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VOM BANKIER ZUM BANKER

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Von den 929 Wiener „Millionären“ des Jahres 1910 bezeichneten sich 82 als Bankiers oder Bankinhaber. Nicht alle, die man aus heutiger Sicht dem Bankgeschäft zuordnen würde, sahen sich in ihrem damaligen Selbstverständnis als solche: Die Schoeller bezeichneten sich als „Großindustrielle“, die Miller-Aichholz und die Gutmann als „Händler“. Die Ephrussi hingegen, die im Großhandel ihr Vermögen gemacht hatten, verstanden sich 1910 bereits als „Bankgeschäftsinhaber“. Manche Bankiers und Kreditvermittler nannten sich bloß „Büroinhaber“ oder „Hypothekenvermittler“. Das Wiener Adressbuch, der Lehmann, unterschied bei den Bankiers zwischen Bankhäusern, Geldwechslern und Kommissionshändlern mit Börseeffekten.

Bei den Bankhäusern gab es Aktienbanken und Privatbankiers. Während die Aktienbanken als publikationspflichtige Institute gut dokumentiert sind, ist von den Privatbankiers oft nicht viel mehr als eine Adresse bekannt. Man meint fast, 1910 sei ihre Zeit bereits vorbei gewesen. In Wahrheit war es ihre letzte große Blüte. In Wien zählte das Bankiersbuch um 1910 etwa 230 Banken und Bankiers, davon 21 Aktienbanken und 192 Privatbankiers.30 Die Wirtschaftsgeschichte hat bislang ihr Augenmerk viel zu sehr auf die Aktienbanken gelegt, deren Jahresergebnisse und Beteiligungen in den Zeitungen viele Seiten füllten, während die Privatbankiers im Hintergrund diskret ihr Geld verdienten und verwalteten.

Traumzeit für Millionäre

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