Читать книгу Evolution 5.0 - Selektion - Roy O'Finnigan - Страница 5

2. Unerwartete Entdeckungen

Оглавление

»Puh.«, stöhnt Sam. Mit einem wohldosierten Schwung aus dem Handgelenk lässt er die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Verschwitzt und erschöpft sinkt er auf den nächstbesten Stuhl nieder. Er greift nach der Wasserflasche auf dem Plastiktisch und trinkt den Rest mit einem Schluck aus.

Der Bunkerbesitzer sieht sich in ihrer kleinen Suite um. Die Einrichtung ist schlicht, funktionell und auf das Nötigste reduziert. Auch farblich wenig stimulierend. Erst jetzt wird ihm bewusst, dass seine Augmented Reality abgeschaltet ist.

»Enola, aktiviere CERP!«

»Das möchte ich lieber nicht.«, antwortet seine künstlich intelligente Assistentin. »Vilca hat mich vorhin gebeten sie abzuschalten.«

»Wieso? Sie ist doch gar nicht da. Vilca, bist du da?«, erkundigt er sich vorsichtshalber.

Keine Antwort. Zu sehen ist auch nichts von ihr. Um ganz sicher zu sein, müsste er ins Schlafzimmer gehen. Dazu ist er zu erschöpft. In Gedanken geht er den Tagesplan seiner Freundin durch. Ihre Tunnelgrabschicht endete vor vier Stunden. Danach gab sie Kampfsporttraining. Urs hatte tägliches Training für jeden durchgesetzt, inklusive Aya und trotz deren Proteste. Damit müsste sie mittlerweile aber fertig sein.

»Enola, wo ist Vilca?«

»Das darf ich dir nicht sagen. Hab etwas Geduld. Sie wird sich gleich bei dir melden. Möchtest du in der Zwischenzeit ein Bier?«

Sam betrachtet seine Assistentin. Mit einem eleganten Kostüm in Grau macht sie auf Business-Frau. Lediglich die violette Brille, ihr Markenzeichen, passt nicht so recht zu der biederen Garderobe. Er versucht aus ihrer Körpersprache oder Miene einen Hinweis auf den Verbleib seiner Freundin zu lesen, aber seine Sinne finden an dem makellosen Auftritt keinen Anhaltspunkt. Ihr Gesichtsausdruck ist neutral wie die Schweiz.

»Hey, was soll das? Du bist meine Assistentin, nicht ihre.«

»Ja, schon. Möchtest du wirklich kein Bier? Es steht im Kühlschrank und hat die perfekte Temperatur. Leider kann ich es dir nicht bringen. Mich gibt es ja nur virtuell. Ich hätte ja schon längst einen Roboter beauftragt, aber in unserem Bunker gibt es keinen. Hol dir eins. Danach bist du doch immer so schön entspannt.«

Dazu zeigt sie auch noch einen Werbespot. Der Erfinder runzelt die Stirn. Die Reklame zeigt Wirkung. Er stemmt sich von seiner Sitzgelegenheit hoch, stöhnt und schlurft zum Kühlschrank. Er ist prall gefüllt mit Lebensmitteln.

»Wenigstens darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Die Vorräte reichen für die nächsten fünfzig Jahre.«, brummt er. »Wird aber wenig nützen, wenn wir vorher aus lauter Langeweile sterben.«, führt er sein Selbstgespräch fort.

Sam zuckt schließlich mit den Schultern, greift sich eine Flasche, ploppt sie auf und nimmt einen langen Schluck. Gerade, als er dem prickelnden Nass nachspürt, wie es kühl seine Kehle hinab rinnt, bemerkt er ein Ziehen an seinem Bewusstsein. Er schafft es gerade noch, sich auf die Couch zu legen. Eine Sekunde später findet er sich auf einer Klippe wieder.

Er schaut hinunter. Wellen branden gegen die Felsen. Da unten kocht und brodelt es. Sein Blick wandert zum Horizont. Cyclone - so nennt er sich in der virtuellen Welt - begutachtet das Panorama. In diesem Holovers gibt es nur das Meer und die Felsklippe auf der er sich befindet. Er versucht aufzustehen und merkt, dass an seinem Körper etwas anders ist. Cyclone stutzt. Im ersten Moment ärgert er sich über die aufgezwungene Gestalt. Sein Avatar besteht normalerweise aus einer Lederhose mit Fransen, nacktem Oberkörper und langen schwarzen Haaren, die im Nacken zusammengebunden sind. Jedenfalls nicht aus einem Fischschwanz! Dann weiten sich seine Augen. Jetzt versteht er, wessen virtuelle Welt das ist und wo Vilca sich herumtreibt. Ein Gedanke drängt sich ihm auf, der ihn grinsen lässt.

»Na warte, ich habe auch eine Überraschung für dich.«, verkündet er und stürzt sich die Klippe hinab. Luftblasen markieren seine Eintauchspur, als er die Wasseroberfläche durchbricht.

Phire beobachtet ihren Freund, wie er unter Wasser auf sie zu schwimmt. Sie ist voller Erwartungen und gespannt, wie Cyclone reagieren wird. Ohne etwas zu sagen, küsst er sie, fasst sie bei den Handgelenken und legt sie ihr auf den Rücken. Sie spürt, wie sich etwas darum schlingt und ihre Hände fesselt. Es fühlt sich weich an, ist aber unnachgiebig wie ein Stahlseil.

Ihre erste Reaktion ist, die Verschnürung zu analysieren und aufzulösen. Schnell verwirft sie den Gedanken. Sie wollte Abwechslung von der täglichen Routine. Ein Abenteuer. Jetzt ist es da. Gespannt auf die neue Erfahrung beschließt sie mitzuspielen.

Phire spürt ihren Gefühlen nach. Die Fesseln machen sie wehrlos und sie ist ihm ausgeliefert. Trotzdem breitet sich eine wohlig kribbelnde Wärme in ihrem Körper aus. Sie genießt das Gefühl, sich ihm völlig hinzugeben. Ihm zu vertrauen. Sie betrachtet sein Gesicht. Sie kann den Blick nicht mehr von ihm abwenden, obwohl sie Gefahr läuft, in seinen Augen für immer zu versinken. Heute will sie sich darin verlieren und es ist ihr egal, was danach passiert. Irgendwie wird er sie schon wieder zurückbringen. Das ist jetzt sein Problem.

Er hat dunkelblaue Augen, genauso wie das geheimnisvolle Blau der Tiefsee. Die Farbe passt perfekt zu ihrer Umgebung unter Wasser. Die Sonne scheint leicht schräg auf die Wasseroberfläche und bricht sich darunter in Abertausenden glitzernden Sonnenstrahlen, die über dem Paar eine riesige Kuppel aufspannen. Lichtfinger brechen an der Oberfläche und schreiben unregelmäßige Wellenmuster aus flüssigem Licht auf ihre Körper. Im Schutz des Lichtdoms schweben die Liebenden eng umschlungen. Sie, eine Nixe mit smaragdgrünen Augen, blonden Haaren und rötlich schimmernder Haut, er ein Nix, durchtrainiert und mit schulterlangen schwarzen Locken.

In ihrer Umgebung tummeln sich Fische in allen Farben des Regenbogens. Auch silberne und goldene blitzen da und dort auf. Unter ihnen öffnet sich ein Abgrund aus dunkler werdendem Blau, der in die lichtlosen Tiefen des Meeres hinabführt. Niemand vermag zu ergründen, was sich dort unten verbirgt.

Langsam gleitet sein Mund ihren Hals entlang tiefer zu ihren Brüsten, während seine Hände ihre Pobacken umklammern. Seine Lippen und seine Zunge liebkosen ihre Brustwarzen für eine Weile, bis er spürt, wie ihre Nippel steif und fest werden. Dann gleitet er noch tiefer, bis er schließlich dort anlangt, wo sich die zentrale Weiblichkeit ihres Avatars im Holovers manifestiert. Sie hätte ihn gerne mit ihren Händen berührt, aber die Fesseln lassen es nicht zu.

Phire muss sich damit abfinden, dass er mit ihr machen kann, was er will. Es gibt kein Entrinnen. Unfähig etwas tun zu können, konzentriert sie sich umso mehr auf ihre Gefühle. Gerade das intensiviert ihre Empfindungen auf eine Art, wie sie es noch nie erlebte. Sie kostet die gesteigerte Reaktion ihres Körpers auf seine Zärtlichkeiten ungeniert aus.

Heißes Blut schießt in ihren Unterleib und die Erregung ergreift vollständig Besitz von ihr. Pure Lust breitet sich in ihr aus. Ihr Herz schlägt heftiger und auch ihr Atem beschleunigt sich. Unwillkürlich macht sie ein paar Schläge mit ihrer Schwanzflosse. Aber auch dadurch kann sie ihm nicht entkommen. Er folgt ihr und windet ein Band aus Wasser um ihre beiden Körper, um sie aneinanderzubinden.

Der Nix zögert den entscheidenden Moment hinaus, obwohl sie schon längst bereit ist, ihn zu empfangen. Sie kann ihre Erregung kaum mehr aushalten. Aber sie ist gezwungen, sich seinem Willen zu unterwerfen. Dann endlich macht er einen leichten Schlag mit seiner Schwanzflosse, um sein Gesicht wieder auf ihre Höhe zu bringen und sie zu küssen. Dabei legt er seine Hände sanft auf ihren Hals und Nacken.

Phire spürt seine Erregung. Als der Nix sich mit ihr vereint, durchfährt ein Stromstoß ihren Unterleib. Süße, heiß-brennende Lust breitet sich in ihrem ganzen Körper aus. Dann legt er eine Hand auf den Rücken knapp über ihren Po und drückt sie fest an sich. Gleichzeitig beugt er sich nach vorne, legt seine andere Hand mit sanftem Druck auf ihre Stirn und zwingt sie so, ihren Rücken und Kopf so weit zurückzubiegen, dass sie geradewegs in die geheimnisvolle Finsternis unter ihnen schaut.

Die Nixe gibt sich seinem Willen hin. Als sie kopfüber in den Abgrund schaut, breitet sich ein Kribbeln in ihrem Bauch aus, das sie aus ihrer Kindheit kennt. Es ist das Gefühl, aus einer sicheren Position heraus einer Gefahr ins Auge zu sehen. Sie weiß, solange er sie festhält, kann ihr nichts passieren. Dann beginnt er zu schwimmen und mit ihr im Arm in den Abgrund abzutauchen. Dabei kommen seine Stöße im Rhythmus der immer kräftiger und schneller werdenden Flossenschläge.

Cyclone spürt, wie Phires Erregung mit jeder Bewegung zunimmt. Sie hat die Augen geschlossen und stöhnt lustvoll bei jedem Schlag, mit dem sie nach unten gleiten. Je tiefer sie tauchen, umso dunkler wird es um sie herum. Phires Haare bilden einen wallenden Schleier, während sie dem Abgrund entgegenschwimmen.

Der Wasserdruck steigt stetig, aber ihre Nixenkörper sind damit vertraut. Das zunehmende Gewicht auf ihren Körpern kann ihnen nichts anhaben. Je finsterer es um sie herum wird, umso mehr fluoreszierende Meerestiere kommen zum Vorschein. Sie schwimmen auf einen mitternachtsblauen Himmel zu, der übersät ist mit Sternen, die majestätisch ihre Leuchtspuren über das Firmament ziehen.

Als er kaum noch ihr Gesicht sehen kann, drückt der Nix leicht mit seiner Hand auf ihren Rücken. Willig folgt sie seinem Befehl. Sie legt ihren Kopf in den Nacken und biegt ihren Rücken durch, so dass sie langsam in einem großen Bogen kurvend, beginnen wieder nach oben zu schwimmen.

Der Nix ist durch und durch erregt. Seine Hände ruhen auf ihren Pobacken. Es reizt ihn, wie sich ihr Gesäß unter seinen Händen im Rhythmus seiner Stöße hin und her bewegt. Ihre Oberkörper liegen eng aufeinander. Die Fesseln halten sie zusammen. Deutlich spürt er, wie ihre Brustwarzen gegen seinen Oberkörper drücken. Und er fühlt die Hitze auf seiner Haut, die von ihrem erregtem Körper ausgeht.

Mittlerweile sind sie wieder innerhalb der Lichtkuppel angekommen und kurz vor ihrem Höhepunkt. Er drückt sie noch fester an sich. Ihr Herz schlägt so heftig, dass er es spüren kann. Mit schnellen und kräftigen Flossenschlägen treibt er sie beide weiter nach oben und kurz vor Erreichen der Wasseroberfläche explodiert er.

Er erlebt ein Feuerwerk aus Lichtern und Farben und hätte platzen können vor Ekstase. Phire schreit gleichzeitig mit ihm auf. Mit dem Höhepunkt seines Orgasmus vermischen sich seine Gefühle mit ihren und sie werden eins. Er spürt, wie sich sein Samen in seinen Schoss ergießt - und ist kurz verwirrt.

Sie beglücken sich mit einem gemeinsamen Orgasmus und keiner kann mehr sagen, welche Empfindungen die eigenen sind oder die des Anderen. Sie hatten sich auf dem Höhepunkt ihres Liebesaktes noch nie so ineinander verloren. Nach einer Weile löst er die Fesseln und sie schlingt die Arme um seinen Körper. Cyclone und Phire treiben bewegungslos durch das Wasser, während sie zusammen ihre gemeinsamen Gefühle auskosten.

Es ist seltsam, Phire ins Gesicht zu blicken und zur selben Zeit sich selbst zu sehen. Noch verrückter ist es, gleichzeitig zu fühlen, was das Streicheln ihrer Brüste bei ihm auslöst und wie sie darauf reagiert. Irgendwie scheint die Übertragung zu den symbiotischen Nanobots in ihren Gehirnen durcheinandergekommen zu sein.

Im Moment verschwendet er keinen Gedanken weiter darauf, sondern genießt einfach diese sensationellen Emotionen. Schließlich beginnt ihr kollektiver Orgasmus abzuebben und langsam kehrt jeder in seinen eigenen Körper zurück. Cyclone empfindet die Trennung als einen großen Verlust und er kann in Phires Augen sehen, dass es ihr genauso geht.

Die beiden gleiten angetrieben von leichten Flossenschlägen noch eine Weile durchs Wasser und genießen das wohltuende Gefühl der Erschöpfung nach dem so intensiv empfundenen Glücksmoment. Widerstrebend verlassen sie das Holovers und kehren in die Realität zurück.

Später fragt Vilca:

»Was war das? Passiert das in der wirklichen Welt jetzt auch?«.

»Weiß nicht.«, grinst er. »Machen wir ein Experiment, dann wissen wir es.«

»Moment, Mister Lee, nicht so schnell.«, wehrt Vilca die Annäherungsversuche ihres Freundes ab.

Sam merkt gleich am Tonfall seiner Geliebten, dass das kein Nullachtfünfzehn-Akt wird. Er glaubt zu ahnen, was sie vor hat. Allerdings will er es ihr nicht ganz so leicht machen.

»Wieso nicht? Sonst kann es dir doch auch nicht schnell genug gehen.«

Vilca schüttelt den Kopf.

»Du bist das letzte Mal ziemlich kreativ gewesen. Weißt du, ich habe da auch ein paar Ideen.«.

»Oh, ich verstehe. Soll ich schon mal ein paar Schnüre holen?«

Vilca schüttelt wieder den Kopf.

»Wir brauchen keine Schnüre. Ich werde dich mit meiner Stimme fesseln.«

»Das ist aber nichts Neues. Von deiner Stimme war ich von Anfang an gefesselt.«

Vilca grinst, während sie sich langsam von ihm entfernt und sich auf das Bett setzt.

»Das freut mich zu hören,aber so habe ich das nicht gemeint. Du musst tun, was ich sage und du darfst auch nur das tun, was ich dir erlaube.«

Sam ist nicht überrascht. Im Gegenteil. Er hat erwartet, dass sich Vilca nach ihrem gemeinsamen Liebesabenteuer im Holovers etwas ausdenkt, um sich für die Fesseln zu revanchieren. Er ist gespannt, was jetzt kommt.

»Na gut, ich habe keine Ahnung, womit ich das verdient habe,«, tut er unschuldig, »aber für dich, meine Liebste, tue ich alles.«

Vilcas Lächeln wird immer breiter.

»Hmmmmmm«, summt sie lange. »Mal sehen, was du so drauf hast. Zieh dich aus!«

Sam will gerade anfangen, sein Hemd aufzuknöpfen, als sie ihn unterbricht.

»Nicht so. Ich will einen Striptease sehen. Und wehe, du turnst mich nicht an.«

Dabei schnippt sie mit den Fingern. Sofort ändert sich die Beleuchtung, passend zu ihrem Vorhaben. Sie hat auch die entsprechende Musik dafür vorbereitet. You Can Leave Your Hat On von Randy Newman. Eine Karaoke-Version. Vilca singt selbst und ahmt dabei die Stimme von Joe Cocker nach. Sinnlich räkelt sie sich auf dem Bett. Sie genießt es, dass Sam das ausführen muss, was der Liedtext vorgibt.

Ihr Freund spielt mit und legt eine Weltklasse-Show hin. Die Sängerin ist zufrieden mit dem, was ihr geboten wird. Auf dem Nachttisch ihres Bettes liegt ein Hut, den sie Sam zuwirft, nachdem er sein letztes Kleidungsstück abgelegt hat. Ungeniert betrachtet sie ihn eine Weile und fordert dann:

»Und jetzt zieh mich aus.«

Ihr Freund gehorcht. Vilca bleibt auf dem Bett liegen und genießt es, wie er ihre Bluse und den Rock aufknöpft und seine Hände über ihren Körper gleiten lässt, um sie auszuziehen.

Als sie völlig nackt auf der Matratze liegt, befiehlt sie ihm, sich mit auf dem Rücken verschränkten Armen vor das Schlafmöbel zu stellen. Danach küsst sie seinen Hals und arbeitet sich an seinem Körper entlang langsam bis zur realen Manifestation seiner Männlichkeit vor. Diesmal sind sie nicht im Holovers und Vilca ist sich der Tatsache, dass sie den echten Sam vor sich hat, mehr als bewusst. Sie spürt, wie sich seine Erregung immer weiter steigert und genießt das Gefühl, die Macht zu haben, ihn bis zum Äußersten stimulieren zu können ohne, dass er sich wehren kann. Dabei beobachtet sie ihn.

Für Sam wird es fast unerträglich. Er hat Vilca versprochen, ihren Befehlen zu gehorchen, aber jetzt steht er kurz vor dem Höhepunkt. Trotzdem muss er noch immer still stehen und darf sie nicht berühren. Sam stöhnt und vibriert am ganzen Körper. Vilca spürt sein Dilemma und hört auf. Sie wendet sich von ihm ab und streckt sich auf das Bett.

»Küss mich.«, fordert sie ihn auf.

Sam will sie umarmen, aber sie unterbricht ihn.

»Hände weg, nur küssen!«

Dann deutet sie nacheinander an diverse Stellen ihres Körpers, wo sie liebkost werden möchte. Als Sam sieht, welche Reaktionen das bei ihr auslöst und wie ihre Erregung zunimmt, beschließt er sich diese Stellen genau zu merken. Schließlich setzt sie sich auf und befiehlt ihm, sich auf das Bett zu legen und die Beine auszustrecken. Dann setzt sie sich mit dem Rücken zu ihm auf seinen Schoß. Während Vilca beginnt ihre Hüfte sanft hin und her zu bewegen, dreht sie sich zu ihm um und sagt:

»Du darfst mich jetzt berühren.«

Sie genießt es, in dieser Stellung uneingeschränkt die Kontrolle darüber zu haben, wie es weitergeht. Diesmal bestimmt sie über das Tempo und er muss sich anpassen. Genussvoll führt sie sich und ihn zum gemeinsamen Höhepunkt. Als es schließlich so weit ist, explodiert in ihrem Kopf ein Feuerwerk aus Gefühlen, Lust und Farben. Sie spürt, wie sich ihr Samen in ihren Schoss ergießt und ist verwirrt.

Wieder erleben die beiden einen vereinten Orgasmus. Keiner kann mehr sagen, welche Empfindungen wem gehören. Es ist genauso wie im Holovers. Ein kollektiver Höhepunkt in der realen Welt ist doch unmöglich, denken sie. Doch für eine genauere Analyse ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Sie können und wollen nichts weiter tun, als ihren gemeinsamen Gefühlen zu folgen, sie bis zuletzt auszukosten und zu warten, bis sie wieder in ihre eigenen Körper zurückgefunden haben.

Viele Minuten später liegen Vilca und Sam eng aneinander gekuschelt im Bett. Die Sängerin ist die Erste, die das Schweigen bricht.

»Sam, es ist wieder passiert.«

»Ja, es war wunderschön.«.

Vilca hebt den Kopf.

»Sam, das ist nicht normal. Wir müssen das untersuchen.«

»Jetzt gleich? Warte noch einen Moment. Ich bin noch nicht wieder bereit.«

Die Sängerin setzt ein empörtes Gesicht auf und zwickt ihn in den Arm.

»Du nimmst mich überhaupt nicht ernst! Diesmal ist es in der Realität passiert! Im Holovers ist das noch etwas anderes, aber in der wirklichen Welt? Das macht mir Angst! Was ist, wenn wir in unsere Körper nicht mehr zurückfinden? So schön das mit dir zusammen ist, mir ist es lieber, wenn ich ich bleiben kann und meine Orgasmen als Vilca alleine erlebe.«

Sam schaut ihr in die Augen. Sie meint es ernst und er checkt endlich, dass sie vielleicht tatsächlich ein ernstes Problem haben.

»Du hast Recht. Es ist wirklich ein schönes Gefühl gewesen, aber andererseits war es auch eigenartig, gleichzeitig mich und dich in meinem Körper zu spüren. Es ist irgendwie vertraut und doch fremd. Eigentlich hätte das nicht passieren dürfen. Wir haben die symbiotischen Nanobots so konstruiert, dass eine direkte, vollständige und unkontrollierte Verbindung zwischen zwei Gehirnen niemals hätte stattfinden können. Selbst, wenn beide Menschen das wollten.«

Vilca nickt.

»Weißt du, als wir geistig vereinigt waren, hast du mein innerstes Ich berührt. Den Kern meines Wesens. Das …, das hat sich beinahe angefühlt, wie ich mir eine Vergewaltigung vorstelle. Zum Glück warst du es. Das machte es erträglich, weil ich dir vertraue. Aber es war irgendwie aufgezwungen, weil ich nichts dagegen machen konnte. Ich war dem schutzlos ausgeliefert. Nicht auszudenken, wenn es jemand anderes gewesen wäre. Es macht mir Angst Sam, dass man so tief in meinen Geist eindringen kann.«

Sam grübelt. Sie hat recht. Im Grunde erging es ihm genauso. Es ist einfach passiert, ohne, dass er etwas hätte machen können. So schön der Moment war, hatte diese Verschmelzung doch etwas Gewaltsames an sich. Auch er hatte gespürt, wie sie sein wahres Wesen berührt hatte.

»Wir werden morgen der Sache nachgehen. Ich hoffe nur, dass durch den EMP die symbiotischen Nanobots oder unsere Holoports keinen Schaden genommen haben.«.

Vilca sieht ihn überrascht an. An sowas hat sie überhaupt nicht gedacht.

»Jetzt hast du es geschafft, dass ich mir noch mehr Sorgen mache.«.

»Das brauchst du nicht.«, beruhigt Sam sie, als er sie in die Arme nimmt und sie küsst. »Ich, der Erfinder dieser Technologie, bin ja bei dir.«

Evolution 5.0 - Selektion

Подняться наверх