Читать книгу Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer, Fred McMason - Страница 44

8.

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Längst hatte die „Isabella VIII.“ Kap Arnaútis und Kap Drepanum im Westen Zyperns hinter sich gebracht und näherte sich jetzt der Hafenstadt Paphos. Gary Andrews, der sich zu dieser Stunde als Ausguck im Großmars befand, konnte in der Ferne bereits die glitzernden Lichter erkennen.

Kambos hatte dem Seewolf die Lage des Hafens genau beschrieben und ihn auch auf die Besonderheiten der Inselküste hingewiesen, ehe sie sich getrennt hatten. Beim Abschied hatten dem alten Mann tatsächlich die Tränen in den Augenwinkeln gestanden. Er hatte sich von der Art, mit der Hasard sich für sein Wohlergehen eingesetzt hatte, überwältigt gezeigt.

„Es hätte wohl nicht viel gefehlt, und Kambos wäre wieder mit uns an Bord der ‚Isabella‘ gegangen“, sagte Ben Brighton, der neben Hasard auf dem Achterdeck stand. „Der Ruf des Abenteuers lockt auch ihn, nicht wahr?“

„Und ob. Er würde auch so manchen jüngeren Mann glatt in die Tasche stecken, trotz seiner hin und wieder auftretenden Herzschwäche.“

„Der Kutscher sagt, er könne hundert Jahre alt werden.“

„Bestimmt. So gesehen, ist unser Freund Kambos ein medizinisches Wunder.“

Ben lachte leise. „Ja, der Kutscher hat nicht schlecht über ihn gestaunt. Und Kambos hat noch ein Kunststück vollbracht. Er ist selbst Donegal sympathisch geworden, und das will was heißen. Na ja, was soll’s, jetzt ist er jedenfalls in den Schoß seiner großen Familie zurückgekehrt. Dorthin gehört er, und wenn wir mal wieder nach Zypern kommen, wissen wir, daß wir in Pomos ein ganzes Dorf voller Freunde vorfinden.“

„Ja. Ich habe über diesen rätselhaften Franzosen nachgedacht.“

„Auch darüber, wo Lord Henry und Selim stecken könnten?“

„Auch das. Der Teufel soll mich holen, wenn diese Kerle nicht alle drei in Paphos gelandet sind.“

„Das wäre wirklich ein unerhörter Zufall“, sagte Ben.

„Und eine günstige Gelegenheit, ihnen ein bleibendes Andenken an uns zu verschaffen.“

Ben grinste plötzlich. „Unsere Leute haben sowieso schon gesagt, daß sie ganz versessen darauf sind, der ‚Jane‘ und der ‚Grinta‘ noch mal zünftig Lebewohl zu sagen.“

„Ja“, sagte Big Old Shane, der jetzt vom Ruderhaus aus zu ihnen trat. „Ich finde, das kannst du ihnen nicht verwehren, Hasard.“

Der Seewolf drehte sich langsam zu ihm um. Wäre es hell gewesen, hätte man die tausend kleinen Teufel sehen können, die plötzlich in seinen eisblauen Augen tanzten. „Mit anderen Worten, ihr Kerle seid ganz versessen darauf, euch gehörig den Hintern zu versengen?“

„Aye, Sir.“

„Dann statten wir dem Hafen von Paphos einen kurzen Besuch ab“, sagte Hasard. „Mal sehen, ob wir mit unseren Vermutungen recht behalten.“

„Aber sicher wird der Hafen von den Zyprioten bewacht“, gab Ben zu bedenken. „Es wäre schade, wenn man uns Schwierigkeiten bereiten würde.“

„Schwierigkeiten sind dazu da, umgangen zu werden“, sagte der Seewolf. „Im Dunkeln dürfte es uns nicht schwerfallen, sämtliche Posten der Hafenmeisterei zu meiden. Hölle, wir machen so was doch nicht zum erstenmal!“

„Ich kann mir schon lebhaft vorstellen, was du planst“, meinte der graubärtige Riese.

„Dann mal raus mit der Sprache, Shane“, sagte Hasard aufmunternd. „Nur zu, Vorschläge werden von der Schiffsführung bereitwillig aufgenommen.“

„Wir könnten uns mit einer Jolle in den Hafen schleichen.“

„Und weiter?“

„Weiter wären da die Höllenflaschen, die Ferris und Al inzwischen schon wieder gebastelt haben.“

„Wie viele Schiffe kann man damit auf den Grund der Reede setzen?“ fragte Ben.

„Eins ganz bestimmt.“

„Das würde mir genügen“, sagte Hasard. „Los, Shane, geh auf die Kuhl und frage, wer sich freiwillig zu unserem Stoßtrupp meldet. Wir sind gleich da, und ich will nicht mehr Zeit verlieren, als unbedingt erforderlich ist.“

Dalida wand sich unter dem Griff von zwei Männern der „Cruel Jane“. Lord Henry, Scoby, Dark Joe, Codfish und die anderen, die soeben an Bord der Galeone zurückgekehrt waren, schritten mit fragenden Mienen über das Hauptdeck auf den Platz vor der Querwand des Achterkastells zu, wo die Ägypterin festgehalten wurde und der größte Teil der Deckswache sie und ihre Bezwinger umringte.

„Platz da!“ herrschte Henry sie an. „Was ist geschehen?“

„Sie hat versucht, in deine Kammer einzubrechen“, erklärte einer der Piraten. „Beim Henker, fast hätte sie es geschafft. Vielleicht dachte sie, sie würde dort Gold und Silber finden, wer weiß. Jedenfalls haben wir sie auf frischer Tat ertappt.“

„Sie wollte eine meiner Waffen“, sagte Henry, um die Gedanken seiner Leute sofort von dieser Vermutung abzulenken. „Sie will mich töten.“

„Das ist nicht wahr!“ stieß Dalida zornig hervor.

Henry betrachtete sie. Natürlich hatte Dalida den Schmuck haben wollen, den er heimlich beiseite geschafft hatte, ehe ihm der Seewolf den Schatz der Medici wieder abgenommen hatte, jene unendlich kostbare Sammlung von Kleinodien, die Henry für sich ganz allein beanspruchte und von der nicht einmal Scoby und Dark Joe etwas wußten. Niemand hatte seiner Meinung nach das Recht, den Inhalt dieser Schatztruhe, die er gut versteckt hatte, mit ihm zu teilen, nur ihm stand es zu, jede Beute so aufzuteilen, wie er es für richtig hielt.

„Dalida“, sagte er. „Was du für mich empfunden hast, ist nicht mehr. Dein Haß kennt keine Grenzen. Du bist durch und durch schlecht. Also wird es Zeit, daß wir uns trennen.“

„Er betrügt euch!“ schrie sie den anderen Männern zu – auf englisch, so gut sie es konnte. „Er hat euch hintergangen! Durchsucht seine Kammer!“

„Was sagt sie?“ fragte Codfish. „Das versteht ja kein Mensch.“

„So gut, wie wir dachten, kann sie doch noch nicht Englisch sprechen“, meinte Tim Scoby verächtlich.

Dalida wiederholte auf spanisch, was sie gegen Henry vorgebracht hatte, doch nur Lord Henry beherrschte das Spanische, die anderen kannten nur ein paar Brocken davon.

„Stopft ihr das Maul“, sagte Henry. „Knebelt sie. Fesselt sie, wenn es nötig ist. Wir bringen sie an Land. Dort treffen wir uns mit Selim und dessen besten Leuten – und mit unserem neuen Verbündeten, Fernand Marciaux.“ Er erklärte kurz, was sich an Bord der „Sans Pareil“ zugetragen hatte, und schloß: „Wir helfen ihm, sich den nötigen Proviant zu besorgen. Das ist sozusagen eine Freundschaftsgeste von mir. Anschließend verlassen wir Paphos wieder und begeben uns auf die Suche nach der ‚Isabella‘.“

Dalida wollte schreien, doch Scoby war hinter sie getreten und steckte ihr einen Knebel in den Mund, dessen Sitz er durch ein Tuch festigte, das er hinter ihrem Hals zusammenknotete. Sie strampelte mit den Beinen und versuchte, die Männer zu schlagen, aber die lachten nur und hielten sie an den Armen und Beinen fest.

Mechmed, der Schwarzgekleidete, der hagere, knochige Mann, dem alle miß-trauten und den viele mit „Satan höchstpersönlich“ verglichen, war lautlos neben Henry getreten.

Nie hatte Mechmed Dalida leiden können, immer hatte er ihr Zusammensein als Zwang erduldet. Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie aufeinander angewiesen waren, doch er wußte genau, daß sie ihn stets gern übervorteilt hätte.

„Du hast recht“, sagte er auf spanisch zu Lord Henry. „Sie ist durch und durch schlecht. Du befreist dich von einer heimtückischen Giftschlange, Lord Henry.“

Dalida gab würgende Laute von sich, als habe sie etwas Wichtiges mitzuteilen, doch Henry dachte nicht daran, sie von dem Knebel zu erlösen.

„Ich bringe sie jetzt an Land“, sagte Henry, „und verkaufe sie auf dem Markt in der Altstadt. Dabei könntest du mir als Vermittler dienlich sein, Mechmed.“

„Ich begleite dich nur zu gern, o Herr.“

„Nimm auch deine vier Freunde mit, wir können sie gebrauchen. Wir wollen ein Lebensmittellager plündern. Je mehr Männer wir sind, desto besser ist es.“

Mechmed verneigte sich halb, richtete sich wieder auf und ging zu seinen vier Kumpanen, die etwas abseits am Schanzkleid standen. Wenn Dalida, die Verräterin, erst von Bord ist, schlägt unsere Stunde, dachte er. Dann wird Allah uns helfen, diese Giaurs zu töten und das Schiff an uns zu reißen.

Die „Isabella VIII.“ ankerte nördlich der Landzunge, die sich, von Nordosten nach Südwesten verlaufend, vor die Reede von Paphos schob. So konnte sie von der Stadt und vom Hafen aus nicht entdeckt werden.

Beide Jollen lösten sich von der Bordwand des Schiffes und glitten unter zügigen Riemenschlägen am Ufer der Landzunge entlang. In der ersten saßen Hasard, Big Old Shane, Dan O’Flynn, Blacky und Matt Davies, in der zweiten Ben Brighton, Ferris Tucker, Al Conroy, Smoky und Stenmark, der Schwede.

Old O’Flynn hatte für die Zeit von Hasards Abwesenheit das Kommando an Bord der „Isabella“ übernommen. Gefechtsbereit lag die Galeone im Wind und schwojte leicht an ihrer Ankertrosse, bereit, im Bedarfsfall sofort wieder Segel zu setzen und dem Stoßtrupp zu Hilfe zu eilen.

Ben Brighton bewegte sich mit seinem Boot weiterhin am Ufer entlang, als die Landzunge gerundet war. Er wußte, was er zu tun hatte. Hasard hingegen drückte die Ruderpinne herum und ließ seine Jolle zur Reede gleiten. Hier herrschte nach wie vor reger Bootsverkehr, so daß die fünf Männer überhaupt nicht auffielen und von keiner Seite behelligt wurden.

Keine Kontrolle fand statt, die Seewölfe hatten es verstanden, alle Posten, die sich an Land oder zu Wasser befinden mochten, zu umgehen.

Dan O’Flynn ließ auf Hasards Wink hin den Riemen los und kletterte zum Bug. Blacky übernahm es, für ihn mitzupullen. Dan hielt nach allen Seiten Ausschau, während seine Kameraden das Boot weiter voranbrachten.

Kurze Zeit später hatte er als erstes der gesuchten Schiffe die „Cruel Jane“ entdeckt.

„Also doch“, murmelte der Seewolf. „Wir haben recht gehabt mit unserer Annahme. Henry ist an uns vorbeigesegelt, als wir vor Pomos lagen. Er hat uns wegen des Frühnebels nicht entdeckt. In der Annahme, daß wir Zypern wohl im Westen runden würden – nicht im Osten, was viel langwieriger wäre –, hat er bis hierher die ganze Küste abgesucht und jetzt wohl eine Ruhepause eingelegt.“

„Die wir ihm natürlich nicht gönnen“, raunte Blacky.

„Selim ist bestimmt noch mit ihm zusammen“, flüsterte Matt Davies. „Weit kann seine verfluchte Schebecke nicht sein.“

„Da liegt sie!“ zischte Dan plötzlich. „Steuerbord voraus – nur eine Kabellänge von der ‚Jane‘ entfernt.“

„Gut“, sagte der Seewolf. „Aufpassen jetzt. Wenn die Ankerwache uns entdeckt, sind wir geliefert.“

„Aye, Sir“, wisperte Big Old Shane. „Ob wir den Franzosen, diesen Thunfisch-Klauer, wohl auch antreffen?“

„Achtung“, sagte Dan mit verhaltener Stimme. „Da vorn ankert ein großer Dreimaster, der unserer Old Lady verteufelt ähnlich ist. Ich will einen Schwabber fressen, wenn er das nicht ist.“

Hasard hob den Kopf und blickte an Dans Schulter vorbei zu dem Schiff mit den hohen Masten und den flachen Aufbauten. „Ich glaube, das Opfer brauchst du nicht zu bringen, Dan. Nach allen Beschreibungen, die wir über den Burschen haben, muß er es wirklich sein. Na schön, damit hätten wir sie also alle drei beieinander.“

„Noch schöner wäre, wenn wir genug Pulver hätten, um sie alle drei gleichzeitig auf Grund zu setzen“, raunte Matt Davies.

Hasard beugte sich vor. „Das ist doch gar nicht unsere Absicht, Matt. Wir wollen Henry aus dem Hafen herauslocken und uns fair mit ihm schlagen. Wir werden ihm nur ein Zeichen geben, und das Zeichen wird er verstehen.“

„Klar, Sir“, brummte der Mann mit der Eisenhakenprothese. „Henry, dieser Bastard, würde nicht so fair sein, aber wir sollen uns ja nicht mit ihm vergleichen, oder?“

„So ist es“, sagte der Seewolf. „Wir sind Korsaren, keine skrupellosen Schlagetots und Sklavenhändler wie Henry und seine Bande.“

Seewölfe Paket 13

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