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DER DICHTER VOR DEM ELEKTRONISCHEN ZEITALTER

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Abe war ein gedrungener Mann mit gewinnendem Lächeln, das unregelmäßige Zähne enthüllte. Hinter seinen starken Brillengläsern waren seine Augen von mildem jungenhaften Blau, bis sie dann hart wurden. Sein gewelltes schwarzes Haar war grau meliert. Er trug Sporthemden, weite Hosen und leichte Pullover, die eher an Kalifornien als an Minnesota denken ließen. Er ließ sich oft mit teuren, dicken Zigarren sehen. Abes Redeweise war langsam und überlegt, verglichen mit Beattys Sturzbächen. Er würzte seine Rede mit doppelten Verneinungen, klang dabei aber keineswegs ungebildet. In seiner gewohnten Umgebung war er ein wichtiger Mann und wollte das Sagen haben. Wenn Abe sagte, du musst jemanden in der Stadt kennenlernen, so war das unumgänglich.

Abe und Beatty waren sauber und ordentlich, ihr Haus immer auf Besucher eingestellt. Als soziale Angelpunkte ihrer großen Familie waren sie stolz darauf, noch immer viele Freundschaften aus Duluth zu pflegen. Sie schenkten den Jungs viel Aufmerksamkeit, insbesondere dem Älteren. Auf dem Schoß seiner Mutter lernte Bob, sehr viel Aufmerksamkeit von Frauen zu erwarten und zu erhalten. Beatrice war warmherzig, überschwänglich, entgegenkommend. Die anderen Kinder der Nachbarschaft nannten sie ganz zwanglos Beatty. In ihrem Haus gab es »Liebe, Wärme und Lachen«. Auch Abe lachte sehr gern. Er wollte nur, was jeder andere Mann sich auch wünschte: Achtung, vor allem von seinen Söhnen. Natürlich gab es auch Regeln (sei sauber; räum deine Sachen weg; mach deine Schulaufgaben; sei höflich zu allen; sei nicht grob zu deinem Bruder; putz dir die Zähne - denk dran, du brauchst sie dein ganzes Leben lang; spiel nicht mit Streichhölzern), und Bob bemühte sich jahrelang, diesen Regeln zu folgen. Doch irgendwann entkam er ihnen und zerriss das Regelbuch - mit einem Lärm, der in der ganzen Welt zu hören war. Beatty sah es so: »Wir waren eher wie Freunde. Wir sagten den Jungs, dass sie eines Tages selbst Kinder haben würden und dann auch gern mit ihnen befreundet sein würden.«

Abe hatte bei Standard Oil dem »Golden Circle« angehört, einer Gruppe von Angehörigen der Geschäftsführung, deren Mitglieder »nichts Falsches tun konnten«. Er war in verschiedenen Logen von B'Nai B'Rith aktiv, einer jüdischen Bruderschaft, und entwarf Basketballtrikots für das Team einer Loge. Als loyales Mitglied der Rotarier von Hibbing war Abe begeistert, Bob bei den Pfadfindern untergebracht zu haben. Bobs Mitgliedschaft währte nur kurz. »Er kriegte die Uniform, und ich war froh, dass er drin war«, sagte der Vater. »Aber ich habe ihn nicht gefragt, ob es ihm da gefällt oder nicht.«

Davids früheste Erinnerung an seinen Bruder war der Tag, an dem Bob ihn, Hand in Hand, in ihr neues Heim in Hibbing führte, wo in dunklen Zimmern auf nackten Fußböden mysteriös zusammengerollte Teppiche lagen. Bob blieb der Anführer, auch wenn er David nicht direkt bei der Hand nahm. Bob war rauflustig. Manchmal, wenn die Eltern heimkamen, fanden sie den großen Bruder auf dem Bauch des Kleinen sitzend vor, dessen Schultern er auf den Boden drückte. »Dieser Junge war so stark; er konnte einen Kühlschrank hochheben«, warf seine Mutter ein. Beatty versuchte, niemanden zu bevorzugen, wobei sie so weit ging, dass sie zwei Suppenteller genau gleichzeitig auf den Tisch stellte. Die Brüder kamen im Allgemeinen gut miteinander aus, tauschten illustrierte Klassiker, Comicbücher, tobten herum, gingen in Vaters Geschäft, um sich mit einem tragbaren Plattenspieler zu amüsieren.

In den frühen Fünfzigern begann Bob, immer mehr Zeit in seinem Zimmer in der oberen Etage zu verbringen. Beatty hat nie vergessen, wie hingerissen sie war, als sie an einem Muttertag sein erstes Gedicht sah. Es war auf Papier aus einer Kladde geschrieben und bestand aus zwölf sorgsam gereimten Strophen von je vier oder fünf Zeilen. Jene sentimentalen Worte erzählen, wie das Gesicht seiner Mutter im Licht erstrahlt, und beschreiben seine Befürchtungen, dass er ohne ihre Liebe »sechs Fuß unter der Erde« wäre.

Es endete:

My dear mother, I hope that you

Will never grow old and gray,

So that all the people in the world will say:

»Hello, young lady, Happy Mother's Day.«

Love, Bobby.

(Meine liebe Mutter, ich hoffe, dass du / Nie alt und grau wirst, / So dass alle Leute auf der Welt sagen: / »Hallo, junge Dame, Fröhlichen Muttertag.« / Alles Liebe, Bobby.)

Beatty: »Ich musste es einfach den Frauen vorlesen. Ich muss ungefähr 20 von ihnen dazu gebracht haben, sich ganz schlicht die Augen aus dem Kopf zu weinen … Wir wollten einige von seinen anderen Gedichten einrahmen, aber ich habe sie einfach in einer Schublade aufbewahrt. Eins davon habe ich so oft gelesen, dass der Text beinahe vom Papier abgerieben war.« Im Juni 1951 hatte Bob ein weiteres Gedicht vorzuzeigen:

Bob Dylan - No Direction Home

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