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Subventionierung und EU
ОглавлениеImmer wieder müssen wir zurückgehen, um herauszufinden, wo es schief ging. Ich denke, daß alle wie ich, den riesen Vorteil in der Nutzung von Maschinen-Kraft in der Landwirtschaft sehen können. Es ist nicht mehr eine so körperlich anstrengende Leistung Bauer zu sein wie früher.
Gehen wir zurück zu meiner Kindheit in den 1960ern. Anfang 1964 kaufte mein Vater seinen ersten Hof. Ein kleiner Hof mit nur einem kleinen, alten Stall, mit einer Seite für Schweinezucht und die andere für Vieh. Pferde hatten wir auch, wie Hühner. Das haben wir in der Familie wie einen Hobbybetrieb angesehen. Wir lebten vom Hotelbetrieb. Schnell wurde es auch meinem Vater klar, daß ein Hof von dieser Größe nicht mehr rentabel war, und er kaufte noch einen doppelt so großen Hof mit neuen Ställen dazu. So wurde es jetzt möglich/nötig in große, neue Maschinen zu investieren. Später in noch größere Maschinen, die sehr teuer waren und dazu führten, daß mein Vater auch bei anderen seinen großen Mähdrescher einsetzen musste, um den abzubezahlen.
Während meiner Zeit im Gymnasium kauften er und meine Mutter dann den dritten Hof. Die beiden anderen Male hat mein Vater ohne Absprache mit meiner Mutter die Höfe gekauft. Meine Mutter musste dafür sorgen, daß der Hotelbetrieb ausreichend einnahm, um die Höfe mitzufinanzieren. Daß er später ohne unser Wissen dabei war einen großen Herrenhof zu kaufen, kam meiner Mutter durch einen Hotel-Stammgast zu Ohren und sie schaffte gerade noch den Kauf zu verhindern. Wie hätte sie es auch, mit noch einem Hof dazu, schaffen sollen alle Rechnungen zu bezahlen – neben der Buchführung für sowohl das Hotel und für die drei anderen Bauernhöfe.
Man muss aber meinem Vater lassen, daß er sehr gut im Ankaufen war. Auch wäre dieser Herrenhof eine tolle Investition gewesen. Später wurde daraus ein Golfplatz mit Hotel. Ich schiebe meine, in der Kindheit selbst erlebten, landwirtschaftlichen Erfahrungen jetzt zur Seite.
Nach näherer Überlegung bin ich nun zu der Auffassung gekommen, daß ich die Landwirtschaft unbedingt in zwei Teile aufteilen muss. Eine Sache ist die Bodenproduktion, die meiner Ansicht nach viel globaler zu betrachten ist als eine Milchproduktion. Warum? Rein praktisch ist das Produkt „Frischmilch“ keine Exportware. Ob wir das als ein EU-Binnenmarktprodukt ansehen sollen, könnten wir noch diskutieren. Aber ich weiß schon, was ich darüber denke.
Frischmilch soll frisch getrunken werden. Wenn die Milch einem weiten Transportweg ausgesetzt wird, muss sie vorher extra Haltbarkeitsprozesse durchgehen, wie Pasteurisierung und Homogenisierung. Je mehr Verarbeitungsprozesse je haltbarer das Produkt, aber dafür wird viel in der Milch zerstört. Das ermöglicht uns nun die Milch, nicht länger so frisch aber haltbar, über größere Abstände zu transportieren und auf ausländische Märkte in der EU zu verkaufen. Nur was ist die Vernunft darin?
Transport kostet Geld und verteuert die Ware. Was ist mit der Eigenproduktion von Milch in dem betroffenen Land? Wenn es sich lohnen sollte, unsere Milch an andere Märkte als die eigene zu verkaufen, müssen unsere Milchpreise zwangsweise unter dem Niveau der anderen Märkte liegen und auch noch die Transportkosten inkludieren. Denken wir bloß gar nicht an Diesel-Verbrauch und Ausstoß und Umweltverschmutzung. Daß diese exportierte Milch noch billiger sein kann, als die lokale frische, ist schwer zu verstehen. Aber einen Grund weiß ich heute:
Vor jetzt ungefähr 15 Jahren kam ich in einen Supermarkt in meinem Heimatort hinein. Es war ein neuer Laden aus einer bekannten deutschen Supermarktkette. Groß war mein Staunen, als ich Milch aus Deutschland vorfand und zu einem sehr günstigen Preis, langzeithaltbar gemacht. Was hat deutsche Milch in einer hauptsächlich bäuerlichen Gegend im Ausland zu suchen? Ich spürte damals den Wahnsinn dabei.
Diese Tendenzen verstärkten sich. Plötzlich gab es keine lokale große Schlachterei mehr und Tiere mussten weit verfrachtet werden. Sogar bis nach Deutschland, weil da die Arbeitslöhne noch niedriger waren als bei uns. (Arme Tiere!) Freie Marktwirtschaft nennt man das. Nur die Freiheit der Tiere wurde eingeschränkt und sie mussten dafür leiden, wie auch lokale Arbeitsplätze verloren gingen und das Fleisch musste auch wieder zurückgefrachtet werden, wenigstens ein Teil davon.
Zurück zur Milch. Wenn es sich lohnen sollte Milch aus Deutschland nach Dänemark zu exportieren, müsste logischerweise die von den deutschen Bauern abgekaufte Milch viel billiger sein als in Dänemark, und auch müssten die Molkereipreise niedrig sein, ansonsten wäre ja kein Gewinn möglich. Daß da im Hintergrund eine starke deutsche Kette, einen von den fünf größten, eine starke Verhandlungsposition hat, um Preise zu drücken, muss wohl hier deutlich sein. Das Transportfirmen Fixkosten haben, daß Molkereien Kosten haben, ist unvermeidlich und einleuchtend – also wo können wir dann am leichtesten den Preis drücken? Bei dem Bauer. Wenn er versucht einen kostendeckenden und lebensnotwendigen fairen Preis zu verlangen, wird er seine Milch nicht los. Es stehen genügend andere Bauern bereit, seine Produktion zu ersetzen, um sich selbst zu retten.
Man müsste wieder einen nicht nur landesdeckenden Milchstreik in Gang setzen, um einen fairen Milchpreis durchzusetzen. Ganz Europa müsste solidarisch auftreten und mit Druck und Erfolg hätten wir dann vielleicht die Möglichkeit aus einer ver-rückten Lage wieder hinauszukommen, was Unterstützung und Subventionen betreffen.
Trotz großer Summen an EU Subventionen geht es für die Landwirtschaft den Bach hinunter. Wie war das vor Jahren ohne Subventionen? Da schafften es die meisten Bauern von ihrer Produktion zu leben. Sie hatten Mischbetriebe, das bedeutet Bodenbetrieb wie auch verschiedene Tierhaltung, Kühe, Schweine, Hühner etc. Sie waren nicht, wie heute sehr oft, spezialisiert auf Schweinefarm, nur Milchproduktion oder Hühnerfarm... Ihr Risiko war verstreut. Sehr vernünftig, und das kennzeichnete die Bauern früher. Was hat die EU mit unserer Landwirtschaft getan? Was haben die Subventionen (Zuschüsse) bewirkt? Sind Zuschüsse wirklich nötig?
Jetzt bin ich ein mittelgroßer Bauer und produziere ein Kilo Milch. Die „freie“ Marktwirtschaft (oder unfreie?), wir sind ja so liberalisiert, hat zur Folge gehabt, daß mein Kilo Milch mir nur 0,22 € bringt. Das deckt meine Kosten nicht ab und wovon soll ich dann leben? Ist es sinnvoll, daß der Staat, und die EU, subventioniert? Wäre es nicht klüger zu einer anderen freien Marktwirtschaft zurückzukommen doch mit Begrenzungen, die ich später ansprechen werde. Die echte Nachfrage bestimmt den Preis, wo nur so viel produziert wird wie hier nachgefragt wird und einen kleinen Zusatz für weiter verarbeitete Spezialprodukte für Export dazu. Aber nur was wirklich im Ausland verkauft werden kann ohne Subvention! So machen wir nicht die Situation für die armen Bauern in Entwicklungsländern noch schwieriger, und unseren Bauern würde auch nicht geholfen, wenn sie zu „dumping“ Preisen ihre Milch loswerden.
Wie viele Jahre reden wir schon von „Fair-Trade“ Produkten. Kaffee fällt mir sofort ein. Die armen Bauern anderswo, die kaum von deren Kaffeeproduktion überleben können. Da wissen wir heute ganz genau: Diese Bauern müssen einen fairen Preis für deren Produkt bekommen. Da dürfen wir nicht zulassen, daß der Produzent einer Kaffeemarke den guten Profit für sich behält. Nein, da wollen wir jetzt sichern, daß der Bauer fair bezahlt wird.
Wie steht es um die Milch? Wollen wir hier nicht auch sichern, daß unsere Bauern überleben können und einen fairen Preis bekommen? Oder sollen auch hier die Letzten in der Kette vor dem Verbraucher oder noch dazu auch der Verbraucher das Geld einstecken? Wäre es nicht für alle fairer und besser, wenn ein Kilo Milch kostet, was es kostet zu produzieren und so auch direkt von dem Verbraucher bezahlt werden würde? Die meisten vergessen oder sehen gar nicht, daß diese Subventionen Steuergelder (unser Geld) sind, die eingespart werden könnten. Früher hat die Landwirtschaft ja ohne funktioniert. Die, die jetzt am meisten davon profitieren sind die Großkonzerne. Für den Normalbauer reicht es sowieso nicht aus. Wir kommen nicht herum. Die Mengen müssen wieder reguliert werden, auch mit Zwang bis sich wieder eine vernünftige Preis/Nachfrage eingestellt hat.
Zum Schluss. Milch ist zu billig heute. Selber werde ich einmal in der Woche beliefert mit 2 Liter Frischmilch direkt von dem lokalen Milchbauer. Wie gut das schmeckt! Wie die Milch in meiner Kindheit. Dafür bezahle ich mit Freude 2.60 Euro (2017) und erhalte noch eine natürliche Milch, die nur ganz leicht pasteurisiert wurde und so viel bekömmlicher ist als Milch, die viele Prozesse durchmacht. Noch dazu wird es in retournierbaren Kanistern geliefert, nur der Plastikdeckel wird erneuert. Nächster Schritt wäre noch eine Mehr-Wegs-Deckel Schließung. Alle die, die Möglichkeit haben, fordere ich auf, sich auch beliefern zu lassen. Es würde dem einzelnen Bauern sofort direkt nutzen und es wäre gut, wenn viele ein Zeichen setzen, daß wir Verbraucher auch etwas zu sagen haben und es nicht zulassen werden, daß unsere lebenswichtige Landwirtschaft zunichte gemacht wird. Es ist spät, sehr spät, aber nicht für alle zu spät!