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Simón Bolívar und die fortdauernden Kämpfe um die Unabhängigkeit

Während in Europa das Anwerben der Soldaten erfolgreich vonstatten ging, blieb Simón Bolívar in seiner Heimat nicht tatenlos. Er hatte nach glücklichen militärischen Schachzügen 1813 in Caracas die Zweite Venezolanische Republik ausrufen lassen. Die Spanische Krone reorganisierte jedoch ihre Heere und eroberte die befreiten Regionen zum Teil zurück. Unglücklicherweise kam es auch unter den Befreiungskämpfern zu politischen Unstimmigkeiten – und wo keine Einheit herrscht, kann kein gemeinsamer Sieg erwartet werden! Nach kämpferischen Niederlagen flohen Bolívar und Mariño samt ihrer Offiziere nach Cartagena. Weitere Unterstützer suchten Zuflucht im Urwald, während die von den Spaniern angeworbenen Llaneros sich in die Kämpfe einschalteten. Diese kann man sich wie die Rinderhirten in den USA, die späteren Cowboys, vorstellen, die sowohl die restlichen Truppen Bolívars als auch die Zivilbevölkerung, ihre eigenen Landsleute, niedermetzelten. Bolívar zog sich von Mai bis Dezember 1815 ins Exil nach Jamaika zurück. Auch dort dokumentierte er akribisch die Kriegsverläufe, analysierte die Gründe für das Scheitern (in der sog. Carta de Jamaica) und skizzierte mögliche Zukunftsszenarien.


Llaneros

In Europa hatte Napoleon die alten Herrschaftsstrukturen wild durcheinander gewürfelt. Der spanische König Karl IV. hatte die Regierungsgeschäfte seiner Frau Maria Luise und deren Liebhaber Manuel de Godoy überlassen und ging lieber seinem Hobby, der Jagd, nach. Er wurde von Napoleon zum Abdanken genötigt, und sein Sohn Ferdinand VII. zum Regenten erklärt. Dieser war bedauerlicherweise ein arg sensibler und gequälter Charakter. Innerlich von Ängsten getrieben, wurde er vom Volk zuerst begeistert empfangen, herrschte jedoch über die Bevölkerung alsbald mit brutaler Gewalt, Inquisition und Folter. Durch seine extreme Herrschaft verspielte er es sich mit den eigenen Bürgern und den anderen europäischen Monarchien. Es kam zu Bürgerkriegen, was einerseits die Staatskasse durch die Ausgaben für das Militär stark belastete, durch die Unabhängigkeitsbestrebungen seiner Kolonien fehlte es Spanien gleichzeitig an dortigen Staatseinnahmen.

Durch die innere Zerrissenheit mag die spanische Krone sich nicht so sehr um die Unabhängigkeitskämpfe in Lateinamerika gekümmert haben – tatsächlich fühlte sich das Heer derart vernachlässigt, dass es 1820 zu einer Rebellion bei den Soldaten gab, die für die Bekämpfung der Aufständischen in Amerika designiert waren.

Bolívar hingegen warb im Umland um Unterstützung und drang in Angostura ein, machte diese Stadt sogar zum Zentrum seiner Unternehmungen, eben jene Kommune, die für unseren Ben Siegert bald ebenfalls zum Lebensmittelpunkt wurde. Im September 1821 gründete Bolívar die Republik Großkolumbien (der neue Staat umfasste Venezuela, Ecuador und Neugranada) und wurde deren Präsident. 1822 traf er sich mit General José de San Martín, der die Unabhängigkeitskriege in Argentinien, Chile und Peru geführt hatte. Jener hatte in Peru heftigem Widerstand entgegentreten müssen, der durch seine innenpolitischen Maßnahmen eher verstärkt wurde. Klugerweise übertrug er deshalb Simón Bolívar die Vollendung der Unabhängigkeitskämpfe. Und dieser brachte die Streitigkeiten tatsächlich zum Abschluss, wurde im Februar 1824 zum Herrscher von Peru erklärt und reorganisierte die politische und militärische Ausrichtung des Landes. Im selben Jahr besiegte er mithilfe des Deutschen Otto Philipp Braun und des Generals Antonio José de Sucre im August die spanische Kavallerie und im Dezember bei Ayacucho die letzten spanischen Streitkräfte, woraufhin die spanische Armee Südamerika endgültig verlassen musste. Übrigens waren Bolívar und Sucre enge Vertraute und blieben ihr ganzes Leben lang befreundet.


Otto Philipp Braun, Großmarschall von Montenegro (1798 -1869), Deutscher Unabhängigkeitskämpfer. Holzstich eines unbekannten Künstlers


La Guaira, Venezuelas Zoll- und Handelszentrum mit Hafen

Angostura

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