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“Todesspirale“
ОглавлениеIch habe jetzt das Bedürfnis für ein neues Kapitel. Du auch? Mein sonstiger Humor ließ mich im Stich. Hier gibt es nichts zu lachen, obwohl einiges lächerlich ist!
Im vorhergehenden Kapitel habe ich generell geschrieben, übergeordnet. Bewusst habe ich gemieden über einzelne Fälle zu sprechen. Warum? Weil ich sonst sitze und weine, wenn ich all deren Kampf und Qual erneut miterlebe. Du würdest es wahrscheinlich auch nicht aushalten und lieber schnell verdrängen. „Es ist ja immer gut gegangen“. Ja, das ist leicht zu denken. Wann erleben wir, daß es keine Milch im Supermarkt zu kaufen gibt, oder Fleisch aus der Theke. Heute wird das Beliefert werden von der jüngsten Generation als selbstverständlich empfunden. Diese Waren stammen aus den Verkaufsgeschäften, die Verbindung zur Landwirtschaft ist vielen jungen Menschen nicht mehr deutlich (die lila Milchkuh). Die Kriegsgeneration weiß noch genau, um was es geht. Wenn ihr noch Großeltern habt, stellt denen Fragen. Wenn ihr noch eure Eltern habt, redet mit denen über die Kriegs- und Nachkriegszeit. Was war die größte Sorge der Menschen? Sich ausreichend Nahrung zu besorgen! Wie ist es heute an vielen Orten in Afrika?
Wie gut war es, einen Bauernhof zu besitzen oder wenigstens in der Familie Bauern zu haben. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung war reich und konnte mit Geld oder Wertsachen alles kaufen. Wie schnell man vergisst, wie hart die Zeiten waren (besonders Deutschland, Holland). Diese Zeiten wünscht sich wohl niemand zurück. Also vergessen wir alles!
Nein, wir müssen es uns vor Augen führen. Im schlimmsten Fall, in einer neuen Kriegssituation, wie sieht es dann aus? Ich werde ein paar Zahlen aus Dänemark aus der Statistik des landwirtschaftlichen Wissenscenters „Seges“ angeben, um es zu verdeutlichen.
Zahlen reden ihre eigene Sprache:
Dänemark: 1973 gab es 80.000 „Vollzeit“ Bauernbetriebe, in 1993 nur 30.000, in 2002 20.000. Ende 2016, schätzt ein Rapport des Instituts „Landbrugets Ökonomie 2015“, daß nur 10.000 Betriebe übrig bleiben werden.
Wird diese Entwicklung weitergeführt, wo landen wir dann in etwa zehn Jahren? Kannst du das errechnen? Hilfestellung bekommst du dafür in den oben stehenden Zahlen…
Ein dänischer Landwirtschaftsökonom nennt es eine „Todesspirale“. Wir sollten auch bedenken, daß wenn die Bauern mit deren gesamten Familien vom Land wegziehen, dann geht die Kraft des Zusammenhaltens in den Landdistrikten und kleinen Dörfern verloren. Auch hier in Deutschland gilt dasselbe.
Neue, jüngere, fertig ausgebildete Bauern haben nicht das nötige Kapital, um einen eigenen Hof zu kaufen und bekommen auch nicht die nötige Hilfe. Die Höfe werden heute größer und deswegen auch teurer. Nur noch ältere Großbauern, die noch an Expansion glauben, als Teil der Überlebensstrategie, wagen noch zu kaufen oder es wird zunehmend von Investoren, auch ausländischen, wie zum Beispiel von Fonds aufgekauft.
Das bedeutet auch, daß der Boden und die Tierhaltung nicht mehr von Bauern, Eigentumsbauern, sondern von Angestellten beackert und gemolken werden. Dahinter stehen Investoren, sehr oft „Geld-Männer“, die selber keine Ahnung von Landwirtschaft haben, die keine Ehre darin sehen Familienbetriebe weiter zu führen oder Beschützer des Bodens zu sein – denen es nur um knallharte Wirtschaft geht, um zu produzieren nur um des Geldes Willen. Nach den jetzigen Prinzipien „mehr führt zu mehr“ und das unendlich weiter so!