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Der Polizeirat zitterte vor Wut. Wer immer das war, er würde dafür bezahlen, der Kerl würde nicht ungeschoren davonkommen. Erst aus der ZIB 2 hatte er von dem Anschlag gehört – in St. Pölten war ein Ministrant nach der Ostermesse – noch in der Kirche – zusammengebrochen. Zufällig anwesende ORF-Journalisten witterten eine große Story und gingen der Sache nach. Die geweiteten Pupillen des Knaben legten die Vermutung nahe, dass Drogen im Spiel waren. Ein hinzukommender Provinzgendarm findet dann Marihuana im Rauchschiffchen.

Anstatt die Geschichte in angemessener Reserviertheit geheim zu halten, sieht man die Bilder im Hauptabendprogramm. Bilder eines bewusstlosen Ministranten und eines in der Sakristei wie besoffen lachenden Bischofs.

Zweifelsohne kamen als Täter nur jene Flugblattverfasser in Frage.

Öl ins Osterfeuer – Salz in Christi Wundmale war das, Blasphemie, eine Frechheit sondergleichen, eine Perversion, moralisch auf tiefster Ebene.

Nicht einmal vor der Religion, vor dem höchsten Fest der Christen haben diese Leute Respekt, linke Atheisten, denen nichts heilig ist.

Alles hatte sein Sonderkommando erwartet, mit Maschinenpistolen bewaffnete Attentäter, die Leben und Gesundheit des Präsidenten oder des Kanzlers bedrohten... Sogar bei den Ministern waren die Leibwachen verdoppelt worden, etliche Einheiten waren in Alarmbereitschaft, selbst der Grenzschutz war in der Osterwoche verstärkt worden. Nächtelang versuchten Streifenbeamte, Verdächtige zu stellen... und jetzt das!

Unfassbar! Das war eine bösartige Unterminierung der inneren Werte der österreichischen Demokratie, denn eine wahre Demokratie bekannte sich zur christlichen Demokratie...

Seit sieben Uhr morgens hatte am Ostermontag das Telefon geklingelt. Die höchsten Würdenträger des Staates hatten angerufen und nicht nur eine lückenlose Aufklärung des Eklats gefordert, sondern auch mit einer frühzeitigen Pensionierung des verantwortlichen Beamten gedroht. „Österreich mache sich ja lächerlich“.

Einige Menschen riefen an, weil sie die Täter zu ihrer Idee beglückwünschen wollten – eine Fangschaltung ermöglichte es wenigstens, diesen Anrufen nachzugehen, denn Hinweise zu möglichen Verdächtigen kamen nur ganz wenige und kaum stichhaltige.

Gegen Mittag veranlasste der Polizeirat die Gründung einer Alarmfahndungseinheit und forderte alle diensthabenden Beamten auf, ihre Anstrengungen zu verdoppeln.

In Gedanken sah er schon die Schlagzeilen der Zeitungsschreiber... Doch auch dieser Montag musste vorübergehen.

Und er ging vorüber.


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