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Mittwoch, 17. Oktober 2007, 23 Uhr 52
ОглавлениеNachdem ich heute morgen von der Sachbearbeiterin der Wohnungsgesellschaft keinen Anruf erhalten hatte, drang ich nach zahlreichen Versuchen schließlich zu ihrem Kollegen durch. Dieser sicherte mir zu, mir das Formular für die Einverständniserklärung an den Callshop in meiner Nachbarschaft zu faxen. Dort wartete ich vergebens auf den Eingang des Schriftstückes. Wieder bei mir zu Hause, erreichte ich den Mann aber zum Glück sofort wieder. Er sagte mir, er habe das Fax erfolgreich versendet, würde es jedoch noch einmal versuchen. Ich sollte mein Handy in den Callshop mitnehmen. Dort angekommen, musste ich dann mitanhören, wie das Fax mit viel Gepiepe in Berlin rausging und anschließend erleben, dass hier in Aachen einfach nichts davon ankam. Es klingelte, es wurde abgehoben, irgendwas tat sich, aber Papier wurde nicht bewegt, geschweige denn bedruckt.
Der Inhaber des Shops, der in meinem Augen bereits am Vortag stark an Kompetenz eingebüßt hatte, drückte in loser Folge irgendwelche Tasten und forderte dabei mit «Nochmal!»-Rufen meinen Berliner Gesprächspartner immer wieder zu einer erneuten Sendung des Faxes auf. Schließlich hatte das Gerät sogar etwas empfangen und in seinen Innereien gespeichert. Nun aber stellte sich der tumbe Ladeninhaber doch allen Ernstes vor mich hin und eröffnete mir, dass das Faxgerät das erhaltene Dokument nicht ausdrucken würde! Er wisse auch nicht, warum!
Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es mir gerade noch, dem Sachbearbeiter der Wohnungsgesellschaft ruhig den Stand der Dinge mitzuteilen und ihm anzukündigen, dass ich mich um eine Faxnummer aus einem anderen Telekommunikationsladen bemühen und ihn danach erneut anrufen würde. Er schnaubte daraufhin verhalten, ich solle mich dann aber bitte mit seiner Kollegin in Verbindung setzen, die bis vierzehn Uhr anwesend sei, denn er selbst sei nun außer Haus. Artig bedankte ich mich sowohl bei ihm als auch bei dem Meister der Datenfernübertragung und verließ den Ort des Geschehens schnellstmöglich, solange ich noch ein Gesicht zu verlieren hatte.
Zu Hause suchte ich im Netz ein Internetcafé in der Innenstadt heraus und ließ mir von dort telefonisch eine Faxnummer durchgeben. Dann versuchte ich, die Frau von der Wohnungsgesellschaft anzurufen, um ihr diese Nummer zu übermitteln. Doch dort hob wieder niemand ab. Ich zweckentfremdete eine meiner beiden im Voraus für die Selbsthilfegruppe gekauften Tageskarten und nahm den Bus. Im Internetcafé angelangt, überzeugte ich mich durch ein Gespräch mit der Angestellten, dass meine Faxe dort bei ihr besser aufgehoben waren als bei jener Dumpfnuss, mit er ich kurz zuvor konfrontiert worden war. Aus einer der Café-eigenen Telefonzellen heraus machte ich einen erneuten Versuch, meine Sachbearbeiterin zu erreichen - Fehlanzeige. Also fuhr ich - innerlich kochend - wieder nach Hause. Dort erwischte ich die Frau eine Minute nach deren Feierabend. Es gelang mir dennoch, ihr die Faxnummer unterzujubeln und sie zum sofortigen Absenden dieses verdammten Formulars zu bewegen. Fünf Minuten später rief ich im Internetcafé an und erfuhr, dass das Fax tatsächlich dort angekommen war. Daraufhin fuhr ich also noch einmal mit dem Bus in die Stadt, füllte das Formular aus und ließ es endlich zurücksenden. Was für ein verschissenes Affentheater!
Immerhin konnte ich die Tageskarte dann aber doch noch ihrem ursprünglichen Verwendungszweck zuführen, nämlich einem Besuch bei meiner Selbsthilfegruppe. Dort war ich jedoch alleine mit der Gründerin der Gruppe und nach einer halben Stunde verabschiedeten wir uns wieder voneinander. Nach mehr als einem Jahr scheint sich die Sache nun langsam aufzulösen. Aber das ist nicht mehr wirklich mein Problem.
Wenn man im Internet nach dem Begriff Zuckersucht recherchiert, dann stößt man auf einige interessante Texte. Meiner Meinung nach hat dieser Ausdruck durchaus eine Existenzberechtigung. Zucker hat wirklich Suchtpotential. In letzter Zeit konnte ich an mir eines der typischen Anzeichen einer Sucht beobachten, nämlich die sich endlos erneuernden Vorsätze, am jeweils nächsten Tag aufzuhören. Nicht an diesem, aber ganz bestimmt am nächsten Tag.
Bereits seit längerem habe ich den Verdacht, dass mir auch Weizenprodukte nicht gut tun, auch wenn sie keine Durchfälle auslösen. Nach dem Verzehr einiger Scheiben Knäckebrot habe ich gerade wieder ein grippeähnliches Gefühl. Ich werde von nun an auch den Weizen meiden, wenigstens vorläufig. Viel kann ich nicht mehr essen. Allmählich entwickelt sich das Thema Ernährung zu einem Albtraum.