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1 Das &-&-& Paradoxon1

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Wie die steigende Nachfrage nach “und-und-und” das Leben des Projektmanagers auf den Kopf stellt.

Warum Steuern-in-Richtung-Kontrolle und Steuern-in-Richtung-Ergebnis-und-Prozess nicht dasselbe ist.

Die Wichtigkeit, mit Unsicherheit umgehen zu können.

Die Erklärung von Agile und wie es zu traditionellen Methoden passt.

Der rote Faden dieses Buches: von reaktivem hin zu proaktivem Handeln und Beeinflussen.

Ich war fast 30, als ich zum ersten Mal auf die Piste ging. Also die Ski-Piste meine ich natürlich. In meinem Freundeskreis war ich der einzige Anfänger und das bedeutete, dass, während der Rest der Gruppe noch gemütlich frühstückte, ich schon mit der Anfängerklasse brav in der Kälte den ”Babyhügel” hinunterglitt und die ersten Schwünge beigebracht bekam. Der Unterricht des ersten Tages fand morgens bis abends nur auf dem ”Babyhügel” satt. Aber am zweiten Tag brach ich meine guten Vorsätze unter dem sozialen Druck meines Freundeskreises und so gesellte ich mich nachmittags zur ”echten Ski-Gruppe” hinzu. Die hatte nämlich versprochen, auf ein gesundes Verhältnis meines noch Nicht-Könnens und der Schweregrade der ausgewählten Pisten zu achten.

Zunächst lief es eigentlich ganz gut, obwohl es sich schon blöd anfühlte, ständig bei allem der Letzte zu sein. Aber eigentlich war ich sogar ein Gewinn für die Gruppendynamik, da einige das häufige auf mich Warten mit einer gemütlichen Zigarettenpause zu kombinieren wussten. Nach einer weiteren Stunde allerdings stoppte die Gruppe jedoch jäh an einem Abhang und ein leichtes Gemurre war zu vernehmen. Wir hatten eine Abfahrt verpasst und standen nun direkt vor einer steil abfallenden schwarzen Piste... In meiner Naivität drehte ich mich noch einmal um, um zu gucken, ob ich nicht umkehren und einen anderen Weg nehmen könnte. Unsinn natürlich! Es gab nur eine Richtung - die schwarze Piste hinunter...

Durch die Aussage, dass die Piste zwar steil aber mit gutem Schnee bedeckt sei erhielt ich zwar ein wenig mentale Unterstützung. Und selbstverständlich bekam ich jede Menge weitere gute Empfehlungen mit auf den Weg. So etwa, an den steilen Stellen jederzeit seitwärts stückweise gleitend die Piste nach unten fahren zu können. Nach einigem Zögern begann ich mit der Abfahrt und obwohl mir der Schweiß aus allen Poren strömte, machte ich tatsächlich Fortschritte. Auf halbem Wege fühlte ich sogar Zuversicht. Die steilste Stelle hatte ich bereits gemeistert und obwohl eher vom Rutschen als vom Skifahren die Rede sein konnte, entstand ein wahrhaftiges Glücksgefühl. Ski Heil, würde ich mal sagen.

Und dann war ich auf einmal unten angekommen. Bei vielen Leistungen denke ich im Nachhinein: “Ach, so schwierig war es doch gar nicht!” Aber ein Hang sieht von unten tatsächlich immer noch viel steiler aus als er wirklich war. Ich fühlte mich wie der König der schwarzen Piste! Bis... ein erfahrener Skifahrer... wedel, wedel, wedel, so elegant und leicht die schwarze Piste nach unten glitt, als ob es der Anfängerhügel wäre. Ich war wieder auf den Boden der Tatsachen, bzw. der Skier, angekommen und wusste: Ich hatte noch viel zu lernen!

Mit dieser Anekdote beginne oftmals ich meine Präsentationen und Kurse und stelle den Anwesenden anschließend die Frage: “Wer erhält während oder nach einem Projekt voller Plackerei und Stress Feedback von einem Erfahrungträger darüber, wie die Projektumsetzung besser oder flüssiger verlaufen könnte?” Oftmals meldet sich dann niemand. Die Teilnehmer berichten eher von Reaktionen, wie “Projekte überschlagen sich hier immer. Gewöhnen Sie sich einfach dran…”, oder “Unser Umfeld ist so komplex, dass Sie kein normales Projektmanagement anwenden können.”

Erhalten Sie während oder nach einem Projekt Feedback, wie es besser laufen könnte?

Offenbar haben es Projektmanager und deren Umfeld resignierend akzeptiert, dass Projekte nicht so verlaufen, wie es wünschenswert wäre. Es mangelt an Erfahrungsträgern, die die Schwächen herausfinden und Verbeserungsvorschläge machen könnten. Oder noch schlimmer ausgedrückt: Es mangelt den Beteiligten schlicht an der Erkenntnis, dass es überhaupt besser laufen könnte. Um im Bild der Anekdote zu bleiben: Es fehlt die Erkenntnis, dass sich erfahrene Skifahrer auf die schwarze Piste freuen und nicht leiden, wenn sie eine solche Aufgabe vor Augen haben. Es mangelt an dem Verständnis, dass Schwarze-Pisten-Projekte, also schwierige Projekte mit beispielsweise vielen Unsicherheiten oder schwierigen Auftraggebern, dennoch solide und gediegen ausgeführt werden können. Und wenn erst einmal allgemein akzeptiert wurde, dass nichts besser gemacht werden muss oder kann, dann verkümmert die Lernbereitschaft innerhalb der Organisation und es mangelt an Projektmanagern, die ja gerade Schwarze-Pisten-Projekte verlangen, weil sie komplexe Projekte interessant und spannend finden und sich selbst weiterentwickeln möchten.


Ich nenne diese scheinbaren Widersprüche, die hierbei überwunden werden müssen, das &-&-& -Paradoxon: Unsicherheiten zulassen und trotzdem flexibel sein und das Projekt erfolgreich abschließen und dabei den gesamten Prozess genießen können! Projektmanager, die sich kontinuierlich verbessern, um immer schwierigere Umstände bewältigen zu können, sind Erfahrungsträger, die den Würgegriff des &-&-& -Paradoxons durchbrechen können.

Der komplette Projektmanager

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