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Inkarnation

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Am Ende der 1980er Jahre wurde der Transformationsgedanke durch den Inkarnationsgedanken ergänzt. Am größten evangelikalen Missionskongress seit Lausanne, in Manila 1989, setzte sich die Überzeugung durch, dass Mission inkarnatorisch sein muss. Als Missionsbegründung wurde nicht mehr nur Mt 28 beigezogen, sondern es wurde früher angesetzt bei der Inkarnation (Menschwerdung) Christi. So wie Christus sich den Nöten der Menschen annahm und ihnen diente, müsse der missionarische Dienst in klarem Bezug zu den sozialen Nöten der Menschen bestehen. Es kam zu einer christologischen Begründung der Mission, die sich nicht nur auf das Kreuz und die Auferstehung berief, sondern das gesamte Leben Jesu als Modell der Mission begriff. Auf diese Weise bekam die evangelikale Mission eine ganzheitlichere Färbung, ohne dass die Priorität der Verkündung aufgegeben wurde. Im Manila-Manifest, dem Schlussdokument des Kongresses, heißt es:

Die Evangelisation ist vorrangig, weil es uns im Sinn des Evangeliums in erster Linie darum geht, dass alle Menschen Gelegenheit erhalten, Jesus Christus als Herrn und Retter anzunehmen. Aber Jesus hat das Reich Gottes nicht nur verkündigt, sondern er hat die Ankunft des Reiches durch Werke der Barmherzigkeit und durch Vollmacht unter Beweis gestellt. Wir sind heute zu einem ähnlichen Miteinander von Wort und Tat aufgerufen … Unsere fortwährende Verpflichtung zu sozialem Handeln ist nicht eine Verwechslung des Reiches Gottes mit einer christianisierten Gesellschaft. Sie ist vielmehr eine Anerkennung der Tatsache, dass das biblische Evangelium unausweichlich soziale Folgerungen hat. Wahre Mission muss immer „inkarnatorisch“ sein. Darum müssen wir demütig Zugang suchen zu der Welt anderer Menschen, indem wir uns mit ihrer sozialen Wirklichkeit identifizieren, mit ihrer Trauer und ihrem Leid, mit ihrem Ringen um Gerechtigkeit gegen Unterdrückungsmächte. Dies kann nicht ohne persönliche Opfer geschehen. (Manila Manifest 1989, Abschnitt 2, Absatz 4)

Ich werde die Entwicklung des Missionsverständnisses in der evangelikalen Bewegung in Kapitel 2 im Detail nachzeichnen. Für den Augenblick reicht es wenn wir feststellen, dass die veränderte Welt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu gewichtigen Veränderungen im evangelikalen Missionsverständnis geführt hat.

Kirche ist Mission

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