Читать книгу Der serbische Feldzug - Rudolf Dammert - Страница 5

Mackensens überraschende Offensive.

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Es ist kein Zweifel. Die Serben haben im Ernst nicht an einen Einfall unserer Truppen geglaubt. Wir standen von der rumänischen Grenze bis zum Rigaischen Meerbusen in schwerem Kampf mit den noch immer recht regsamen Russen, im Westen warf sich die aufgefüllte, glänzend ausgerüstete französische und englische Heeresmacht mit dem Mut der Verzweiflung auf unseren Verteidigungswall, im Süden wurden die habsburgischen Truppen durch die gesamte Streitmacht der Italiener bedroht. Es war eine Generaloffensive auf allen Fronten im Gange, uns den Siegespreis zu entreißen, unsere vermeintlich schon zu sehr verausgabten Kräfte endgültig niederzuzwingen. Die äußersten und letzten Einsätze wurden gewagt, um einen Durchbruch zu ermöglichen — wenn er misslang, war die künftige Großmachtstellung gefährdet. Ernste Entscheidungen waren auf der Ost- und Westfront zu bestehen. Aber richtige Beurteilung, kluge Voraussicht und festes Vertrauen ermöglichten trotzdem den neuen zermalmenden Schlag. Das haben unsere Feinde nicht für möglich gehalten, wie sie uns von jeher unterschätzt haben. Daher ihr Erschrecken, ihre Hilf- und Ratlosigkeit. Mit welcher köstlichen Laune der Gegner an der Nase herumgeführt wurde, davon wird nachher erzählt werden. Dass es uns gelang, den Serben den Glauben an die Ernsthaftigkeit unserer Vorstoßabsichten zu nehmen, erfuhren wir von ihnen selbst. Ihre Flieger berichteten, dass sich nur schwache Abteilungen auf dem ungarischen Donau-Ufer befinden. Vorbereitungen, wie sie der Brückenschlag erfordert, wurden nicht bemerkt. Man atmete auf, es handelte sich nur um eine lächerliche Demonstration, um die Bulgaren zu fangen. In Paris, London, Petersburg spottete man über den blinden Kanonendonner bei Semendria, auf den keine Aktion folgte. Natürlich nur ein Bluff! Wie könnten sich die Zentralmächte auch in diesem Augenblick unterfangen, einen neuen, unübersehbaren Feldzug ins Werk zu setzen? Nur in Deutschland wusste man, dass unser Generalstab sich mit Bluffs nicht verzettelt. Wenn man auch nicht unterrichtet war, man war gewiss, dass nur die deutsche Gründlichkeit der Vorbereitung die Ursache scheinbar zaghaften Handelns sein konnte. In Wirklichkeit ist seit der ersten Kanonade bei Semendria an der Donau ununterbrochen emsig gearbeitet worden, mit dem Erfolg, dass die Serben eingeschläfert waren, ihre Hauptkräfte von der Donau wegzogen und den Fluss Landsturmtruppen zur Verteidigung überließen. Mit dem Erfolg, dass die unterdessen aufmarschierten Armeen Gallwitz und Köveß die Donau, diese starke natürliche Verteidigungslinie, in kürzester Frist überschreiten konnten, ohne schwerere Verluste zu erleiden.

Es muss immer wieder gesagt werden: Die rasche, glatte Überwindung des ein bis zwei Kilometer breiten Stromes in weitgedehnter Front war eine der denkwürdigsten Wundertaten dieses an übermenschlichen Leistungen gewaltigen Krieges. Weitsicht und Gründlichkeit in der Vorbereitung, taktische Meisterschaft, eine Urkraft des Willens jedes Einzelnen bei der Ausführung, alle Vorbedingungen eines Erfolges wirkten ineinander wie beseelte Glieder einer mit mechanischer Genauigkeit und Sicherheit arbeitenden Maschine. Von maschineller Wucht und Sorgfalt war die Straffheit und Einordnung des Einzelwillens, belebt, rasch entschlossen, voll ingeniöser Einfälle, jedem Hindernis, jeder Programmstörung überlegen, war im Rahmen des Gesamtplanes die Einzelführung an den verschiedenen Übergangsstellen und die Tatkraft jedes Beteiligten. Die überraschende Erstürmung der Donau war entscheidend für den glücklichen Verlauf des serbischen Feldzuges. Nicht darin allein liegt der Reiz dieses Schauspieles. Die Einzeltaten, von denen man heute erzählen darf, verdienen es vor allem, im Gedächtnis des Volkes aufgenommen zu werden und fortzuleben, die Verwirklichung vermeintlicher Unmöglichkeiten, die geistige Findigkeit, die technische Hexenmeisterei und — das Einfachste und Größte zugleich — die Treue unserer Soldaten. Jede Aufgabe verwächst mit ihrem ganzen Ich, sie erfüllt ihr Leben mit freudigem Drang und sieghafter Zuversicht.

Der serbische Feldzug

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