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Der Verdacht

John ging zusammen mit Marco zum Zelt, wo er dem Officer, der sie zu der Ruine begleitet hatte, seine Mobilfunknummer und Marcos Adresse gab. Marco lebte allein in dem Haus direkt die Straße runter, seit seine Eltern vor Jahren gestorben waren. Er hatte seinem Freund angeboten, fürs Erste in seinem alten Kinderzimmer zu übernachten. Sie gingen in die Küche, und Marco machte für beide einen starken Kaffee mit der altersschwachen Bialetti.

Marco liebte es, zu kochen, und immer, wenn er nachdenken wollte, fing er an, egal ob hungrig oder nicht, die leckersten Gerichte zu zaubern mit allem, was gerade im Haus war. Marco stammte aus Neapel, hatte einen Bruder und war das älteste Kind einer Auswandererfamilie, die stolz auf ihre Wurzeln war und nun schon in der dritten Generation in den Staaten lebte. Sein Vater hatte ein italienisches Restaurant betrieben und die Kunst des Kochens an seinen Sohn weitergegeben.

„Was ist los, John, was glaubst du, was geschehen ist?“

John blickte auf, holte tief Luft: „Im Frühling fing das alles an. Ich habe dem erst keine Bedeutung beigemessen. Morgens auf dem Weg zur Arbeit sprach mich ein Mann an, als ich gerade ins Auto steigen wollte. Er sagte, er habe großes Interesse, mein Haus zu kaufen, und möchte mir ein einmaliges Angebot unterbreiten. Ich lachte laut, sagte ‚Danke‘, stieg ins Auto und fuhr los.“

„Klingt wie in einem schlechten Mafiafilm“, sagte Marco mit einem grimmigen Lächeln und füllte frisch gemahlenes Kaffeepulver in die Espressokanne.

John, dem nicht nach Späßen zumute war, fuhr fort: „Zwei Tage später stand derselbe Mann wieder morgens da. Wir müssten dringend sprechen, er müsse mir das Angebot erklären. Ich ließ ihn wieder stehen und sagte, ich hätte kein Interesse an einem Verkauf. Mir gehöre das Haus seit 15 Jahren, es sei mein Elternhaus. So etwas verkaufe man nicht. Er ließ nicht locker und sagte, wenn wir uns nicht unterhielten, werde etwas Schlimmes passieren. Das ließ mich aufhorchen, aber ich glaubte dem Typen nicht, er war kein Geschäftsmann, dazu war er zu schlecht gekleidet. Eine Woche später stand er wieder da und sagte, dass er mich heute Abend in dem Irish Pub an der Ecke erwarte, und wenn ich nicht käme, passiere etwas.“

Marco hatte aufmerksam zugehört. Jetzt setzte er die sorgfältig befüllte Bialetti nachdenklich auf die Herdplatte. „Warum hast du mir nichts gesagt, ich hätte dich begleitet und mal unter Männern mit dem Kerl geredet.“ Er ballte seine Faust.

John winkte ab. „Ich willigte jedenfalls ein und ging nach der Arbeit direkt in den Pub. Ich habe niemandem etwas davon erzählt, weil ich dem Ganzen keine wahnsinnige Bedeutung beigemessen habe. Ein Spekulant, den ich in die Schranken weisen musste. Eine unmittelbare Bedrohung, daran habe ich nicht gedacht. Ich wollte den Kerl einfach nur loswerden.“

„Na ja, es klingt auf jeden Fall so, als ob es ernst gemeint war“, sagte Marco.

John zuckte vage mit den Schultern. „Als ich nach der Arbeit in die Kneipe ging, sah ich den fremden Mann in der Ecke des Pubs sitzen, und obwohl es voll war, schienen alle anderen Gäste Abstand zu dem Tisch zu halten. Ohne Umschweife begann der Typ und sagte: ‚Mein Name ist Gianluca, und ich komme als Vermittler meines Mandanten auf Sie zu, um Ihnen ein wirklich gutes und einmaliges Angebot zu machen, das Sie auch annehmen sollten. Wir werden expandieren und wollen in Ihrer Straße einige weitere Grundstücke erwerben. Wir zahlen Ihnen eine Million Dollar, wenn Sie bis Mai ausgezogen sind. Sie haben exakt drei Wochen Zeit, um sich zu entscheiden!‘

Wieder unterbrach Marco. „Eine Million, das ist ja lächerlich.“

„Ich konnte es erst gar nicht fassen. Ich hatte grob im Kopf überschlagen, was das Haus samt Grundstück wirklich wert ist, und kam bei ungefähr dem Doppelten an!“

„Was passierte dann?“, fragte Marco.

„Ich habe ihm gesagt, dass dieses Gespräch hier für mich beendet ist, doch er erwiderte, das sei ein Angebot, das man nicht einfach ablehnen könne. Entweder ich nähme es an, oder es würden viele schlimme Dinge geschehen.“

„Schlimme Dinge?! Und jetzt haben wir den Salat“, meinte Marco.

„Ich habe die Kneipe verlassen und nichts mehr von dem Typen gehört, die ganze nächste Zeit nichts. Jeden Morgen habe ich mich umgeschaut, aber da war kein Gianluca.“

„Und wie ging es weiter?“, fragte Marco.

„Nach zwei Wochen, in denen ich die morgendliche Begegnung mit Gianluca bereits wieder verdrängt hatte, stand er auf einmal vor mir und meinte, dass die Zeit laufen würde. Nächste Woche bräuchte er meine Entscheidung.“

Marco blickte erstaunt auf.

„Du meinst, die Sachen gehören zusammen? Erst der Typ mit dem Angebot, und nun das Verschwinden deiner Familie?“

„Ja, natürlich! Ich habe Gianluca nur noch ein Mal gesehen, und ich lehnte wieder ab und sagte ihm, dass ich nicht daran denken würde, zu verkaufen. Danach habe ich nichts mehr von ihm oder seinen Auftraggebern gehört.“

Beide schwiegen nachdenklich.

John war ein Mann, der schon unter normalen Umständen immer leicht übermüdet aussah. Seine dunklen Haare hingen ihm ungepflegt, in langen Strähnen, ins Gesicht. Die Sorge um seine Familie vertiefte seine Falten, er sah mit einem Schlag noch erschöpfter und niedergeschlagener aus als sonst. Hilflosigkeit war sein Empfinden.

Trostlos der Tag.

Die Grump-Affäre

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