Читать книгу Virtueller Terror - Roland Reitmair - Страница 3

1

Оглавление

Der Polizeirat schüttelte den Kopf. Wieder und wieder starrte er ratlos auf den zerknitterten Zettel.

Gestern, Freitag kurz nach 17:00 Uhr, hatte ihn der Kommissar über ein Flugblatt informiert. Zur Auffindungszeit befand es sich in einem Rinnstein am Karlsplatz, unweit der Karlskirche. Doch, so vermutete er und so vermutete auch der Kommissar, dürfte dieses Schriftstück nicht dort verteilt worden sein. Aufgrund einiger Schuhabdrücke, des zerknitterten Zustandes und eines am Rand deutlich erkennbaren Reifenprofils, sowie einiger Einrisse, war zu schließen, dass es sozusagen schon einen gewissen Leidensweg hinter sich hatte, bis es dort zu liegen kam.

Der Kommissar befand sich nach Dienstschluss bereits am Weg zu seiner Mutter, als er zufällig des Flugblattes ansichtig wurde. Er versicherte sich des Beweismittels und informierte sofort seinen Vorgesetzten.

Unter dem Titel: „Wir werden Wallfahren“ warb eine offensichtlich linke Gruppierung mit dem Namen „xxx“ für ein umstürzlerisches 10 Punkteprogramm – für eine umfassende, undemokratische Staatsreform.

Punkt eins wandte sich hetzerisch gegen Intoleranz und ausgrenzende Politik etwa, oder unter Punkt drei wurde gegen die Europäische Union Stellung bezogen, mit der üblichen Propaganda von wegen totale Kontrolle, UDSSR von morgen usw., selbst von Gehirnwäsche stand da zu lesen, und wie der verfahrene Karren durch Wir werden wallfahren wieder flott gemacht werden könnte. Soweit also nichts Neues. Doch Punkt zehn war so etwas wie der Aufruf zu öffentlichem Terror, auch wenn man daraus nicht ganz schlau wurde, da hieß es:

Öl ins Osterfeuer! – Die Kirche wird ein blaues Wunder erleben!

Gezeichnet war das Beweisstück mit „xxx und Zwerg frei!“

An und für sich alles nichts Beunruhigendes. Doch, Öl ins Osterfeuer, was mochte das heißen?

„Was denken Sie?“, fragte er den Kommissar. Der unterzog das von ihm gefundene Flugblatt einer nochmaligen genauen Prüfung, schüttelte wie sein Vorgesetzter den Kopf und machte schließlich den Vorschlag, es von der Spurensicherung untersuchen zu lassen.

Der Polizeirat veranlasste also eine sofortige Überprüfung des Beweisstücks durch die neu geschaffene, seit den Briefbombenattentaten wohl ausgerüstete Abteilung. Des Weiteren setzte er den Bundeskanzler in Kenntnis, dass subversive linke Elemente, offenbar Teilnehmer der wöchentlichen Kundgebung gegen die Regierung (der sogenannten Donnerstagsdemo) womöglich irgendeinen Anschlag zu Ostern planten.

Hierauf kontaktierte er den Kriminalpsychologen der Sicherheitsabteilung, um mit diesem gemeinsam ein Täterprofil auszuarbeiten – „schließlich ist morgen schon Palmsonntag!“

Seiner Frau ließ er durch den Kommissar ausrichten, dass der Osterausflug nach Lignano dieses Jahr vermutlich nicht stattfinden könne, da seine Person aufgrund eines möglichen Terroranschlags unabkömmlich sei. Es gäbe Sicherheitsstufe 3.

„Sicherheitsstufe 3?“, wunderte sich der Kommissar.

„Naja, Sie wissen ja wie die Frauen sind, die glauben immer sie sind das wichtigste – da muss man sich schon gute Gründe einfallen lassen um sie in so einem Fall nicht zu verärgern... Unter uns, - was interessiert mich zu Ostern der Hausmeisterstrand in Lignano? Dass ich all die Gfrieser z‘Ostern dort sehe, die ich übers Jahr hier sehe? Nein wirklich nicht. Also: Sicherheitsstufe 3, nun gehen S‘ schon. Sie müssen noch viel lernen!“


Virtueller Terror

Подняться наверх