Читать книгу Kaana - Rudolf Jedele - Страница 9
Joshara wusste woran er war.
ОглавлениеSeine Jäger hatten trotz des Schnees seine Spuren nicht verloren. Fast als hätten sie geahnt, wohin ihn sein Weg führte, waren sie ihm nun so dicht auf den Fersen wie nie zuvor auf dieser wahnsinnigen Hetzjagd.
Einen Augenblick blieb Joshara stocksteif stehen, dann fluchte er mit zusammengepressten Kinnbacken erbittert vor sich hin und begann fieberhaft zu überlegen, was nun zu war.
Wenn er jetzt, wie geplant, in die Wand kletterte, dann war er seinen Verfolgern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Dann hatten sie ganz leichtes Spiel, ihn von oben mit Steinen und Pfeilen zu traktieren und es würde nicht lange dauern, bis sie ihn zum Absturz gebracht haben würden. Der Abstieg bot praktisch keinerlei Deckung.
Für die Dauer von ein paar Atemzügen fühlte Joshara Panik in sich aufsteigen. Am liebsten wäre er in wilder Flucht entlang des Absturzes nach Westen oder Osten geflüchtet, in der vagen Hoffnung, den Jägern doch noch zu entkommen, doch dann übernahm eine andere Empfindung in ihm die Oberhand.
Wut und Trotz hatten ihn bereits einmal zu einer wahren Tötungsmaschine werden lassen. Wut und Trotz stiegen auch in diesen Augenblicken in ihm auf, doch dann kam eine neue Empfindung hinzu. Anstatt des Berserkerwahns, den er an diesem denkwürdigen Abend vor Kirgis Haus empfunden hatte, war da plötzlich kühles, sachliches Abwägen in seinem Geist und er erkannte so klar wie frisches Quellwasser, was er zu tun hatte.
Ja, er würde erneut Clansbrüder töten müssen. Nur so konnte er überleben. Wenn das der Preis für seine Freiheit war, dann würde er ihn bezahlen.
Zehn Männer seines Clans hatte er bereits auf dem Gewissen, wenn er es schaffte auch diese sechs Verfolger ins Jenseits zu befördern, dann war dieser, sein ehemaliger Clan praktisch zum Sterben verurteilt und seine Rache abgeschlossen. Sechzehn erwachsene Männer – ihn selbst eingerechnet sogar siebzehn - waren mehr als die Hälfte aller verfügbaren Jäger des Clans und ein großer Teil der Handwerker. Diesen Aderlass würde der Clan nicht verkraften und spätesten im Laufe des Sommers in einem der starken Nachbarclans aufgehen. Dann war Kirgis endgültig seine Macht los, dann hatte er mit seiner Maßlosigkeit, seiner Herrschsucht und seiner Machtgier seinen eigenen Untergang und den seines Clans heraufbeschworen.
Joshara überlegte nicht mehr lange. Er war sich seiner Position und seiner Möglichkeiten vollständig bewusst. Er war allein und seine sechs Verfolger waren als Jäger und Bergläufer wohl von ähnlicher Qualität wie er selbst. Doch er kämpfte um sein Leben und seine Zukunft, während die Verfolger lediglich von einem nicht näher begründbaren Hass und von den Befehlen eines wahnsinnigen Clansvater getrieben wurden. Wenn sie die Verfolgung längst aufgegeben hätten, wäre ihr Leben nie in Gefahr geraten, doch nun, da sie Joshara in die Enge getrieben hatten, würde er sich mit allem was er besaß zur Wehr setzen.