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Sonntag, 4. November 2007, 22 Uhr 11
ОглавлениеAuf meinem frühmorgendlichen Rückweg wurde ich in einer Berliner S-Bahn von einer besoffenen Engländerin vollgelallt. Sie hatte angeblich die Jacke ihres Freundes an, ihre eigene hielt sie in der Hand. Eine eigenartige Konfiguration, fand ich, zumal ihr Freund weit und breit nicht zu sehen war. Wie es diesem nun bei den aktuell herbstlichen Temperaturen gerade ging, war nicht herauszufinden. Ich verstand diese Frau eh kaum, mein spärliches Schulwissen war mit ihren englischen Lall-Lauten überfordert. Dass sie alle «boys and men» hasste, das immerhin drang zu mir durch. Doch irgendwer hatte ihr die wärmende Jacke überlassen und fror sich mutmaßlich gerade irgendwo im nächtlichen Berlin einen Ast ab.
Am Hauptbahnhof stiegen wir zwar gemeinsam aus, gingen jedoch in verschiedene Richtungen. Sie nuschelte noch etwas von «big love», purzelte ein Stück die nächstgelegene Treppe hinunter und landete unsanft auf ihrem Hinterteil. Sie wird wohl eine Weile lang nicht schmerzfrei sitzen können. Nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte, rief ich ihr noch ein «Good luck!» hinterher. Eine süße Frau, aber ich musste weiter zu meinem Zug. Außerdem war sie vergeben und hasste ja alle Männer.
Ich war total fertig, als ich heute Mittag wieder hier in Aachen ankam und ließ mich ins Bett fallen. Zuvor war ich noch für kurze Zeit online gegangen, aber bald fielen mir einfach die Augen zu. Nicht nur, dass ich während der letzten Tage sehr wenig geschlafen hatte, auch die ganzen Zugfahrten und die vielen Menschen, unter denen ich mich die ganze Zeit über aufgehalten hatte, forderten ihren Tribut. Eine Sozialphobie ist eben eine ziemlich erschöpfende Angelegenheit.
Doch es gibt jetzt noch einiges zu tun. Zum Beispiel habe ich immer noch keinen Nachmieter für meine Aachener Wohnung gefunden und eigentlich müsste ich sie beim Auszug renovieren, wenn sich kein Nachmieter gegen Übernahme von Laminat und Herd dazu bereit erklärt. Internet und Strom für die Berliner Wohnung mache ich übernächste Woche klar, wenn der Hausmeister mein Namensschild am Briefkasten angebracht hat, so dass ich dort Post bekommen kann. Einen Briefkastenschlüssel habe ich allerdings noch nicht. Ich habe sechs Schlüssel mitbekommen, die zwar alle wie Briefkastenschlüssel aussehen, aber keiner davon hat gepasst. Das kläre ich dann nächsten Monat persönlich im Büro der Wohnungsverwaltung.