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Dienstag, 16. Oktober 2007, 19 Uhr 5

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Petra sah sich die Wohnung für mich an und schoss dabei auch Bilder. Die Wohnung wäre ziemlich genau das Richtige für mich. Ein paar Fragen darüber hätte ich zwar noch gehabt, diese gerieten mir jedoch in Vergessenheit im Chaos des heutigen Tages.

Denn die bei der Wohnungsgesellschaft mochten es kompliziert. Nein, es würde nicht ausreichen, die für meine Bewerbung notwendigen zehn Seiten an Bescheinigungen noch heute in den Briefkasten zu werfen. Nein, diese müssten ihnen sofort per Fax zugeschickt werden. Das Ganze kostete mich im Callshop dann sechs Euro und jede Menge Nerven, weil der Inhaber des Shops Probleme mit der Bedienung seines Gerätes hatte. Zudem ging bei der Wohnungsbaugesellschaft währenddessen auch niemand ans Telefon, um mir den Eingang meiner Unterlagen zu bestätigen - weil dort nämlich grundsätzlich niemand ans Telefon geht während Kundschaft da ist. Und das ist eigentlich den ganzen Tag über der Fall.

Von meinem heimischen Festnetztelefon aus bemühte ich mich weiter um die Klärung meiner Angelegenheiten. Abwechselnd hatte ich mit einer bestimmten Sachbearbeiterin und ihrem männlichen Kollegen zu tun, je nachdem, wen von beiden ich irgendwann zufällig an die Leitung bekam. Versprochene Rückrufe fanden nicht statt und ein Mal wurde der Hörer weggelegt und ich glatt für zehn Minuten vergessen. Immerhin bekam ich den Eingang meiner Faxe bestätigt. Laut der Sachbearbeiterin sei jedoch mein Schufa-Eintrag über das Insolvenzverfahren ein Problem. Ich versuchte hervorzuheben, dass ein abgeschlossenes Insolvenzverfahren bedeutet, dass keine offenen Forderungen mehr bestehen. Schließlich teilte man mir mit, dass ich eine Einverständniserklärung unterschreiben müsse, damit man online meine Schufa-Daten selbst noch einmal abfragen könne.

Ich hatte ja kurz zuvor per Fax bereits die Bescheinigung meines Vermieters über meine Mietschuldenfreiheit geschickt, zusammen mit einer beidseitigen Kopie meines Personalausweises, meinem vierseitigen Sozialhilfebescheid, meinem Rentenbescheid, meiner ebenfalls mehrseitigen Schufa-Auskunft und einem Begleitschreiben. Das volle Programm also: nackig machen und vorbeugen, bitte! Und nun wollte man außerdem eine unterschriebene Erklärung von mir, um meine Schufa-Daten, die ausgedruckt auf deren Schreibtisch lagen, zusätzlich auch auf elektronischem Weg von der Schufa anfordern zu können! Und natürlich sei es viel zu zeitaufwändig, mir diesen zu unterschreibenden Wisch als Brief zukommen zu lassen, er müsse per Fax an mich gesendet werden. Allerdings wurde diese Angelegenheit auf den morgigen Tag verschoben. Die Sachbearbeiterin kündigte an, mich dann in dieser Angelegenheit zurückzurufen. Aufgrund meiner heutigen Erfahrungen mit den von ihr und ihrem Kollegen in Aussicht gestellten Rückrufen habe ich diesbezüglich zwar meine Zweifel. Dennoch fragte ich in dem Callshop nach, ob ich mir ein Fax auch dorthin senden lassen könnte und ließ mir die Nummer des Anschlusses geben.

Nach dieser Farce begab ich dann noch zum Einkaufen in den Supermarkt. Seit geraumer Zeit tummelten sich dort im Eingangsbereich Marketing-Fuzzis eines Internet-Providers. Mit einer gewissen Abscheu hatte ich bereits seit einiger Zeit beobachtet, wie sie auf die Leute zurannten, um sie mit aufgesetztem Lächeln zu belästigen. Einige ihrer Opfer fühlten sich gar genötigt zu erklären, warum sie keinen Vertrag unterschreiben wollten. Als ob man sich dafür zu rechtfertigen hätte!

Als ich das Gebäude betrat, nahm mich eine dieser Schmeißfliegen ins Visier und eilte geradewegs auf mich zu. Ich wusste, was jetzt kommen sollte, und ich täuschte mich nicht.

«Darf ich Ihnen eine Frage stellen?»

Gleichzeitig näherte er sich mir körperlich noch weiter und versperrte mir dadurch halb den Weg.

«Nein, danke!», antwortete ich nicht gerade freundlich.

«Aber sie wissen doch gar nicht, warum!»

Nein, natürlich wusste ich das nicht! Ich winkte mit erhobenem Arm ab, ohne mich umzudrehen oder auch nur langsamer zu gehen. Ich dachte, das wäre an Deutlichkeit nicht zu überbieten.

Aber als ich nach lediglich fünf Minuten den Supermarkt wieder verließ, da stürzte dieser Typ doch tatsächlich erneut mit seiner Schleimfratze auf mich zu! Ich war gerade damit beschäftigt, im Gehen meinen Rucksack zu verschließen und ranzte ihn an: «Lass es lieber!»

«Aber wieso denn?», fragte er und schob sich mir erneut in den Weg. Eigentlich war ich schon fast an ihm vorbeigegangen, doch nach dieser dummdreisten Frage drehte ich mich schnaufend um und stellte mich direkt vor ihn hin. Dann forderte ich ihn auf, lieber mal zu lernen, die Grenzen anderer Menschen zu respektieren. Ich deutete auf das Werbebanner des Providers, das den Eingang des Supermarkts in dessen gesamter Breite überspannte und sagte, ich wisse sehr gut, war er von mir wolle. Aber ich sei zufrieden mit meinem Anbieter. Ob jetzt endlich alles klar sei.

Sein Lächeln wich bis zum letzten Moment nicht aus seiner Fresse, aber immerhin gab er am Ende ein «In Ordnung» von sich. Für uns beide hoffe ich, dass er beim nächsten Mal schlauer ist, wenn er mich in den Supermarkt hineinkommen sieht. Ich kann so etwas einfach nicht ab!

Aus dem Off

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