Читать книгу Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer, Fred McMason - Страница 54

7.

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Schlagartig erhoben sich brüllend und kreischend die „Toten“ und Verwundeten. Auf dem Deck wurde es quicklebendig, und dann begann ein Tänzchen, an das etliche noch lange denken würden.

Das Mißtrauen war nicht eingeschlafen, und so achtete jeder von ihnen auf die kleine Bewegung. Als die ersten Hingestreckten aber blitzartig in die Höhe schnellten, war die Lage augenblicklich klar, und die Seewölfe sprangen zurück.

Krugers Schlag ging ins Leere, und er war darüber so verwundert, daß Hasard Zeit hatte, seinen Degen zu ziehen und in die linke Hand sein Entermesser zu nehmen.

Kruger brüllte und sprang ihn erneut an, aber jetzt geriet der Holländer an einen erstklassigen Kämpfer, an einen reißenden wilden Wolf, der den zweiten Hieb blitzschnell parierte.

Der Kampf entbrannte an allen Stellen zugleich, und Hasard zeigte sich dem Holländer von seiner härtesten Seite.

Er parierte den dritten und vierten Schlag, und auf seinem Gesicht lag dabei ein gefährliches Lächeln, während die Augen eiskalt blickten.

Kruger schlug mit beiden Händen zu. Der Seewolf fing den Schlag ab, mit gekreuzten Klingen, indem er Degen und Entermesser über Kreuz hielt. Kaum war der Hieb abgeblockt, schlug Hasard mit dem Degen zu, narrte seinen Gegner und stach mit der linken Hand zu. Das Entermesser verfehlte Kruger nur ganz knapp, der jetzt entsetzt zurückwich und sich fragte, mit was für ausgekochten Teufeln er es wohl zu tun hatte.

Obwohl er ein guter, schneller, wendiger, aber auch brutaler Kämpfer war, fühlte er sich nach den ersten Hieben hilflos wie ein Kind, denn der Seewolf spielte ihm jetzt auf, wütend darüber, von den Kerlen hereingelegt worden zu sein.

Die Klinge zuckte vor, Kruger sprang fluchend zurück, hielt den Säbel abwehrbereit, um sich zu verteidigen, sah dann das Entermesser dicht vor seinem Gesicht und wich aus. Da erwischte ihn der Degen, schlitzte ihm das Hemd auf, zog ihm eine lange feurige Spur über die Brust.

Hasard trieb ihn immer weiter, dann zuckte seine Rechte von unten nach oben vor. Er tat so, als schleuderte er links das Messer und wartete, bis dieser Schnapphahn darauf hereinfiel.

Ein zweiter Streich riß dem Kerl den Säbel aus der Hand. Er beugte sich über das Schanzkleid, riß die Augen auf und erwartete den Todesstoß, als Hasard ihm die Degenspitze an den Hals setzte.

„Verdammt“, flüsterte er, tödlich erschrocken.

„Gib mir ganz vorsichtig den Belegnagel an deiner linken Seite“, befahl der Seewolf. „Ganz vorsichtig, sonst scheint die Sonne durch deine verdammte Gurgel!“

Krugers Hand streckte sich aus, bis er den Belegnagel faßte und ihn mit spitzen Fingern herübergab.

„Dreh dich um, du verlauster Mistkerl!“

Krugers Gesicht war in Schweiß gebadet. Mit verkniffenem Mund drehte er sich gehorsam um.

Dann schien ein ganzes Faß Schießpulver in seinem Schädel zu explodieren, und er fiel wie ein nasser Sack auf die Planken.

Gerade rechtzeitig, denn als Hasard herumfuhr, griff ihn ein fauchender, brüllender Kerl an, der eine umgedrehte Muskete in den Händen schwang und sie wie einen Dreschflegel handhabte.

Hasard wich zurück, duckte sich, wich dem Schlag aus und zog dem Kerl in gebückter Haltung den Degen quer über die Beine. Der brüllte noch lauter, schrie wie am Spieß und hüpfte durch die Kuhl.

Den Rest besorgte eine knallhart geschlagene Rechte, die den Angreifer hochhob und dann zurücktrieb. Noch im Fallen spie er ein paar Zähne aus.

Der Seewolf suchte seinen nächsten Gegner und fand ihn. Aber der bezahlte seinen Kampf mit dem Leben, und damit hatten sie den ersten echten Toten an Bord, denn jetzt gab es kein Halten mehr.

Carberry ging in Deckung, aber nicht, weil ein dunkelblonder Kerl auf ihn eindrang, sondern weil er sah, daß Ferris Tucker von der „Isabella“ aus eine seiner berüchtigten Höllenflaschen in Richtung Vorkastell schleuderte, wohin sich ein paar Holländer zurückgezogen hatten.

Die Explosion riß das Vorkastell zu einem Stück auf. In dem gezackten Loch gingen drei oder vier Mann sang- und klanglos, als hätte sich die Erde geöffnet, unter und verschwanden in den tiefer gelegenen Räumen.

Carberry kämpfte mit Zantkuyl, zwei andere hatte er in seiner harten trokkenen Art bereits wie junge Bäume geknickt, und jetzt war der herkulisch gebaute Holländer an der Reihe.

Für den Profos bedeutete diese Keilerei eine hochgeschätzte Abwechslung, er liebte es geradezu, sich wieder einmal austoben zu können. Seine Faustschläge würzte er mit deftigen Flüchen, und so hörte der schon halb zusammengeschlagene Zantkuyl schon zum dritten Mal Carberrys Lieblingssprüche. Er wußte jetzt, daß er eine verlauste Sieben-Provinzen-Kakerlake war, und daß ihm gleich die Haut in Streifen von seinem verdammten Affenarsch abgezogen würde.

Jeder Schlag den Ed in ihn hineinhämmerte, bereicherte den Wortschatz des Holländers, nur war er nicht mehr in der Lage, die üblen Wörter auch zu behalten, denn der Profos prügelte sie ihm gleich wieder aus dem Schädel.

Als „aufgebraßtes Bilgenschwein“ ging er schließlich zu Boden, und das war vorerst das letzte Wort, das er für lange Zeit hörte, denn der Profos brachte schon wieder dem nächsten Englisch bei.

Neunzehn Mann hatten sie an Deck gezählt, drei weitere waren noch aus einem Niedergang erschienen, und einer war aus seinem Versteck gesprungen. Das waren dreiundzwanzig gegen acht, und sonst hatte das den Holländern immer gereicht.

Diesmal reichte es ihnen nicht, denn von den dreiundzwanzig waren nur noch elf auf den Beinen, und die wurden von Batuti, Smoky, Matt Davies und den anderen erbarmungslos zusammengedroschen.

Dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte. Nicht nur, daß Big Shane hämmerte, als stünde er an seinem Riesenamboß auf der Feste Arwenack und schmiede Eisen. Die Überraschung erfolgte in anderer Gestalt.

Old O’Flynn, dem vor Wut und Ärger fast der Gaul durchging, weil er hilflos mit ansehen mußte, wie die Holländer über die Seewölfe herfielen, hatte seinen einsamen Entschluß gefaßt.

Er, der alte verwitterte Mann mit dem Holzbein, grapschte voller Wut nach einem Fall, schätzte die Entfernung ab, nahm humpelnd Anlauf und schwang sich dann hinüber wie ein Junger.

Sein vorgerecktes Holzbein säbelte den ersten Mann um, und kaum stand der Alte zornbebend an Deck, da schlug er auch schon zu. Er wirkte auf die Kerle demoralisierend und sah aus wie ein echter Pirat mit seinem Holzbein, seinem grimmigen Gesicht und den knochenharten und schnellen Fäusten.

Old O’Flynn war keinesfalls der alte Spökenkieker und Gespensterseher, er zeigte den Kerlen, wie die O’Flynns ranzuklotzen pflegten, auch wenn sie alt wie Methusalem waren.

Dann wagte einer der Holländer, auf den Alten mit der Pistole zu feuern, und als Old O’Flynn das Blei an seinen grauen Haaren vorbeijaulen hörte, ging ihm der Gaul durch.

„Ar-we-nack!“ brüllte er donnernd, und dieser altbekannte Schlachtruf ließ die „Goekoop“ bis in die letzte Planke erzittern, denn jetzt fielen auch die anderen ein, und die restlichen Männer von der „Isabella“ schmetterten ebenfalls ihr „Ar-we-nack!“

Dieses wilde Gebrüll trieb die letzten noch kämpfenden Holländer auseinander. Einige flüchteten nach achtern, doch einer lief voller Angst dem alten O’Flynn genau vor die Fäuste.

„Willst dich wohl verdrücken, du Hurenbock, was?“ brüllte der Alte. „Aber dich werd ich lehren, harmlose Seepilger zu belästigen!“

Mit seinem Holzbein trat er dem Mann vors Schienbein, und als der schmerzhaft den Schädel vorstreckte, knallten ihm O’Flynns Fäuste von zwei Seiten gleichzeitig auf die Ohren.

Der Holländer war nach dem ersten Schlag stocktaub, das Gebrüll um ihn herum war vergangen, und tiefe Stille erfüllte ihn. Außerdem verlor er ein wenig das Gleichgewicht und taumelte.

Was der alte einbeinige Pirat zu ihm sagte, hörte er nicht, er sah nur die sich bewegenden Lippen des alten Burschen, und als er einmal nickte, da fuhr ihm etwas ins Gesicht, das seine Nase bis zu den Augen drückte und ganz schief werden ließ.

„Auch noch rotzige Antworten geben!“ empörte sich der Alte. „Das hab ich gern von diesen grünen Heringen. Aber warte nur, du ungewaschenes Rübenschwein, du zeigst noch Respekt vor dem Alter.“

Ein harter Schlag fegte den jungen Holländer über das Deck. Zwei eisenharte Fäuste rissen ihn wieder hoch, und dann gab ihm Old O’Flynn den „dänischen Kuß“, indem er seinen eigenen Schädel dem Holländer ins Gesicht rammte.

„Lausige Brut!“ kreischte er dabei. „Rattenpisser, Nachttopfsegler, Käsefresser! Und da, und da, und da! Und merk dir meinen Namen gut, du verwanzte Kakerlake. Ich bin der alte O’Flynn, und wo der hinschlägt, da pfeift keine Ratte mehr.“

Der Pirat hörte ihn nicht mehr, er war schon in das Reich der Finsternis abgeentert, wo es keine O’Flynns gab und er vorerst seine Ruhe hatte.

Aber der Alte grummelte weiter, schimpfte und fluchte wie in seinen besten Tagen und wunderte sich nur, daß es inzwischen so ausgesprochen ruhig geworden war.

Da hörte er Gelächter, erst zaghaft, dann immer lauter, und schließlich brüllten Carberry, Smoky und ein paar andere vor Lachen und hielten sich die Bäuche.

Old O’Flynn sah sich ernüchtert um. Die Holländer lagen wie hingemähtes Getreide auf den Planken, und jene, die noch bei Bewußtsein waren, wagten nicht, sich zu rühren.

Genaugenommen sah das Schiff aus wie zuvor, nur daß die drei anderen Kerle ebenfalls flach lagen.

„Was gibt es da bloß zu lachen, ihr lausigen Kanalratten?“ wetterte der Alte. „Glaubt ihr etwa, ich sehe solcher Heimtücke gelassen zu, ihr verwanzten Trolle! Da nahm ich solche Kerle ganz allein auseinander, und der Rest der Mannschaft hockte da, und ließ sich nicht mal beim Essen stören. Die wußten, daß Donegal das schafft, und haben sogar ihr Nickerchen gehalten, während ich die anderen rasierte.“

Selbst der Seewolf lachte. Die Schlacht war geschlagen, und er klopfte dem Alten begeistert auf den Rücken.

„Niemand hat über dich gelacht, Donegal“, sagte er ehrlich. „Wir lachten nur über deine Ausdrücke und das entsetzte Gesicht dieses Piraten. Du hast wie der Leibhaftige gewütet.“

„Ich kann solche Heimtücke nicht ausstehen“, brummte Donegal verärgerte. „Diese hinterhältigen Lausekerle gehören gedengelt und gedachtelt wie alte Sensen, und das habe ich auch getan.“

Old O’Flynn war so in seinem Element, daß er lebhaft bedauerte, keinen gehfähigen Gegner mehr zu sehen.

„Lumpenpack“, sagte Hasard grimmig und zog Kruger an den restlichen Lappen seines Hemdes von den Planken. Der Kapitän war wieder bei Bewußtsein und blutete aus mehreren Wunden.

„Lumpenpack“, wiederholte er. „Ihr und ehrliche Kaufleute! Schnapphähne seid ihr, marodes Gesindel, und ich wette um mein sauberes Schiff, daß ihr euch mit den Türken angelegt und dabei den Kürzeren gezogen habt. Ist es so?“ schrie er den Mann an.

„Ja, so war es, Sir“, ächzte Kruger. „Wir griffen zu einer List, wir wollten euch nicht töten.“

„Erzähl das des Teufels Großmutter, du Strauchdieb.“

Der Kutscher, der sich ebenfalls mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit und Ausdauer am Kampf beteiligt hatte, deutete auf die auf den Planken liegenden Kerle.

„Sollen wir die verarzten, Sir?“

„Bist du verrückt?“ fragte Hasard grob. „Hier hört meine verdammte Humanitätsduselei aber endgültig auf. Die Kerle sollen sich gegenseitig mit dem Degen operieren oder Salz in ihre Wunden streuen, mir ist das egal. Wir überlassen sie ihrem Schicksal. Und wer sich von euch Bastarden noch einmal rührt oder nur schief das Maul verzieht, der wird den Tag seiner Geburt einschließlich seiner Eltern verfluchen.“

Die schwer angeschlagenen Piraten verhielten sich mucksmäuschenstill, denn sie hatten diese Teufel kämpfen sehen, und von denen waren nur ein paar geringfügig verletzt.

Nur Henk Krugers Augen wurden plötzlich rund und groß, während er daran dachte, daß sie noch nie in ihrem Leben so schnell untergegangen waren.

„Jetzt weiß ich, wer Ihr seid“, sagte er erschauernd und spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken rann. „Ihr seid jener Killigrew, den man den Seewolf nennt. Ogottogott, auf was haben wir uns da nur eingelassen!“

„Das hättest du Rübenschwein dir früher überlegen müssen“, fuhr ihn Carberry an. „Und jetzt segelt zum Teufel, ihr Kakerlaken!“

Kruger entschuldigte sich wortreich, aber der Seewolf wollte nichts mehr hören. Dann jedoch blickte er den Kerl noch einmal an und entsann sich, daß er selbst ja auch schon zu ähnlichen Listen gegriffen hatte, um Spanier zu überrumpeln.

Konnte er dem Holländer den Trick verübeln, wenn der hier mit seiner zerschossenen Galeone trieb?

Eigentlich nicht, dachte er, aber das war jetzt nicht mehr wichtig. Sie hatten ihre Herausforderung mit zwei Toten bezahlt, und das würde ihnen reichen, denn sie fuhren ohnehin stark unterbemannt und waren jetzt nur noch zwanzig oder einundzwanzig.

Als Hasard sich wortlos abwenden wollte, erklang von der „Isabella“ ein Ruf aus dem Mars von Bill.

„Ein Dutzend Schiffe!“ brüllte er laut. „Sie haben Kurs auf uns!“

Henk Kruger schloß sekundenlang die Augen.

„Mein Gott“, sagte er gepreßt und starrte auf die blutenden Striemen auf seiner Brust. „Das sind die Türken, und bei denen haben wir noch was offen. Die geben uns jetzt den Rest, und keiner von uns wird es überleben.“

„Wir schon“, sagte der Seewolf kalt, „denn wir segeln jetzt munter weiter. Seht zu, wie ihr mit den Kerlen fertig werdet!“

Aber da meldete sich wieder sein verdammter innerer Schweinehund der ihn ganz vorsichtig fragte, ob er die Schnapphähne wirklich ihrem Schicksal überlassen wolle. Die Türken würden sie mit Genuß umbringen, einen nach dem anderen, und es würde ein verdammt grausamer Tod werden.

Etwas Ähnliches las Hasard auch in den Augen des Profos, der anschließend verlegen zu Boden blickte.

„Ja, ich weiß schon“, murmelte er düster. „Jetzt können wir diesen lausigen Galgenvögeln auch noch helfen. Eine verrückte Welt ist das, eine elend verrückte!“

Das Dutzend türkischer Schiffe segelte auf. Sie hatten die Explosion und das Knallen der Pistolen gehört, und sie hatten ihren entwischten Gegner wieder entdeckt.

Gleich würde es hier ein Gemetzel geben, gegen das die Schlägerei eben nur ein harmloses Tänzchen war.

Eine Entscheidung mußte getroffen werden.

Seewölfe Paket 13

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