Читать книгу Die Grump-Affäre - Robert Wagner - Страница 8

Оглавление

Ungewissheit

Marco und John saßen in der Küche von Marcos Elternhaus. Sie hatten stundenlang diskutiert, was als Nächstes zu tun sei.

John galt als Hauptverdächtiger bei der Polizei. Der Officer hatte es ihm auf den Kopf zugesagt, es sei eine ungewöhnliche Häufung von Zufällen, dass sein Haus explodiert, seine Familie nicht auffindbar und die Lebensversicherung seiner Frau vier Wochen zuvor erhöht worden sei. Seine Geschichte von dem „italienisch aussehenden Gianluca“ sei unglaubwürdig und frei erfunden. Es war eindeutig. Aus dieser Ecke würde keine Hilfe oder Unterstützung bei der Suche nach dem Italiener kommen. Wie er sich von dem Verdacht befreien könnte, keine Idee. Alle Indizien sprachen gegen ihn.

Irgendwer hatte hier ganze Arbeit geleistet, um den Verdacht auf ihn zu lenken. Indizien derart zu fälschen war kein leichtes Unterfangen. Es mussten Profis mit enormen Geldmitteln sein. Wie sonst erhöhte man schnell mal eine fremde Lebensversicherungspolice?

Plötzlich klingelte sein Handy.

„Buongiorno, Mr. Brockmann! Wir hatten Sie gewarnt! Sollten Sie Interesse haben, Ihre Familie lebend wiederzusehen, so unterschreiben Sie den Vertrag, den Sie in Ihrer Mailbox finden, und geben Sie das Dokument bis heute, 18 Uhr, beim Barmann im Irish Pub ab, in dem wir uns letztens getroffen haben.“

John wollte noch etwas sagen, aber der Anrufer hatte bereits aufgelegt.

Marco sah ihn fragend an, und John erzählte, was er gehört hatte.

„Du kannst solchen Typen nicht vertrauen, John. Wenn du verkaufst, hast du nichts mehr in der Hand!“

„Ich weiß! Trotzdem muss ich es versuchen, es ist die einzige Chance, Emma und Felix lebend wiederzusehen. Oder hast du eine andere Idee?“

Marco schüttelte den Kopf: „Wahrscheinlich wirklich deine einzige Chance. Die Bullen wirst du sonst nicht mehr los, die haben ihren Täter längst gefunden. Wenn wir mehr Zeit hätten, könnten wir versuchen, eine Falle zu stellen. Aber so haben die alle Trümpfe in der Hand. Weil die Typen aber kein Geld wollen, sondern die Verkaufsurkunde, wirst du hoffen müssen, dass sie fair spielen.“

Pünktlich um 18 Uhr betrat er den Pub und übergab dem Barkeeper den Umschlag mit dem Vertrag. Er wusste, dass es keinen Sinn haben würde, hier auf den Italiener zu warten oder gar Fragen zu stellen. Ein Fremder würde den Vertrag abholen und das Dokument wieder einem anderen Fremden geben. Selbst der Barmann wusste nicht, dass er als stiller Briefkasten herhalten musste.

Zurück bei Marco in der Küche passierte stundenlang nichts. Niemand meldete sich.

Es gab Kaninchen auf ligurische Art, geschmort im Ofen mit Wurzelgemüse, schwarzen Oliven und Rosmarin in einer Sauce von Weißwein aus Apulien, den Marco augenzwinkernd auch als Aperitif sowie als Tischwein kredenzte.

In John breitete sich Verzweiflung aus. Der Wein schmeckte schal, und das lag sicher nicht an dem preisgekrönten Tropfen. Er musste etwas unternehmen!

„Marco, du kennst dich doch bei euch in der Community aus. Kannst du dich nicht mal umhören? Vielleicht kennt jemand diesen Gianluca?“

Marco schaute vom Zwiebelschneiden auf. Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab und sagte schniefend: „Schon erledigt. Ich habe meinen Onkel darauf angesetzt und treffe mich in einer Stunde mit ein paar alten Freunden. Wenn die nicht wissen, für wen der Kerl arbeitet, dann weiß es in ganz New York niemand.“

Es wurde dunkel. John saß allein in der Küche und dachte bei einem schönen Single Malt, den der gute Marco ihm zum Abschluss angeboten hatte, angestrengt nach. Er war noch nie in solch einer Situation gewesen. Gewalt, Entführung oder gar Mord kamen in seiner Welt nicht vor. Er zog die verbale Auseinandersetzung der körperlichen vor. Jetzt hatte er das Gefühl, zu versagen, er wurde in eine andere Welt hineingezogen. Eine dunkle, kalte Welt, von der er nichts verstand.

Er musste etwas unternehmen. Dieses Warten, dass sein Handy klingelte und man ihm endlich den Ort verriet, an dem seine Familie gefangen gehalten wurde, konnte er nicht mehr länger ertragen. Er hatte alles getan, was von ihm verlangt wurde, er hatte nur noch einen Wunsch und Gedanken: Er wollte seine Frau und seinen Sohn endlich wieder in den Armen halten, wissen, dass es ihnen gut ging. Er musste sich bewegen und nachdenken. Er ging auf die Straße und lief einfach los, er hatte kein Ziel, er musste nachdenken und brauchte eine Lösung. Er lief die Baker Street hinunter an seinem alten Haus vorbei, blieb kurz stehen, um die Ruinen, die wie Stalagmiten aus dem Boden ragten, zu betrachten, und lief dann ziellos weiter.

Nachdem er das Gefühl für die Zeit verloren hatte und schon den Hudson River sehen konnte, vibrierte das Handy in seiner Manteltasche. Sein Herz blieb kurz stehen.

Die Grump-Affäre

Подняться наверх