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Preis der Freiheit

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Als Joshara in der Morgendämmerung des nächsten Tages erwachte, fühlte er sich frisch und stark wie lange nicht mehr. Er sah unter der Felsklippe hinaus auf einen bleigrauen Himmel, an dem schwere graubraune Wolken dahin zogen, die noch weiteren Schneefall verkündeten. Er überlegte sich, ob er seinen Weg bei einem solchen Wetter überhaupt fortsetzen konnte und kam zu dem Ergebnis, dass er einen weiteren Ruhetag unter diesem Überhang einlegen würde. Einen Tag oder wenn es sein musste auch mehrere Ruhetage, denn auch seine Verfolger konnten in diesen unglaublichen Massen schweren, nassen Frühjahrsschnee nicht in den Bergen herum steigen und nach ihm suchen. Sie würden in ihrer Beweglichkeit ebenso eingeschränkt sein, wie er selbst.

Joshara kroch aus seinen Fellen, suchte in den Büschen unter der Felsklippe dürres Reisig und brennbares Holz, dann fachte er sein Feuer wieder an und kroch in die Felle zurück. Er blieb bis weit in den Tag hinein einfach in seinen Fellen liegen, denn dort hatte er es angenehm warm und trocken und verbrauchte praktisch keine Energie. In seinem Teetopf schmolz er Schnee und hatte damit genug zu trinken. Sein Körper dankte ihm für diese Erholungsphase, in dem er mit einem immer wiederkehrenden Schlafbedürfnis reagierte. Erstaunlicherweise gelang es ihm jetzt, bei Tageslicht, weitaus besser, die Bilder der toten Söhne Kirgis aus seinem Kopf zu verbannen und so brachte er mehrere Schlafphasen hinter sich und nach jeder dieser Phasen fühlte er sich frischer und stärker. Doch dann, im Laufe des Nachmittags, begann Joshara unruhig zu werden. Er spürte, dass sich das Wetter änderte. Es hatte aufgehört zu schneien, die Wolkendecke war aufgerissen und nun konnte er unter dem Überhang hervor einen makellos hellblauen Himmel erkennen. Die Bäume an den Berghängen hingegen wirkten schwarz und bedrohlich und es blies ein leichter Wind von der Steppe herauf, der deutlich wärmer war als alles andere, das er in den letzten fünf Monden gespürt hatte.

Der Fön war gekommen und ohne sich groß anzustrengen, konnte er zusehen, wie der warme Südwind den Schnee schmolz und in beängstigender Geschwindigkeit schwinden ließ.

Drei Tage lang blies der Fön und es wurde von Tag zu Tag wärmer. Am dritten Tag war der gesamte Schnee bis weit hinauf unter die Gipfel weggetaut und überall begann bereits junges Gras durchsetzt mit Frühlingsblumen und blühenden Kräutern zu sprießen. Die Berge hatten sich über Nacht mit einem lindgrünen Schleier überzogen und es wurde allerhöchste Zeit, dass er seine Flucht fortsetzte.

Er brach unmittelbar nach Sonnenaufgang auf und erreichte im Verlauf eines einzigen Tages eine Stelle, die er unschwer als das erkannte, was sie auch tatsächlich war.

Hier war die Grenze des Hiron – Gebirges. Seine Flucht ging langsam aber sicher zu Ende. Nur noch ein einziges, aber gewaltiges Hindernis war zu überwinden:

Eine nahezu senkrecht abfallende Wand, schroff und wild und gefährlich. Sie dehnte sich sowohl nach Osten als auch nach Westen aus und in keiner Richtung konnte er ein Ende oder einen etwas einfacheren Abstieg erkennen.

Er blickte über die Kante der Felswand hinunter und sah vielleicht tausend Schritte unter sich eine Geröllhalde, die vermutlich noch einmal um die tausend Schritte hinunter führte und erst dort unten, am Fuß dieser Geröllhalde begann die Welt, die er sich als Ziel auserkoren hatte.

Kaana

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