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Ein Lichtblick

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Nach wenigen Tagen kam der Lichtblick per Telefon, der Tübinger rief sie an. Er benötigte dringend eine vertrauenswürdige Kassiererin im Casino „Milliardär“, ob sie kommen könne. Natürlich war sie sofort bereit, denn nach Vito musste sie sich nicht richten, der hatte mal wieder unseren alten Roulette-Laden aufgemacht. Sie sagte ihm nicht einmal Bescheid, bevor sie abfuhr.

Obwohl Annette war der Meinung: „Fahr ruhig los, wir schaffen das schon mit der Süßen. Du hast genug Geld verloren durch die „Waffel-Pleite“, in Amsterdam hast du eine Chance wieder frisch zu werden. Wenn ich könnte würde ich auch in Amsterdam arbeiten. Aber ich habe vier Kinder, obwohl zwei schon groß sind, könnte ich die trotzdem nicht mit den Zwillingen alleine lassen. Sieh zu, dass du wieder auf die Füße kommst. Die Kleine ist bei uns in guten Händen.“

„Das weiß ich Annette, danke! Und ich muss die Zeit nutzen, solange Vito mich in Ruhe lässt.“ sagte sie erleichtert.

Diesmal war alles anders. Sogar ein kleines Apartment hatte Eddi für sie besorgt, gleich um die Ecke in einer schmalen Gasse, sodass die ganze Atmosphäre angenehmer war. Ute war happy.

Ein paar Wochen später saß Ute in dem schönen Casino an der Kasse, ahnte nichts böses, als die „Klette Vito“ langsam, mit breitem Grinsen, die Treppe hoch kam.

>Werde ich den denn nie los? Nur ein paar Wochen Ruhe, und schon ist diese Nervensäge wieder hinter mir her<! Dachte sie verzweifelt.

Selbst der Tübinger warf ihr nur einen verächtlichen Blick zu, und wendete sich schweigend ab.

Den abgebrühten Italiener konnte es absolut nicht beeindrucken, dass der Tübinger ihn sogar mit offenem Sarkasmus begrüßte: „Dich muss man wohl erschießen um dich loszuwerden, oder gibt es sonst noch Möglichkeiten, Vito?“

„Wieso? Hier ist doch ein öffentliches Casino. Bei den vielen Zockern störe ich doch nicht. Außerdem arbeitet meine Frau hier, da ist es doch ganz klar, dass ich auf die aufpassen muss.“ Erwiderte Vito grinsend.

„Wo ist deine Frau? Hast du die auch mitgebracht?“ fragte Ute ärgerlich, was ihr nur einen bösen Blick von Vito einbrachte. Keiner konnte darüber lachen.

Ein paar Tage stromerte Vito durch die umliegenden Casinos oder stand hinter dem Tübinger und sah ihm zu, wenn der spielte. Ganz offensichtlich langweilte Vito seine Untätigkeit überhaupt nicht, bis eine plötzliche Hektik entstand, die sich niemand erklären konnte.

Ute saß in ihrem Kassenhäuschen und wunderte sich nur, woher sie dieses unruhige Gefühl hatte.

Als ihr Chef auf sie zukam und ihr die Anweisung gab: „Ute, zahle bitte den Spielern alle Jetons aus, und allen Mitarbeitern ihre Gagen, dann pack das ganze restliche Geld hier in die Tasche. Und die restlichen Jetons in einen Stoffbeutel. Wir müssen machen, dass wir hier rauskommen, oder zumindest keinen Spielbetrieb mehr haben, die Politie ist im Anmarsch. Keine Angst, wenn kein Spiel läuft und die Croupiers raus sind, passiert uns nichts. Verstanden?“

Ute nickte nur, sah, dass die Croupiers alle Tische frei räumten, und die ganzen Tischlagen in Kartons verpackten. Die Zocker waren schnell ausgezahlt und die Gagen für das Personal auch.

Vito stand mit gierigem Blick neben der Kasse und verfolgte Utes Auszahlungen. Als alles erledigt war und sei einen Augenblick alleine waren, versuchte er sie zu überreden, unehrlich zu sein: „Das ist die Gelegenheit, greif rein, gib mir ein paar Scheine und steck dir auch ein paar große Scheine in die Tasche. Der Tübinger kann doch nicht mehr wissen wie viel du ausgezahlt hast, also auch nicht, wie viel noch da ist. Los gib!“

„Geh hier vor der Kasse weg, du störst!“ erwiderte Ute ablehnend, ohne auf seine Forderung einzugehen! Da griff Vito über den Tresen hinweg in die Kasse und erwischte ein Bündel Fünfzig Guldenscheine, die er sofort in seiner Innentasche verschwinden ließ. Es waren Fünftausend Gulden. Das die am Ende fehlten musste doch rauskommen.

Empört wollte Ute sich wehren, die gestohlenen Scheine zurück fordern, „Nein Vito, gib sofort…..“ doch das Wort blieb ihr im Hals stecken. Denn in dem Moment erschien ihr Chef.

Der Tübinger hatte die Worte noch mitbekommen, wusste aber offenbar nicht worauf die gemünzt waren. Er fragte: „Fertig? Dann gib mir die Tasche, und komm nach oben. Ich habe etwas mit dir zu besprechen.“

Mit zitternden Knien ging sie die halbe Treppe hinauf, in der Angst, dass ihm der Diebstahl doch noch auffallen werde. Aber der Tübinger schien ahnungslos. Als sie sich zu ihrem Chef setzte war das Casino leer, nur der Tübinger, Vito und sie waren noch da.

„Hast du auch deine eigene Gage genommen?“ fragte der Chef was sie mit einem Kopfschütteln verneinte, denn dazu war sie noch nicht gekommen. Dass es wegen Vitos Griff in die Kasse war, konnte sie ihrem Chef ja nicht sagen. Sie schwitzte vor Angst als Mittäterin entlarvt zu werden.

„Das dachte sie mir. Aber kein Problem. Hier das ist für dich, dafür dass du die Nerven behalten hast.“ Damit schob er ihr die doppelte Summe über den Tisch. Sie warf dem gierigen Vito einen bedeutsamen Blick zu, obwohl er den sicher nicht so verstand, wie sie es meinte.

„So, nun zu der Aufgabe, die ich für dich vorgesehen habe. Ich brauche eine zuverlässige Person, die sich die Zeit nimmt, und sich mal umsieht, ob irgendwo Karten-Casinos zu verkaufen sind? Ich kaufe auf, was ich kriegen kann. Wenn du einen geschlossenen Karten-Laden findest, frag den Besitzer nach dem Preis. Kannst ruhig sagen, dass du in meinem Auftrag handelst. Meinst du, du schaffst das?“

„Klar! Ich denke, dass ich genügend Leute kenne, die mir sagen können, wer seinen Laden verkaufen will.“ Bestätigte sie erfreut.

„Gut“, sagte er, „Du kannst am besten im Ruhrgebiet anfangen, dann hast du es nicht so weit von zu Hause. Wenn du Fragen hast oder Geld brauchst, ruf an, ich schicke dir schnellstens was du brauchst. Wir bleiben ständig in telefonischer Verbindung. Ich will über jeden Schritt informiert werden. Okay“? Er sah sie fragend an.

„Ja, es freut mich, dass du mir den Auftrag gibst. Mach sie gerne. Du kannst dich auf mich verlassen.“ Bestätigte Ute und dann gab er ihr drei Tausender, mit den Worten: „Für den Anfang. Sobald du Kaution oder ähnliches brauchst, schick sie es sofort. Spare nicht am falschen Fleck, nobel ist unser Motto. Aber ich denke das weißt du. Also, viel Erfolg!“

Vitos gierigen Blick auf die Tausendmark- Scheine übersah Ute mit ironischem Grinsen und steckte sie ein. Sich daran zu vergreifen würde er nicht wagen.

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