituale „regelmässig wiederholte Handlungsabläufe eines oder mehrerer Menschen, die mit gewissen Variationen immer gleich durchgeführt werden, ausdrucksvolle Inszenierungen, denen von den Beteiligten ein bestimmter Sinn, eine Bedeutung im sozialen oder Arbeits-Kontext zugeschrieben wird (dieser von den Beteiligten benannte Sinn muss nicht identisch mit der durch Neutrale erforschten sozialen Funktion des Rituals sein), an denen die Beteiligten ganzheitlich teilhaben, also mit ihrer Physis (Körpersprache, Haltung, Stimme/Lautstärke, Ausdruck, Kleidung etc.), ihren Gefühlen und ihrem Intellekt, die zu einer speziell definierten Zeit und/oder an einem speziell definierten Ort stattfinden und/oder mit einem speziellen Teilnehmerkreis und/oder mit speziellen Symbolen.“ (Echter 2003, S. 16)

Handbuch für Zelebrantinnen und Zelebranten

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