Читать книгу Seewölfe Paket 10 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 46

9.

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„Wir fahren mit zwei Booten zum Schiff, und Sie werden Ihre Leute davon in Kenntnis setzen, daß es höchst ungesund wäre, etwas zu unternehmen. Ein Befehl von Ihnen dürfte genügen, falls Sie Ihre lausigen Kerle im Griff haben. Ganz einfach, nicht wahr?“

„Ich werde sie schon beruhigen“, versprach Hasard. „Sie haben alle Respekt vor der Obrigkeit.“

Innerlich schüttelte es den Seewolf immer noch vor Lachen. Gut, Sinona hielt sie für Landsleute, und das ganze Unternehmen für relativ harmlos. Aber er kannte die Seewölfe ja auch nicht.

Die würden den Himmelhunden schon einen heißen Empfang bereiten, darauf konnte er sich fest verlassen.

Sinona nickte überlegen. Gleich darauf ließ er das eine noch intakte Boot mit zwanzig Mann besetzen. In das andere stieg er selbst, sein angeschlagener Profos und noch sechs andere Männer.

Er fühlte sich total überlegen, denn erstens hatte er seine zwei Geiseln, und zum anderen gehörte er der spanischen Flotte an. Das beeindruckte immer, ganz besonders gewöhnliche Handelsfahrer.

Auf sein Kommando legten die Boote ab und pullten der „Isabella“ entgegen. Immer noch hielten drei Seesoldaten ihre Waffen auf Hasard und Dan gerichtet.

„Keine Tricks“, wiederholte Sinona seine Warnung noch einmal. „Sobald wir dicht genug heran sind, reden Sie mit den Leuten, damit keinem die Nerven durchgehen.“

Der Kerl hat die Hosen voll vor Angst, dachte Hasard und warf dem überheblichen Spanier einen Blick zu.

Sinona fühlte sich tatsächlich äußerst unbehaglich in seiner Rolle. Er wurde aus diesem hochgewachsenen, schwarzhaarigen Mann nicht so recht schlau und wußte nicht, wie er ihn einordnen sollte.

Er blickte über die Schulter zurück. Etliche seiner Leute standen immer noch am Strand, weil nicht alle in den Booten Platz hatten. Dann drehte er sich um und blickte auf die „Isabella“.

Am Schanzkleid erkannte er Leute, die ihnen entgegensahen.

Sie trugen keine Waffen, wie er registrierte, er sah jedenfalls keine. Trotzdem wurde er mit jedem Riemenschlag, dem sie sich dem Schiff näherten, nervöser.

Hatte er etwas falsch getan, überlegte er krampfhaft. Liefen sie hier in offene Messer?

Er unterdrückte diesen bänglichen Gedanken und hob wieder stolz den Kopf.

Nein, was sollte schon passieren, dachte er. Die Kerle hatten doch alle Angst vor möglichen Konsequenzen, wenn sie sich weigerten oder einen Angriff vorhatten.

Einen großen Teil der ablaufenden Aktion hatten auf dem Achterkastell der „Isabella“ Ben Brighton, Big Old Shane und der Profos beobachtet. Einiges entzog sich allerdings ihren Blicken.

Noch blieben sie ruhig, doch als sie sahen, daß Hasard und Dan plötzlich von einer ganzen Horde Gestalten umringt wurden, begann es Ben Brighton in den Händen zu kribbeln.

„Verdammt, was hat denn das zu bedeuten?“ fragte er.

„Nur ruhig Blut“, sagte Big Old Shane. „Noch ist gar nichts passiert, warten wir den Lauf der Dinge ab.“

„Deine Ruhe möchte ich haben“, murrte Ben Brighton. „Die Lausekerle haben doch eine Teufelei vor.“

Etwas später sahen sie, wie das Beiboot des Wracks bemannt wurde. Hasard und Dan wurden immer hoch mit Musketen bedroht, und es war ganz offensichtlich, daß ihr Unternehmen mißglückt war.

„Die Kerle wollen zu uns“, sagte Ben. „Ja, was steht ihr denn noch herum! Bereitet alles für einen heißen Empfang vor! Wir können nicht zulassen …“

Big Old Shane, der graubärtige, ehemalige Schmied und Waffenmeister der Feste Arwenack, blieb immer noch die Ruhe selbst.

„Nichts überstürzen“, warnte er. „Im Boot sind etwa zwanzig Kerle.“

„Das Boot können wir mit einem Schuß versenken“, sagte Ben. „Dann sind es nur noch acht oder neun. Die putzen wir weg, ehe sie auch nur geblinzelt haben.“

Shane ließ sich immer noch nicht aus der Ruhe bringen.

„Achtundzwanzig Mann insgesamt“, sprach er ruhig weiter. „Wenn die hier an Deck erscheinen, ist ein großer Teil von ihnen für ein paar Augenblicke hilflos. Die Kerle am Strand können wir vorerst vergessen, die sind zu weit weg. Na, und was tun wir, wenn sie hier antanzen? Wir werden sie ein bißchen durchklopfen, nach feiner, englischer Art. Was meinst du, Ed?“

Der Profos grinste über sein ganzes narbiges Gesicht. In seinen Augen stand ein Wetterleuchten, das Blitz und Donner verkündete.

„Ganz deine Meinung, Shane. Diese spanischen Affenärsche werden bald zum Trocknen in den Wanten hängen. Ich bin auch dafür, daß wir uns vorerst zurückhalten. Hasard weiß, daß er sich auf uns verlassen kann. Wir sind schon im richtigen Augenblick zur Stelle.“

Auch Ferris Tucker war der gleichen Meinung. Sein Grinsen stand dem des Profos in nichts nach.

„Ruhe“, sagte er. „Hasard ruft etwas!“

Sie schwiegen wieder und blickten auf das heranpullende Boot.

„Nicht schießen!“ rief der Seewolf. „Unser Schiff ist vorübergehend requiriert worden. Diese Männer werden jetzt an Bord gehen. Laßt Tampen und Trossen an der Bordwand hinunter. Keinem von uns wird ein Haar gekrümmt. Anschließend Arwenack!“

Sinona sah den Seewolf bei seinem letzten Wort an. Er hatte es nicht verstanden, dafür aber kapierten die Seewölfe um so schneller.

„Jawohl Arwenack“, sagte der Profos grinsend. „Das ist ein Wort, das gilt etwas bei uns.“

Arwenack, das war der Schlachtruf der Seewölfe, und wenn der ertönte, dann gab es Kleinholz, dann drehten die Seewölfe auf wie tausend wilde Teufel.

„Na also“, sagte Shane gelassen. „Das eine Boot wird gleich anlegen, und wenn die Kerle dann weiterhin mit ihren Musketen herumfummeln, lassen wir sie in die Mündung blikken, während die anderen aufentern. Sie werden sich bei uns so richtig heimisch fühlen.“

„Ist auch alles in Ordnung?“ fragte Brighton und gab seiner Stimme einen leicht ängstlichen Klang. „Wird man uns wirklich nichts tun?“

Sinona fiel bei diesen Worten ein Stein von der Seele. Die Komplikationen, die er insgeheim befürchtet hatte, waren schneller als erwartet ausgeräumt.

„Ganz bestimmt nicht“, versicherte Hasard. „Und jetzt laßt die Tampen an der Bordwand runter.“

Sinona sah sich immer noch die Kerle hinter dem Schanzkleid an. Nein, keiner war bewaffnet, und er sah auch nicht mehr als höchstens ein Dutzend Leute. Wenn er also Capitan Morena und seinen zweiten Mann weiterhin mit der Waffe bedrohte, konnten zwanzig seiner Leute gleichzeitig aufentern und an Deck springen. Damit war jede weitere Gefahr gebannt.

„Laßt noch mehr Tampen hinunter!“ rief er Ben Brighton zu. „Die Leute aus dem einen Boot entern gleichzeitig auf.“

„Wie Sie wünschen!“ rief Ben zurück.

Die Tampen wurden ausgelegt, gleich darauf hatte das eine Boot die Bordwand der „Isabella“ erreicht.

„Jeder Mann an einen Tampen!“ befahl Sinona. „Und ich warne noch einmal ausdrücklich vor jeder Unbesonnenheit.“

In Hasards Augen blitzte es auf, als die ersten acht Männer die Tampen ergriffen, das Boot ein Stückchen weiter pullte, und die nächsten folgten. Jetzt hingen sie wie eine dunkle Traube an der Bordwand, bereit zum Aufentern.

„Man könnte die Tampen jetzt durchschneiden“, überlegte der Profos, „aber dafür sind sie zu schade, und die Kastanienfresser würden nur ins Wasser fallen. Nein, nein, anders ist es besser, dann können wir jedem einzeln die Haut in Streifen von seinem karierten Affenarsch ziehen.“

„Zurücktreten!“ brüllte Sinona den Seewölfen zu und registrierte zufrieden, daß sie alle höflich zurücktraten.

„Aufentern!“ befahl er und fühlte sich hervorragend in seiner Rolle als Oberbefehlshaber.

Während die Meute wieselflink aufenterte, blickten sich Dan und Hasard unauffällig an. Sie wußten, was sie zu tun hatten, sobald die ersten Kerle an Deck waren. Sie waren so gut aufeinander eingespielt, daß sie sich auch ohne Worte verstanden.

An Deck der „Isabella“ hatte man es längst verstanden. Zwanzig Seesoldaten erreichten gleichzeitig den Handlauf des Schanzkleides, zogen sich hinauf und sprangen flink an Deck.

Was dann folgte, war ein Geschrei aus zwanzig Kehlen, so laut und gellend, wie man es in dieser Bucht noch nie gehört hatte.

Auf den Planken der Kuhl lagen Ferris Tuckers Piratenschuhe, die Nagelbretter, deren Sinn der alte O’Flynn nicht begriffen hatte. Ferris hatte sie schon lange anfertigen wollen, aber es immer wieder hinausgeschoben.

Jetzt lagen sie säuberlich ausgerichtet auf den Planken, und zwanzig brüllende Spanier sprangen genau in die Nagelbretter hinein.

Bei denen, die noch Stiefel trugen, war das Geschrei nicht so groß. Aber einige waren barfuß, und nachdem sie in den Nägeln gelandet waren, brüllten sie wie am Spieß und hüpften schreiend und kreischend herum.

Die anderen konnten sich nicht bewegen, denn ihre Stiefel steckten in den Nagelbrettern. Sie empfanden den Schmerz genauso übel, doch sobald sie einen Schritt taten, um sich aus den höllischen Dingern zu befreien, fielen sie der Länge nach hin.

Der Profos sah es mit sichtlichem Wohlbehagen.

Er hatte einen Belegnagel in der Hand und gab den Seewölfen ein Zeichen.

„Ar-we-nack!“ schrie er zornig.

Dann ging es los. Zur Sache, wie Smoky sagte.

Carberry knöpfte sich den ersten vor. Es war ein bärtiger Spanier, der wie besessen auf einem Bein herumhüpfte und seinen Schmerz in die Bucht überlaut hinausbrüllte.

„Ein lausiger Tag für dich, mein schmieriges Söhnchen“, sagte der Profos, aber gleich sind deine Schmerzen weg!“

Er hatte Spanisch gesprochen, so gut er konnte, und der Don verstand ihn auch. Er heulte noch lauter.

Als Ed ihm jedoch den hölzernen Belegnagel an den Schädel drosch, empfand der Don gar keinen Schmerz mehr. Er verdrehte die Augen und streckte sich der Länge nach auf die Planken.

Carberry war schon bei dem nächsten. Er packte den schreienden und total überraschten Mann am Hosenboden und mit der anderen Hand am Genick, drehte ihn in die Waagerechte und rammte ihn ans Schanzkleid, daß die ganze „Isabella“ erzitterte.

Old O’Flynn ließ sich den Spaß auch nicht entgehen. Der Alte griff zu einem Fall, stieß sich mit dem Holzbein von den Planken ab und segelte in einem eleganten Bogen dicht am Schanzkleid in einem Yard Höhe entlang.

Vor vielen Jahren hatte er das Holzbein immer auf dem Rücken seines Sohnes tanzen lassen. Diesmal sah er die Sache internationaler und mähte die immer noch in den Nagelbrettern steckenden Spanier reihenweise um.

Ein unbeschreibliches Geschrei herrschte auf der Kuhl. Die hilflosen Spanier brüllten ihre Wut und ihren Schmerz hinaus und waren kaum in der Lage, sich zu wehren.

Matt Davies hielt einem unrasierten Seesoldaten seine scharfgeschliffene Hakenprothese unter die Nase.

„Jetzt gibt’s gespickten Braten“, versprach er dem schreienden Mann. „Spanischen Satansbraten, verstehst du!“

Der Unrasierte kreischte voller Angst. Unten stand er in den verdammten Nagelbrettern, und vor seinem Gesicht stand noch mal ein so scharfgeschliffenes Ding.

„Ob du verstehst, habe ich gefragt?“ brüllte Matt Davies.

„Si Senor, si caballero!“ schrie der Spanier.

„Was bin ich, ein Caballero?“ schrie Matt. „Nimm das für deine Beleidigung!“

Dem Spanier krachte das umgedrehte runde Ende des Eisenhakens genau unter das unrasierte Kinn, und er steckte sich mit einem tiefen Seufzer auf den Planken aus.

Matt Davies war schon beim nächsten und sah voller Anerkennung, wie die Spanier einer nach dem anderen dezimiert wurden.

Smoky haute rein, der Schmied von Arwenack drosch seine gewaltigen Fäuste auf die Köpfe der Spanier. Sam Roskill, Luke Morgan, Pete Ballie und der alte Segelmacher Will Thorne hieben drauflos, daß dem Profos das Herz im Leibe lachte.

Der Moses Bill mischte kräftig mit, und ihm fiel die Aufgabe zu, die in der Kuhl liegenden Spanier aufzusammeln und auf dem Vordeck zu stapeln, wo Gary Andrews und Blakky darauf lauerten, daß sie wieder aufstanden.

„Sobald sich einer rührt, gibt’s was auf die Hörner“, sagte Gary.

„Und nicht vergessen, immer dabei Olé zu schreien“, setzte Blacky hinzu.

Einer der Spanier hatte sich aus den Piratenschuhen befreien können. Er humpelte an Deck herum, hielt sich sein blutendes Ohr fest und schrie laut.

„Mein Ohr!“ brüllte er und humpelte auf den Profos zu. „Ich hab mein Ohr verloren!“

Carberry stemmte die mächtigen Arme in die Seite und sah den Kerl gelassen an.

„Na, und?“ sagte er. „Hier gibt’s sowieso nicht viel zu hören, außer deinem Geschrei. Scheiß auf dein Ohr!“

„Da war ein goldener Ring drin“, winselte der Mann.

„Ein Rübenschwein wie du braucht keine goldenen Ringe“, sagte der Profos. „Die sind doch bloß geklaut. Aber du kannst es natürlich suchen. Wahrscheinlich liegt es da draußen im Wasser.“

Er packte den Spanier mit seinen großen Fäusten, hob ihn hoch, knallte ihn wieder auf die Planken zurück, damit der Schwung besser stimmte und warf ihn dann mit einem gewaltigen Satz über Bord. Dann wischte er sich die Hände an der Hose ab und sah sich um.

Das Ergebnis war bestürzend, fand er. Da freute man sich auf eine handfeste Keilerei mit diesen lausigen Kanalratten, und jetzt war keiner mehr da.

Dafür stapelte sich auf dem Vordeck ein netter Berg aus geschlagenen, verprügelten Spaniern, die wehleidig jammerten und nicht mehr auf eigenen Beinen stehen konnten.

„Das ging viel zu schnell“, sagte der Profos mißmutig zu dem Decksältesten Smoky. „So was muß man genießen und nicht immer gleich wild drauflosdreschen, ihr Egoisten.“

„Du hast immerhin drei Mann zusammengedroschen“, maulte Smoky. „Da bleibt ja für unsereinen nichts mehr übrig.“

„Wir haben noch die Landreserve“, sagte der Profos, „die Kerle in dem anderen Boot sind ja leider auch ausgefallen.“

Seewölfe Paket 10

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