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SNOOKER ALS AKTIVSPORT

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In Großbritannien war Snooker neben Darts ein Volkssport, der im Pub ausgeübt wurde – so wie bei uns Kegeln oder Poolbillard. In keinem Social Club, der etwas auf sich hielt, durfte ein Snookertisch fehlen, egal ob es sich um einen Arbeiterclub handelte oder um einen Club der High Society. Wir haben bei Eurosport auch schon einmal ein Event aus dem Royal Automobile Club an der Londoner Pall Mall gezeigt; da konnte man die ganze Pracht bewundern, die auch zur Tradition des Snooker gehört.

So entstand schon früh eine breite Basis an Nachwuchsspielern, es gab zahlreiche Snookerclubs und Snookerhallen, und daraus entwickelte sich ein intensiver Spielbetrieb mit lokalen und regionalen Ligen. Dies führte natürlich zu einer großen Matchhärte bei den britischen Amateuren, wovon der britische Snookersport bis heute profitiert. Und auch in China, wo Snooker ja kein traditionell ausgeübter Sport ist, nehmen viele junge Männer aktiv ein Queue in die Hand. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist gerade in den dicht besiedelten Küstenregionen im Süden und Südosten Chinas eines besonders knapp: Platz. Andererseits muss man aber in den vielen Millionenstädten – eine Stadt mit acht Millionen Einwohnern gilt dort ja als kleines Kaff – auch Freizeitangebote für die Menschenmassen schaffen. Wollte man Fußball anbieten, so bräuchte man dafür die entsprechenden Felder. Und auf einem Fußballfeld – jeder weiß, wie groß es ist – spielen nur 22 Personen. Stellt man auf die Fläche eines Fußballfelds hingegen Snookertische, können sich auf der gleichen Grundfläche erheblich mehr Menschen beschäftigen. Und wenn man dann noch mehrere Fußballfelder übereinanderbaut und diese jeweils mit Snookertischen füllt, entsprechend mehr. Das rechneten sich wohl auch die chinesischen Behörden aus. Ein weiterer Aspekt ist, dass Snooker bei vielen Multisport-Events, zum Beispiel den Asienspielen, den Südostasienspielen und Ähnlichem, eine Medaillensportart ist und deshalb auch von staatlicher Seite massiv gefördert wird. China investiert ungeheuer viel Geld, um bei diesen Gelegenheiten eine entsprechende Medaillenausbeute einzufahren, was in der Regel ja auch gelingt. Wenn so viele Menschen eines Landes einer bestimmten Sportart nachgehen, hat das zur Folge, dass irgendwann gute Spieler heranreifen, die es auf die Main Tour schaffen und zu Stars werden – und andere junge Menschen eifern ihnen wiederum nach. In China ist Superstar Ding Junhui das beste Beispiel dafür, er wurde 2003 Profi und hat seitdem bereits 13 Ranglistenturniere gewonnen. Natürlich ist er ein Vorbild für viele junge chinesische Spieler. Es war Ding, der mit seinem Sieg bei den China Open 2005 dem chinesischen Snookerboom einen richtigen Schub gab. Wegen dieses Verdienstes wurde er auch 2018 in die Hall of Fame des Snooker aufgenommen. Von den 21 verschiedenen Nationalitäten, die aktuell auf der World Snooker Tour vertreten sind, stellt China mit 22 Profispielern nach England die zweitgrößte Gruppe. In Deutschland und anderen „neuen“ Snookernationen gibt es hingegen keine vergleichbaren Stars, obwohl der Belgier Luca Brecel als erster Festlandeuropäer ein Rankingturnier gewonnen hat und auch der Deutsche Lukas Kleckers und der Schweizer Alexander Ursenbacher bereits mit guten Auftritten von sich reden machten. Mit Simon Lichtenberg spielt in der Saison 2018/19 auch ein zweiter Deutscher auf der Main Tour. Der Grund für das Fehlen von Snookergrößen, zumindest in Deutschland: Hierzulande lieben es zwar viele, sich Snooker im Fernsehen anzuschauen, aber nicht alle greifen deshalb gleich selber zum Queue.

Bei der Deutschen Billard-Union (DBU) nehmen etwa 4000 Spielerinnen und Spieler am regelmäßigen Spielbetrieb auf diversen Ebenen teil – im Vergleich zu anderen Sportarten eine eher überschaubare Zahl. Der erste deutsche Snookerverein wurde, wie bereits erwähnt, in den 80ern gegründet, genauer gesagt 1984 in Hannover (der 1. DSC Hannover). Wie viele Vereine heute in Deutschland Snooker anbieten, ist leider nicht bekannt. Die Statistiken der DBU schlüsseln nicht nach einzelnen Disziplinen auf. Es gibt aber Ligen von Regional- und Landesebene bis hinauf zur Bundesliga und genau so gibt es auch Strukturen mit Regional- und Landesmeisterschaften sowie der Deutschen Meisterschaft. Der erste nationale Verband in Deutschland entstand 1987, der Deutsche Snooker Kontroll Verband (DSKV). Dieser fusionierte dann 1999 mit der DBU. Seitdem sind alle Billardsportler in Deutschland endlich unter einem Dach vereint, auch wenn die Protagonisten der einzelnen Billardvarianten manchmal noch etwas fremdeln.

Mein Tipp für Sie, wenn Sie sich selber einmal an den Tisch stellen wollen: Gehen Sie nicht einfach in ein Snookercenter und legen los. Das kann sich schnell als frustrierend erweisen. Suchen Sie lieber einen Verein auf und lassen Sie sich von einem erfahrenen Spieler die grundsätzlichen Dinge zeigen. Dann stehen die Chancen viel besser, dass Sie tatsächlich Spaß an der Sache haben. Über die DBU-Homepage können Sie nach Vereinen in Ihrer Nähe suchen und sich dann dort erkundigen, ob auch Snooker gespielt wird. Viele Vereine bieten regelmäßig Schnuppertage an, und das nicht nur im Rahmen der Aktion Deutschland spielt Billard.

Sportdirektor der DBU für Snooker ist seit 1999 Thomas Hein, der auch über Insiderkreise hinaus bekannt wurde, weil er jedes Jahr zumindest einen Teil der Weltmeisterschaft mit mir gemeinsam kommentiert – eine Zusammenarbeit, die mir viel Spaß macht und aus der nicht nur ein gemeinsames Buch, sondern auch längst eine Freundschaft entstanden ist. Thomas hat übrigens auch die Breitensportaktion Deutschland spielt Billard aus der Taufe gehoben (ursprünglich als Deutschland spielt Snooker, bis der Verband die Aktion übernahm und ausweitete). Dahinter stand die Idee, das große Interesse an Snooker während der WM auch für die Vereine zu nutzen. Thomas, als Aktiver selber vielfacher Deutscher Meister, fungiert neben seinem Amt als Sportdirektor zusätzlich noch als Disziplin-Bundestrainer für Snooker. Als solcher kümmert er sich um die Kadersportler der Deutschen Billard-Union und unterstützt sie durch Lehrgänge und durch permanente Betreuung in ihrer Entwicklung. Man kann Thomas gar nicht dankbar genug für sein Engagement sein. Ohne seine langjährige Arbeit stünde der deutsche Snookersport heute nicht relativ gut da (schließlich sind die Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, sehr begrenzt; da darf man keine Wunder erwarten). Ich frage mich immer voller Hochachtung, wie Thomas neben seinem Beruf die Kraft und die Zeit für diese Arbeit aufbringt.

Ach ja – oft stellt man mir auch die Frage, wie es um meine eigenen Fähigkeiten am Snookertisch steht. Doch darüber decke ich lieber den gnädigen Mantel des Schweigens …

Die faszinierende Welt des Snooker

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