Читать книгу Stadt der Sünde - Romy G. - Страница 11

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Kapitel 7

Pünktlich fünf Minuten nach 22 Uhr klingelte es an meiner Tür. Ich öffnete sie und eine sehr rockig wirkende Samira trat herein. Ich ließ einen kleinen Pfiff ertönen. Ihr Outfit war heiß. Sie hatte sich für ein schwarz-weißes Top entschieden und einen dazu passenden Minirock gewählt. Mein Rock war doppelt so lang. Aber ich wollte diesmal ja auch nicht so sehr auffallen. Trotz allem ergänzten sich unsere Stile ganz gut und mir gefiel ihr Geschmack sehr. Auch sie machte eine Bemerkung in diese Richtung, drängte aber gleich darauf, dass wir losgingen. Ich nahm noch schnell meine Kamera, dann machten wir uns auf den Weg.

Als ich ihr sagte, dass ich unerwartet meine Bahn-Card schon bekommen hatte, war sie erst überrascht. Aber dann fand sie es einfach nur noch praktisch und wir fuhren mit der U-Bahn los, in der die Atmosphäre ganz anders war als am Tag. Wieder fiel mir auf, dass die Leute gleich anders gekleidet waren, nachdem wir die blaue Zone verlassen hatten. Aber mir fiel auch sofort auf, dass wir wohl nicht die einzigen waren, die zum Konzert fuhren. Ich sah viele verschiedene Stile, aber alle waren ausnahmslos sehr individuell. Manche hatten sogar richtigen Cosplay-Charakter, so als wären die Kostüme eigens für dieses Event angefertigt worden. Diesmal fiel ich nicht wegen meiner Kleidung auf, aber viele starrten meine Kamera an. Deswegen traute ich mich nicht, die ausgefallenen Outfits zu fotografieren und bedauerte langsam, dass ich keine geeignete Kameratasche mitgenommen hatte. Ich hoffte, dass ich mit der Kamera in den Club hinein kam. Als ich meine Sorge mit Samira teilte, winkte sie aber ab. Sie kannte ja die Besitzerin, das würde kein Problem sein. Das hatte ich ja schon fast wieder vergessen – Samira und ihre Kontakte.

Wir stiegen aus und gingen zur Bar. Sie sah eher wie ein Club aus und wir stellten uns in der kurzen Warteschlange an.

Eins fiel mir auf, während ich mir die Leute so ansah, die vor und hinter uns standen: Sie trugen sehr unterschiedliche Kleidungsstile. Ich wusste also nicht, welche Art von Konzert mich erwartete. Die unterschiedlichen Kleidungsstile waren keiner bestimmten Musikrichtung zuzuordnen. Eigentlich wollte ich mich überraschen lassen, aber die Neugier siegte.„Was für eine Band ist das eigentlich und was singen sie so?“ , fragte ich Samira.

Obwohl ich dachte, ich hätte die Frage recht leise gestellt, sahen die zwei Mädels vor uns plötzlich mit sehr skeptischem und fast schon angewidertem Blick zu mir. War wohl ungewöhnlich, wenn man hier anstand und kein Fan war.

Samira grinste aber nur und antwortete fröhlich wie immer.

„Ui, die Band ist wirklich sehr cool. Witzig und sehr, sehr heiß. Der Sänger ist der Oberhammer und der Bassist sehr lecker. Aber auch die Schlagzeugerin ist hammersexy. Alle sind immer mega gut drauf. Du wirst dich ganz sicher amüsieren. Ich finde sie so klasse, weil sie immer das Publikum gut einbinden. Man hat immer jede Menge Spaß mit der Band.“Jetzt wusste ich zwar ein wenig mehr über die Band, aber nicht über deren Musikstil. Als Samira meinen immer noch neugierigen Blick bemerkte, ergänzte sie lachend:„ Ach so, der Musikstil. Das ist schwierig zu beschreiben. Ich finde, aus fast jeder Musikrichtung ist etwas dabei. Sie haben viele rockige, punkige Lieder. Aber auch Balladen, jazzige oder Elektro-Elemente. Viel Beat und Gefühl. Und meistens haben die Texte was Zweideutiges. Aber nicht unbedingt sexuell, meistens eher witzig oder keine Ahnung … mehrdeutig halt. Du findest dich oft wieder in den Texten und musst einfach loslachen. Jedes Lied kann man meistens auf verschiedene Situationen oder Lebensphasen anwenden und deswegen sind sie so toll.“

Langsam merkte ich, dass Samira wohl auch ein Fan von der Band war. Sie schwärmte jedenfalls sehr stark, auch für ihre Verhältnisse. So reife Worte hatte ich noch nie von ihr gehört. Da fiel mir wieder meine Frage zu ihrem Alter ein. Aber ich fand den Moment gerade unpassend und verkniff mir die Frage.

Der Einlass hatte vor ein paar Minuten begonnen und endlich setzte sich die Schlange in Bewegung. Weil wir recht früh angekommen waren, passierten wir den Eingang innerhalb weniger Minuten. Samira zog mich Richtung Tribüne, aber ich wollte vorher noch ein Bier haben, bevor die Bar völlig voll war. Außerdem konnte ich später kaum noch etwas trinken, da brauchte ich ja beide Hände zum Fotografieren. Sie nickte widerwillig, aber sie wollte schon zur Bühne vorgehen. Ihre Vorfreude war wohl sehr groß, oder sie wollte noch sehen, ob Bekannte da waren. Jedenfalls machte sie sich schon auf den Weg. Ich holte mir einen Becher Bier, Gläser wurden hier nicht verteilt. Dann sah ich mir den Saal genauer an. Er war ziemlich groß für eine Bar. Es glich auch mehr einer Konzerthalle. Links und rechts waren Tresen aufgebaut für die Bewirtung, vorne in der Mitte die Bühne. Ich schätzte, dass hier ungefähr 200 bis 300 Leute hinein passen würden. Ich war gespannt, ob es wirklich so voll werden würde heute Abend. Links und rechts von der Mitte der Halle aus gesehen gab es mehrere kleine Erhöhungen. Einige hatten Pole-Dance-Stangen. Sie erinnerten mich an meinen früheren Laden. Ich vermutete, sie waren auch dazu da, damit die Fans rauf springen konnten, ein wenig Spaß hatten und als kleinen Bonus eine bessere Sicht über Publikum und Bühne bekamen. Wenn ich auf eine der Erhöhungenhinaufkam während des Konzerts, müssten das supergute Fotos abgeben. Aber keine Ahnung, ob ich dazu eine Chance bekam, ich vermutete, dass die Stangen wohl immer gut besetzt sein würden.

Nachdem ich mein Bier ausgetrunken hatte, entsorgte ich den Becher und ging wieder Richtung Samira. Also dahin, wo ich sie vermutete. Der Saal war in der Zwischenzeit voller geworden und ich musste mir meinen Weg Richtung Bühne bahnen. Ich fand sie dann doch recht schnell, diese feuerroten, langen Locken fielen auch hier gut auf. Natürlich war sie schon wieder mit zwei, drei Frauen im Gespräch. Mir fiel auf, dass das weibliche Publikum sehr stark vertreten war. Ich sah nur wenige Männer. Und vorne an der Bühne waren fast nur Frauen. Als mich Samira bemerkte, winkte sie mich zu sich und machte mir den Weg frei, in dem sie nach mir rief und alle anderen machten mir Platz. Natürlich stellte sie mir die Frauen vor, aber mittlerweile kam aus den Boxen neben der Bühne Musik und ich verstand die Namen nicht wirklich. Sie brüllten Samira noch etwas ins Ohr und sie antwortete genauso so laut zurück. Ich verstand nur Wortfetzen. Ich glaubte, sie wollten wissen, wer ich genau war. Aber ich hörte nicht, was Samira antwortete. Es war noch ein wenig voller geworden und die Bühne wurde jetzt beleuchtet. Die Meute jubelte drauf los, sodass ich mir kurz die Ohren zuhalten musste und dann kam auch schon die Band auf die Bühne. Eine Vorband gab es anscheinend nicht, denn die Musiker begrüßten gleich die Fans und rissen die ersten Witze. Ich wurde jetzt weiter nach vorne geschoben, versuchte aber mir Platz zu schaffen, damit ich Freiraum für meine Kamera hatte. Tatsächlich stand ich gleich neben einer der Erhöhungen und natürlich war die kleine Plattform gleich von drei springenden und kreischenden Fans belagert. Daher hörte ich die ersten Worte der Band nicht. Trotzdem schoss ich schon ein paar Fotos, damit ich die Lichtverhältnisse ausloten konnte. Erst nach fünf, sechs Versuchen hatte ich es geschafft und die Band gut beleuchtet. Der Sänger hatte kurzes schwarzes Haar mit einer Igelfrisur. Sein eng anliegendes T-Shirt betonte seinen Bizeps. Auch der Bassist hatte ein ausgeprägtes Sixpack, das man gut sehen konnte, da er gar kein Oberteil trug. Die Schlagzeugerin hatte ein heißes, kurzes rotes Kleid an und stand hinter dem Schlagzeug. Stehende Schlagzeuger kannte ich nicht so viele und weibliche gar nicht. Ich war gespannt, wie sie so spielte. Ihr langes, blondes, welliges Haar fiel ihr über die Schultern. Sie starteten das erste Lied und die Menge jubelte und hüpfte sofort mit. Die Atmosphäre war sofort super-gut und man spürte, dass die Band von Anfang an sehr gut gelaunte Fans hatte.

Ich schoss weiter Fotos während sie spielten und versuchte dem Text zu lauschen. Wie Samira gesagt hatte, waren sie sehr witzig und ausgelassen. Mir gefiel das erste Lied richtig gut. Und auch die nächsten Songs waren ganz mein Geschmack. Obwohl sie vom Stil her recht unterschiedlich waren, gingen sie gut ins Ohr und machten Lust auf mehr. Nach dem fünften Lied sprach der Sänger wieder ein paar Worte zu den Fans. Er sagte, es gäbe Freischnaps für jeden, denn heute wäre sein Geburtstag. Die Menge jubelte und die Tanzfläche wurde kurzzeitig leerer, als viele zu den zwei Bars strömten und ihren Freischnaps einforderten. Währenddessen witzelte die Band weiter auf der Bühne herum. Der Humor war derb und anzüglich. Es fielen öfter die Wörter Titten und Vögeln, aber das passte zur Band. Ich nutzte die Gelegenheit und erklomm das Podest neben mir, das jetzt nur noch einen Fan beherbergte. Sie machte mir unwillig Platz, wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ich ihren Freundinnen den Platz wegnahm. Aber als sie meine Kamera sah, brüllte sie mir ins Ohr, dass sie gerne die Fotos hätte. Ich nickte nur und konzentrierte mich wieder auf die Band.

Als die Fans langsam wieder zurück strömten, war die Stimmung noch ausgelassener. Ich wusste nicht, ob wegen des Alkohols oder weil die Band weiter herum alberte. Jedenfalls hörte man viel Gelächter und Jubelschreie.

So ging der Abend weiter. Meinen Platz auf den Podest machte mir keiner mehr streitig. Die drei Frauen wechselten sich immer mal wieder ab neben mir dort oben, aber ansonsten ließen sie mich in Ruhe. Nach einer Stunde machte die Band wieder eine musikalische Pause, aber diesmal verlangten sie eine La-Ola-Welle.Der Leadsänger lachte und sagte dann in einem ernsteren, fast schon bedrohlichen Tonfall:

„La-Ola-Wellen kann ja jede Band von ihren Fans verlangen, das ist ja langweilig. Ich will mal was anderes mit euch probieren heute. Ich sehe, wir haben viele weibliche Fans heute. Kommt doch mal alle nach vorne und lasst die Männer hinter euch.“

Es entstand ein wenig Bewegung im Saal, die meisten Frauen waren eh schon vorne, so kehrte nach zwei Minuten wieder Ruhe ein und die Fans lauschten gierig den nächsten Worten.

Der Sänger grinste und nickte.

„Sehr gut, und jetzt bin ich gespannt. Da ich heute Geburtstag habe, dachte ich mir, dass ich mir was von euch wünschen könnte. Die meisten wissen ja, dass ich Kuscheltiere oder Rosen oder sowas gar nicht mag als Bühnengeschenk. Aber etwas anderes. Meine lieben weiblichen Fans, zieht doch mal alle für mich eure Oberteile aus.“

Ohne zu zögern taten es fast alle Frauen. Die, die ein Kleid anhatten, zogen ihre Träger nach unten oder machten ihren Reißverschluss auf. Dadurch, dass alle Männer hinten standen, konnte nur die Band diesen Anblick genießen.

Der Bassist fing an seine Seiten zu zupfen, um noch mehr Dramatik in die Szene zu bringen. Der Sänger wartete und fixierte immer mal wieder Fans, die sich noch nicht ihres Oberteils entledigt hatten, bis sie unter seinen Blick dahinschmolzen und nachgaben. Als sein Blick auf mir hängen blieb zeigte ich entschuldigend auf die Kamera. Er schüttelte den Kopf. Mist, ließ er wohl nichts gelten. Also seufzte ich und zog mir auch mein Top aus.

Dann nickte er zufrieden.

„So, das gefällt mir schon mal ganz gut.“

Der Lichtspot glitt durch den Saal und die Fans jubelten, wenn er sie erfasste.

Dann donnerte plötzlich die Stimme durch den Saal.

„Genug! Spot aus. Und ein wenig das Licht dimmen!“

Der Spot ging aus und das Licht wurde gedimmt. Ich fluchte innerlich, ließ mein Top fallen und fummelte an meiner Kamera rum, um die Einstellungen zu verändern.

„So, und jetzt zu meinem wahren Geschenken! Ich wünsche mir von euch einen BH-Regen! Jetzt! Werft sie mir auf die Bühne, sie sollen nach euch duften!“

Ein-,zwei Sekunden passierte gar nichts. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Dann gab es Jubelschreie und Gequietsche in der Menge und die ersten BHs wurden auf die Bühne geworfen. Gleich danach kamen etliche hinterher. Der Sänger trat an den Rand, breitete die Arme aus und tatsächlich schafften es einige, ihre BHs über ihn zu werfen, sodass er damit wie ein Kleiderständer am ganzen Körper mit behangen war. Auch über seinem Gesicht hingen zwei halb über seine Augen und er biss in einen hinein. Ich richtete die Kamera auf die Szene und fing dieses Bild ein. Ich lachte und versuchte auch, Fotos von den weiblichen Fans zu schießen, ohne wirklich die Brustwarzen einzufangen. Einige hielten sich die Brüste zu, aber viele sprangen weiter ungeniert mit nacktem Oberkörper und winkten und jubelten dem Sänger zu. Die ganze Szene war so witzig und irreal. Der Bassist spielte jetzt eine lustige Melodie und die Schlagzeugerin stieg lachend mit ein.

Der BH-Regen ließ langsam nach und der Sänger erwachte aus seiner Erstarrung und umarmte sich selbst, während er die BHs auf seinen Armen mit einschloss. Dann führte er ein Dutzend davon zu seinem Gesicht und atmete tief ein. Danach riss er die Arme hoch und schrie:

„JAAAAA! Danke! Danke, meine treuen Fans. Das war das schönste Geschenk, was ihr mir heute machen konntet. Ich freue mich wirklich sehr. Und als Geschenk an euch ein neues Lied von mir. Extra für euch komponiert!“

Damit begann der nächste Song. Einige tanzten einfach weiter. Es war heiß im Saal und die Luft auf der nackten Haut tat gut. Aber die meisten zogen dann doch wieder ihr Oberteil an und feierten so weiter. Auch ich suchte mein Top, bemerkte es aber am Boden. Da ich Angst hatte, den Platz zu verlieren, wenn ich hinunterging, blieb ich ohne Oberteil. Meinen BH hatte ich ja nicht dem Sänger geopfert, deswegen fühlte ich mich nicht ganz so unwohl und ein paar Lieder später hatte ich es ganz vergessen.

Irgendwann war meine Speicherkarte annähernd voll und ich tanzte mit den Fans zusammen zu den guten Songs. Es machte Spaß und mir gefiel der Abend richtig gut, auch wenn ich Samira nicht mehr sah. Doch drei Lieder später verabschiedete sich die Band langsam. Sie machten noch zwei Zugaben und verließen dann mit ein paar Scherzen die Bühne. Ich kletterte von meinem Podest und hielt Ausschau nach Samira, fand sie auch nach ein paar Minuten. Sie war total durchgeschwitzt und schwärmte von der Band und dem Konzert. Es sei eines der besten Konzerte gewesen. Ich war auch gut gelaunt, aber auch langsam ganz schön erschöpft. Auf meine Frage hin, ob wir bald gehen könnten, sah sie mich nur grinsend an.

„Willst du dir dein Oberteil dazu nicht wieder anziehen?“

Ich sah an mir herunter und kicherte. Das hatte ich ja ganz vergessen. umrundete es dreimal, fand das Top aber nirgends. Ich ging wieder zurück zu Samira, die in ein Gespräch mit einer schwarzhaarigen Dame verwickelt war. Samira sah mich fragend an, als ich näher kam und ich zuckte die Schultern.

„Muss wohl jemand mitgenommen haben.“

Sie grinste, zeigte dann aber auf die Dame.

„Das ist übrigens die Besitzerin dieses netten Etablissements. Ich hab ihr schon erzählt, dass du von deiner VIP-Position aus Fotos geschossen hast.“

Die Dame drehte sich zu mir um und hielt mir geschäftsmäßig die Hand hin. Jetzt errötete ich doch ein wenig darüber, dass ich hier einer potenziellen Interessentin für meine Fotos halb nackt gegenüber stand. Glücklicherweise war es noch so dunkel in der Halle, dass man meine Schamesröte sehen konnte.

„Layal Kadira mein Name. Dürfte ich mir die Fotos mal ansehen?“ Sie sah auf meine Kamera und hielt ihre Hand hin. Ich übergab sie ihr und sie sah sich auf dem Vorderdisplay der Kamera die Bilder kurz an. Nach dem Durchblättern von zirka 20 Stück, nickte sie.

„Ja, die könnten ganz gut geworden sein. Kannst du mir die Speicherkarte überlassen?“

Ich schaute sie überrascht an. Sonst bearbeitete ich Fotos immer und gab sie dann ein paar Tage später in stark dezimierter Form heraus. Kein Kunde wollte sich eigentlich durch 300 Fotos quälen und die besten selbst selektieren. Als sie meinen verwirrten Blick bemerkte, ergänzte sie noch:

„Ich brauche die Fotos gleich morgen. Eine Zeitung hat angefragt und die Fans freuen sich, wenn sie auf unserer Website zeitnahe Fotos sehen. Sogar die Band hat angefragt. Der Sänger hat dich mit der Kamera gesehen und war neugierig auf deine Fotos. Du bekommst einen guten Preis dafür. Sagen wir 800? Die Speicherkarte lasse ich dir morgen wieder zukommen. Die Fotos gehören natürlich dir und du wirst auch überall erwähnt werden. Samira meinte, dass du Werbung gebrauchen könntest.“

Samira zwinkerte mir zu und ich nickte ein wenig überwältigt und überrumpelt. Das Geld war überraschend viel dafür, dass ich einen Abend Spaß mit einer Band hatte und gleichzeitig meinem Hobby nachgehen konnte. Es hatte sich nicht wie Arbeit angefühlt. Ich öffnete einen Schlitz in meiner Kamera und übergab ihr die Speicherkarte. Sie nickte wieder und nahm sie entgegen. Dann bedankte sie sich bei mir und lächelte noch einmal Samira an, als sie sich verabschiedete. Als sie gegangen war, stupste mir Samira mit ihrem Ellenbogen in die Seite.

„Na, das lief doch wie geritzt oder?“

Ich nickte noch immer sprachlos. Dann lächelte Samira mich verschmitzt an.

„Okay, ab nach Hause. Hmm … aber so ohne Oberteil wird das ja spannend. Meins gebe ich dir nicht, dass das schon mal klar ist. Wie willst du jetzt nach Hause? Ich begleite dich natürlich.“

Ich überlegte kurz, was jetzt wohl am besten wäre. Ein Taxi gab es hier ja nicht.

Umfrage 7: Wie geht Luca nach Hause? Das stand zur Auswahl:

1 Mit der U-Bahn, das ging wenigstens schnell.

2 Nach Hause laufen, dunkel und weniger Leute.

3 Ich wollte so nicht nach Hause, ich brauchte irgendwas zum Anziehen!Ergebnis Kapitel 7 – Hättest du das Gleiche gewählt?

Eine Umfrage der Leser ergab, dass mehr Erotik-Szenen gewünscht wurden. Über die Hälfte wollte es sogar noch expliziter. Ich hab mich also angestrengt.

Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für die U-Bahn. Das ging wenigstens schnell und ich konnte auf den dunklen Straßen nicht irgendwie doof angemacht werden. Ich teilte Samira meine Entscheidung mit und sie nickte. Dann gingen wir auch schon los. Nachdem wir aus der Bar herausgetreten waren, stupste jemand Samira auf die Schulter. Es war – wie nicht anders zu erwarten – eine Frau und ich nahm an, dass es wie immer eine Bekannte von ihr war. Doch Samira wurde blass, als sie die Frau sah, und ich war mir nicht sicher, ob sie sich freute, sie zu sehen.

Die Frau lächelte und kam mir bekannt vor. Es ratterte kurz in meinem Kopf und dann erkannte ich sie, bevor sie den Mund aufmachte. Es war die Schlagzeugerin der Band!

„Hey, du bist doch Samira, wenn ich mich nicht irre, oder? Du bist einer unserer langjährigen Fans und schreibst immer fleißig Posts auf unserer Homepage und bei Facebook. Ich erkenne dich von den Fotos dort wieder. Stimmt doch, oder?“

Sie nickte nur langsam mit großen Augen und ich merkte, dass es nicht Unwohlsein war, was sich in Samiras Blick spiegelte, sondern Ehrfurcht. Diese total stille und erblasste Samira brachte mich fast zum Lachen. So kannte ich sie gar nicht. Aber die Schlagzeugerin redete einfach weiter.

„Du fragst dich bestimmt, wieso ich dich anspreche, jetzt so aus heiterem Himmel. Wir sind für ein paar Tage in der Stadt. Ist ja echt krass euer Konzept hier mit den Zonen, das fanden wir so spannend, das wollten wir uns mal ein paar Tage reinziehen. Das Problem ist nur, dass eure Stadt irgendwie gar keine Hotels hat. Wundert mich auch echt gar nicht, bei euren Einreisebestimmungen, ist ja gesicherter als Fort Knox hier. Wir haben nur eben keine Unterkunft und ich hab wenig Lust im Tourbus zu schlafen. Würdest du als treuer Fan unserer Band mich vielleicht ein paar Tage bei dir übernachten lassen? Ich würde mich auch erkenntlich zeigen.“

Sie zwinkerte Samira zu und in dem Licht der Laterne sah die jetzt wirklich kalkweiß aus. Auch die Schlagzeugerin merkte, dass mit Samira gerade nichts anzufangen war und gab ihr ein paar Sekunden. Sie drehte sich zu mir.

„Und wer bist du? Eine Freundin von Samira?“

Ich nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf.

„Ja, so könnte man es sagen, aber wir kennen uns erst seit gestern.“

Sie zeigte auf meine Kamera.

„Du hast uns fotografiert, ne? Sind wir dabei gut weggekommen?“

Ich druckste ein wenig herum und meinte dann aber, dass ich die Fotos schon abgeben musste und gar nicht wusste, ob sie gut geworden waren. Sie freute sich aber, als sie hörte, dass die Band sie zeitnah zu sehen bekommen sollte.

„Und bist du auch ein Fan von uns? Du hast mir deinen Name noch nicht verraten.“

„Luca heiße ich. Nein, eigentlich habe ich euch heute zum ersten Mal gesehen und ich muss zugeben auch das erste Mal überhaupt etwas von euch gehört. Samira hat mich heute Abend spontan eingeladen zu eurem Konzert.“

Sie zeigte einen überraschten Gesichtsausdruck.

„Wie, du kanntest uns vorher gar nicht? Und wie hat dir das Konzert dann gefallen?“

„Sehr, sehr gut. Die Texte und der Stil sind genau mein Geschmack. Mich hat es ehrlich gesagt gewundert, dass ich euch noch nicht kannte. Ich bin froh, dass mich Samira mitgenommen hat. Und übrigens war ich erstaunt, dass du im Stehen spielst. Ich kenne nicht sehr viele stehende Schlagzeuger und erst recht keine weiblichen.“

„Ach, jetzt lob hier nicht so viel, da werd ich ja ganz rot.“

Sie umarmte mich leicht von der Seite und das war dann wohl die Geste, die Samira brauchte, um aus ihrer Schockstarre zu kommen.

„JA! Ja, natürlich kannst du bei mir übernachten! Das ist kein Problem!“

Die Schlagzeugerin drehte sich wieder zu Samira. „Super, das freut mich echt. Ich wusste, ich kann mich auf unseren treuesten Fan verlassen!“

Ich musste Samira die Tage unbedingt mal nach dem Namen der Band und der Mitglieder fragen. Ich hatte sie zwar hundertfach schreien hören beim Konzert, mir aber weder genau gemerkt, wie wer hieß, noch konnte ich mir vorstellen, wie die Band geschrieben wurde. Sonst hätte ich ja Google befragen können.

Die Schlagzeugerin entließ mich aus ihrer halben Umarmung. Gerade rechtzeitig, denn plötzlich hatten noch andere Fans bemerkt, dass sie sich unters Volk gemischt hatte. Einige Frauen kamen aufgeregt an und wollten ein Autogramm. Ich begann langsam zu frieren und versuchte Samira zu signalisieren, dass ich loswollte. Sie war noch gefangen in der Situation und von dem Anblick ihres Idols, aber nach zwei Minuten und einem Schultertippen versuchte sie, die Schlagzeugerin zum Losgehen zu animieren. Noch einmal zehn Minuten später starteten wir dann endlich. Ein kleiner Schwarm von Fans folgte uns. Ob sie nun auch zur U-Bahn wollten oder nur ihrem Idol hinterherliefen, wusste ich nicht. Aber ich war sichtlich genervt von der Situation. Sie drängten mich immer weiter ab und da ich nicht in der Fantraube mitlaufen wollte, hielt ich mich ein wenig abseits. Das fühlte sich fast so an, als würde ich alleine nach Hause gehen, Samira war weit weg und ihre Aufmerksamkeit galt natürlich nicht mehr mir und meinem Problem mit dem Oberteil.

Am Bahnsteig angekommen stieß dann ein Fan mit mir zusammen und sah mich finster an.

„Na, du machst dich ja ganz schön ran, nur mit BH bekleidet.“

Ich blickte böse zurück.

„Ich hab wenigstens einen an!“ Dabei tippte ich auf ihre sich unter dem T-Shirt hart abzeichnenden Nippel. Sie quickte und hielt sich ihre Brust. Aber dann sah sie mich nur nochmal böse an und gesellte sich wieder in ihre Fantraube. Ich stellte mich jetzt noch ein paar Schritte weiter weg, damit man deutlich merkte, dass ich nicht dazu gehörte. Als die U-Bahn kam, stieg ich erleichtert ein, zwei Türen von Samira entfernt. Ich blieb in der Tür stehen und als sie sich schloss, hörte ich zwei halb angetrunkene Männer hinter mir.

„Na, wie heiß ist die denn? Und der BH ist ja auch echt heiß. Schwarze Spitze, hmm, genau mein Ding.“

Ich rollte entnervt die Augen, aber die beiden Typen kamen näher und postierten sich links und rechts von mir.

„Willste nicht noch zu mir kommen Süße, ich hab dir so einiges zu bieten.“

„Nein, Mann, komm zu mir, ich hab genau das Richtige Gegenstück zu deinem sexy BH.“

Oh Mann, platter ging es ja nun echt nicht mehr. Diesmal würde ich mir aber nicht einfach alles gefallen lassen und wollte gleich das Stoppwort benutzen.

„Lasst mich in Ruhe! Oleander, klar?“

Sie guckten erst mich und dann einander verdutzt an. Dann prusteten sie los.

Der eine lachte sich schlapp und als er wieder halbwegs Luft bekam, presste er ein paar Worte hervor.

„Sollte das das Stoppwort sein? Oh Gott, ein Newbie, Kenny! Lass bloß die Finger von ihr!“

Ich wurde total rot im Gesicht und verschränkte die Arme. Ach Mann, war das nicht das Stoppwort? Es war doch eine Blume mit O … ich war noch nie gut mit Blumen gewesen. Dann fiel es mir wieder ein, ach ja, Orchidee. Aber da waren die Kerle schon lachend und prustend zur Tür gegangen und stiegen auch schon die nächste Station aus. Ich war erleichtert, aber diese Aktion war ja noch peinlicher gewesen als die Tatsache, nur mit BH nachts durch die halbe Stadt zu fahren.

Ich war froh, als wir nun die gelbe Zone verließen und es nur noch ein paar Stationen waren, bis ich aussteigen musste. Samira stieg zwei Stationen vor mir aus und winkte mir noch einmal freudestrahlend zu. Ich reagierte gar nicht und hielt mich nur weiter selbst umarmt. Ich wollte einfach nur noch nach Hause. Der kurze Fußweg zu mir verlief problemlos. Die Straßen waren wie leer gefegt und ich begegnete niemandem mehr.

Zu Hause fiel ich einfach in mein Bett. Ich hatte keine Lust mich zu waschen und wollte einfach nur meine warme Decke über mir haben und eingekuschelt einschlafen. Das gelang mir glücklicherweise auch nach ein paar Minuten.

Stadt der Sünde

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