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Kapitel 3

Als ich wieder an meine U-Bahnstation ankam, war es schon fast so weit, mich mit James zu treffen. Der Rückweg war unspektakulär. Es gab kaum Fahrgäste. Die Rush Hour musste schon vorbei gewesen sein. Ich setzte mich wieder in das Café und stellte fest, dass es gut wäre, wenn ich James’ Telefonnummer hätte. Dann könnte ich jetzt Bescheid geben, dass ich eine halbe Stunde zu früh war. So sah ich aus dem Fenster und träumte vor mich hin.

Nach fünf Minuten setzte sich jemand zu mir und ich schaute in der Erwartung, James zu sehen nach oben.

Umfrage 3: Wen traf ich als Nächstes? Das stand zur Auswahl:

1 Eine atemberaubende Schönheit mit rotem welligem Haar, die mich strahlend ansah.

2 Den Mann von gestern, der mit seiner Freundin in der Toilette rumgemacht hatte.

3 Den Kellner, der mich fragte, ob er seine Pause mit mir verbringen dürfe.Kapitel 3 – Hättest du genauso gewählt wie die meisten?

Außerdem durften die Leser Namensvorschläge für unsere Protagonistin vorschlagen und dann darüber gemeinschaftlich abstimmen. Sie haben sich für Luca entschieden.

Ich sah eine atemberaubende Schönheit mit rotem, welligen Haar, die mich strahlend ansah. Sie störte sich nicht an meinem irritierten Blick und deutete auf mein Armband.

„Du bist auch neu hier oder? Ich bin seit zwei Wochen hier. Und du? Ach, wo bleiben meine Manieren? Ich heiße Samira Hain.“

Sie hielt mir ihre Hand hin. Nachdem ich sie ein paar Sekunden perplex angesehen hatte, ergriff ich eher aus Routine, denn aus Überzeugung ihre Hand.

„ Mein Name ist Luca Cobalt.“

Sie schüttelte heftig meine Hand.

„Schön dich kennenzulernen!“

Sie strahlte mich immer noch an und ich fuhr verwirrt fort.

„Ich bin seit gestern hier.“

Sie sah mich erstaunt an.

„Wow, du sitzt hier so entspannt und ausgeglichen, da dachte ich, du bist schon länger hier. Oder weißt du etwa noch nichts über die Stadt?“

Mein Gesicht verfinsterte sich. Wurde ich eigentlich immer für ein naives, kleines Mädchen gehalten? Ich seufzte.

„Über die Zonen weiß ich einigermaßen Bescheid und ich habe sogar schon mit dem Bürgermeister gesprochen.“

Ihre Augen wurden groß.

„Wirklich? Er soll ja ein sehr … charismatisches Stadtoberhaupt sein.“

Sie rückte noch näher an mich heran. Langsam schon zu nah. Kannte hier niemand in dieser Stadt das Wort Distanzzone? Jedenfalls schien es niemanden zu interessieren, wenn man in fremde eindrang.

„Ja, eben gerade, um ehrlich zu sein. Charismatisch ist jetzt nicht der erste Begriff, der mir zu ihm eingefallen wäre …“

Sie sah mich erst irritiert an, lachte dann aber plötzlich schallend so laut los, dass ich zusammen zuckte und mich umsah. Aber niemand schaute zu uns.

„Haha, ja, ich habe auch gehört, dass er ein wenig merkwürdig sein soll. Klasse, dass du am zweiten Tag schon so einen Promi triffst. Ich hatte recht damit, mich zu dir zu setzen. Du sahst interessant aus und ich langweile mich sehr schnell. Ich wollte neue Kontakte knüpfen, aber die meisten Neulinge sind immer gleich so verschreckt.“

Bei ihrer Art war das kein Wunder, dachte ich. Aber irgendwie mochte ich sie. Das Wort, das mir zu ihr einfiel, war „Wirbelwind“.Trotzdem passte sie irgendwie nicht in diese Stadt. Ich schüttelte den Gedanken ab. Eigentlich war es doch gut, gleich eine Freundin hier zu finden. James war ja ganz nett, aber naja, ob ich mit ihm warm werden würde, da war ich mir sehr unsicher. Aber mit Samira konnte das ganz witzig werden.

Ich nickte und lächelte sie an und sie belohnte mich wieder mit einem wunderschönen Strahlen.

„Hast du Lust, heute Abend ein wenig tanzen zu gehen? Ich kenne schon ein,zwei Tanzschuppen, die ich ganz nett finde.“

Ich legte den Kopf schief.

„In der blauen Zone?“

Sie lachte.

„Das ist eine sehr gute Frage für einen Neuling. Ja, einer ist auch in der gelben, aber da müssen wir ja nicht hin, wenn du nicht willst.“

Ich grübelte kurz und nickte wieder.

„Nein, eigentlich bin ich neugierig, mich würde auch der in der gelben Zone interessieren.“

Sie schenkte mir schon wieder dieses mitreißende, begeisternde Strahlen. Meine Laune wurde immer besser. Und ich mochte sie gerade deswegen immer mehr.

„Oh, du gefällst mir jetzt schon. Mutig und offen. Ich freue mich auf heute Abend. Ich wollte noch einkaufen gehen, willst du mitkommen?“

Diesmal schüttelte ich den Kopf.

„Ich treffe mich gleich mit meinen Buddy hier.“

Sie fasste sich an den Kopf.

„Ja, Mensch, da hätte ich auch selbst draufkommen können. Ich würde dich ja schon vorher zu mir einladen, aber wollen wir uns nicht erst mal hier treffen und dann zu mir? Und danach los? Ich würde auch ein paar Häppchen zu Hause vorbereiten, damit wir nicht auf nüchternen Magen losgehen.“

Jetzt schien ich wohl zu strahlen. Denn Samira war ganz aus dem Häuschen auf Grund meiner Begeisterung, die man mir ansehen musste. Das bedeutete, ich musste nicht kochen oder etwas zu essen besorgen für heute Abend. Das kam mir gelegen.

Sie antwortete, ohne mich zu Wort kommen zu lassen.

„Na, dann ist es ja geritzt. 19 Uhr hier?“

Als ich bestätigte, sprang Samira auf, umarmte mich überschwänglich und war wie der sprichwörtliche Wirbelwind aus dem Café gefegt.

Ungefähr eine Minute später betrat James das Café und setzte sich zu mir.

„Hallo, wie geht’s dir? Gut geschlafen? Wartest du schon lange?“

So viele Fragen auf einmal. So aufgeweckt hatte ich James gar nicht in Erinnerung.

„Mir geht’s gut, bin nur ein bisschen durcheinander. Der Tag war schon sehr turbulent. Ein wenig warte ich auch schon auf dich, aber eine nette Dame hat mir die Zeit versüßt.“

James sah sich um, aber ich winkte ab. Ich erzählte ihm kurz von Samira und dann von meinem Treffen mit dem Bürgermeister. Er staunte nicht schlecht, genauso wie Samira.

„ Und er hat dir schon von den Zonen erzählt? Dann brauch ich ja nicht mehr alles wiederholen, oder?“

Ich nickte, schüttelte aber auch den Kopf.

„Na ja, wirklich aufschlussreich fand ich es nicht gerade.“

Er grinste.

„Das kommt alles mit der Zeit. Wichtig ist nur, dass du weißt, dass die rote Zone noch nicht so schnell von dir erkundet werden sollte.“

„Ja, danke. Aber wieso nicht?“

„Warte ab. Steigere dich erst mal von gelb nach grün und wenn du dann mehr willst, kläre ich dich über die rote Zone auf. Einverstanden?

Ich grummelte. Konnte hier denn keiner Klartext reden?

„Kann ich wenigstens wissen, was ich bei der gelben und grünen Zone beachten muss?“

„Sicher. Wichtig ist, dass du ausdrücklich nein sagst, wenn du etwas nicht willst. Mit ernstem Gesicht, wenn möglich. Es gibt ein Codewort. Wenn du das sagst und jemand macht weiter mit dem, was du nicht willst, dann ist das hier eine Straftat und wird sogar mit Rauswurf aus der Stadt bestraft. Das Codewort heißt Orchidee.“

Ich sah ihn entgeistert an. Ein Codewort? Sowas wie ein Stoppwort? Für was genau?

Er bemerkte meinen verwirrten Gesichtsausdruck und fügte hinzu.

„Du bist neugierig. Und mutig. Ich denke, du wirst schnell herausfinden, wie diese Stadt tickt. Vieles hört sich erzählt immer etwas dramatisch an. Aber diese Stadt liebt ihre Freiheit. Ich finde es gut, dass du jemand gefunden hast, mit dem du tanzen gehen kannst. Ich bin ehrlich gesagt nicht so der Disco-Gänger und ich denke nach diesem Abend wirst du ein bisschen mehr verstehen. Wenn du dann noch Fragen hast, kannst du sie mir stellen. Wir sehen uns aber frühestens übermorgen wieder. Bis dahin musst du alleine klar kommen. Ich gebe dir für den Notfall aber meine Telefonnummer. Das hätten wir eigentlich schon gestern machen sollen.“

Er gab mir seine Nummer. Dann verabschiedete er sich schon wieder mit den Worten, er hätte noch einen Termin. Also entweder war er viel beschäftigt oder er hatte ein Frage Limit und wenn das Maximum erreicht war, beendete er das Gespräch. Oder aber: Er hatte nicht nur mich als Newbie, sondern mehrere. Das wäre einleuchtend. Auch wenn James mich langsam mehr an einen Bewährungshelfer erinnerte, als an einen Buddy.

Ich seufzte und versuchte auf meinem Handy herauszufinden, wo ich Gardinen kaufen konnte. Dann suchte ich den Laden, kaufte mir schöne schwere, samtene Vorhänge und war den Rest des Tages damit beschäftigt, sie über meinem Fenster anzubringen, ohne eine Leiter oder eine Bohrmaschine zu haben. Mit Stühlen und Nägeln ging es dann halbwegs, aber mir war klar, dass das eher eine Notlösung war.

Ich freute mich auf den Abend und beschloss ein Bad zu nehmen, damit ich auch gut roch und mich sauber und glatt anfühlte. Ich mochte das Gefühl, frisch rasiert zu sein und fühlte mich gewappnet für den Abend. Ich suchte noch ein schönes Outfit aus. Gut, dass ich meine Kleiderkiste schon ausgepackt hatte. Ein schönes schwarzes Kleid mit silbernem Gürtel – dazu passten Stilettos perfekt. Noch schnell dazu eine nicht ganz so aufdringliche, aber kräftige Schminke. Und schwupps war ich bereit.

Ich machte mich mit klopfendem Herzen auf zum Café. Ich freute mich wirklich auf den Abend.

Stadt der Sünde

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