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TTIP - Export
ОглавлениеZurück vor 1960: Die Bauern hatten fast nur Konkurrenz von anderen lokalen oder nationalen Bauern. Das war eine faire Konkurrenz. Warum? Weil mehr oder weniger dieselben Bedingungen allen gegeben waren. Die Arbeitslöhne waren fast die gleichen, das Saatgut wie Futter kostete dasselbe für alle. Daß einige Bauern tüchtiger als andere waren, gehört nicht unter unfaire Konkurrenz.
Mit der europäischen Union fing eine andere Zeit an: Freihandel innerhalb der EU, Entfernen von Zollbarrieren, womit sich die einzelnen Länder früher „beschützten“. Die Konkurrenz verlagerte sich jetzt auf den ganzen EU Raum. Den armen Bauern in den südlichen Regionen musste man hart unter die Arme greifen mit guter Unterstützung und Entwicklungsprogrammen. Sie waren jetzt schon unter hartem Konkurrenzdruck gekommen.
Besser wurde es nicht nachdem sich die immer weiter wachsende „Globale Ökonomie“ vordrang. Der Weltmarkt ist jetzt in den Achtzigern für die Überlebensfähigkeit der Bauern sehr wichtig geworden. Wo ich früher von „selben Bedingungen“ gesprochen habe, wird es deutlich, daß die Konkurrenzbedingungen nicht mehr fair waren/sind. Konkurrenten stammten unter anderem aus südamerikanischen und osteuropäischen Ländern mit Niedriglöhnen und, nicht wegzulassen, ganz anderen Umweltbestimmungen, wenn überhaupt welche. Dies gilt auch noch heute.
Wie soll ein europäischer Bauer da noch mithalten können? Durch höhere Produktionsleistung? Das war eine Zeit lang möglich, aber die Grenze ist jetzt erreicht. Ja, die Grenze ist sogar überschritten. Was zur Folge hat, daß ganz normal große Bauernhöfe aufgeben oder, wie am häufigsten, vom Geldgeber (Banken) aufgegeben werden. Warum? Weil sie es nicht mehr schaffen, die fallenden Preise und Einnahmen, durch höhere Produktion zu kompensieren.
In Europa werden Grenzen für zum Beispiel Kunstdüngermengen, Güllemengen, Spritzmengen, Antibiotika festgelegt. Zuletzt auch wie viel Platz ein Tier im Stall braucht (was gut ist). Diese Restriktionen sind aber nicht die gleichen in allen europäischen Ländern. Das hätte ich heute wohl nicht gedacht, wenn ich nicht über Jahre von meinem dänischen Freund und Bauer-Nachbar Lars Larsen, Verwalter von einem Gutshof, gut informiert worden wäre. Lars ist auch viele Jahre sehr aktiv in der Organisation von Bauern „Baeredygtigt Landbrug“ (tragbare/nachhaltige Landwirtschaft) gewesen.
Die Empörung war oftmals groß, wenn es um die Tatsache ging, daß Dänemark seinen Bauern härtere Restriktionen auferlegte als es im Rest Europas der Fall war. Lars empfand es als eine sehr unfaire Konkurrenz. Weniger Düngungsmittel führt zu kleinerem Ertrag, zu kleinerem Einkommen.
Warum machte das Dänemark? Um seine Bauern zu schikanieren? Nein, Dänemark war immer Vorreiter was Milieu Bestimmungen betrifft. Man war/ist sich sehr bewusst über die Gefahr, die in der Grundwasserverschmutzung besteht. Nur zuletzt hat die Regierung dann doch einem neuen Landwirtschaftspaket zugestimmt, womit mehr Dünger ausgebracht werden darf und frühere Randzonen, Abgrenzungen zu Wasserläufen vermindert wurden. So bekamen einige Bauern deren Produktionsland erweitert. Dieses „Paket“ wurde den Bauern geschenkt, um die Gemüter zu besänftigen, viel wird es nicht helfen! Wo waren die Naturschützer? Haben Sie Ihren Widerstand unterdrücken müssen, weil sie verstanden haben, daß es für die Landwirtschaft fünf Minuten vor zwölf ist? Daß es sonst für die dänischen Bauern unfair wäre? Nur, muss dann die Natur dafür büßen?
Wir sehen hier ein Beispiel, wo die Regierungen oder auch EU versuchen ein „Pflaster auf die Wunden“ zu setzen. Auf Wunden, die sie nicht rechtzeitig selber verhindert, sondern verursacht haben! Welche Gründe gab es dafür? Alle glaubten zu lange, einige/viele glauben immer noch an das große Wirtschaftswunder, das West-Europa viele Jahre genossen und geprägt hat.
Durch Technologie kommen viele neue Produkte auf den Markt. Wenn ich nur zurückdenke an meine Bauern Oma in meiner Kindheit: Haartrockner, Waschmaschine, elektrische Rührmaschine, Kaffeemaschine etc., das gab es nicht. Mit der technologischen Entwicklung entstehen auch viele neue Produkte, die man früher nicht vermisst hat. Diese Produkte werden den Kunden durch weitere Finessen schmackhaft gemacht und durch Marketing werden die Kunden zum Wünschen gebracht.
Dazu hat die mentale Entwicklung, immer alte, noch brauchbare Geräte zu kassieren und die neuesten Modelle zu kaufen, geholfen einen riesen Absatzmarkt zu schaffen. Nicht nur bei uns in Europa, sondern mittlerweile über große Teile der Welt. Daß da noch weitere Wachstumsmöglichkeiten bestehen, wissen wir.
Es gibt einen entscheidenden Unterschied von Absatzmöglichkeiten für technische Innovationen und von Lebensmitteln. Ein Mensch kann maximal eine bestimmte Portion Nahrung zu sich nehmen. Selbst wenn viele zu viel Essen, gibt es da eine Grenze. Wir können „locken“ indem wir „Fertigprodukte“ anbieten. Ansonsten bestehen die Erneuerungen auf dem Gebiet in neuen Verpackungen und geänderter Werbung. Oder es fände eine starke Verlagerung in der Ernährung statt, vom viel Fleisch essen zum Vegetarier. Das würde einen großen Unterschied bewirken aber nur als „Produktverschiebung“, statt Fleisch dann Gemüse. Darauf können wir später zurückkommen.
In diesem Kapitel fingen wir mit der Situation der nationalen Bauern an und den Übergang zu unserer heutigen EU. Was ist jetzt mit dem Binnenmarkt im Gange? Soll der jetzt auch seinen Schutz, seine Zollbarrieren, verlieren? Wofür sollte das gut sein? Denkt irgendjemand wirklich, es wäre etwas gewonnen indem man Zollbarrieren, Lese Schutz, ganz wegfallen lassen würde? Ja, wenn du denkst, daß nur du deinen Export verstärken kannst, bist du naiv. Der „Zoll-Wegfall Partner“ denkt nämlich genau dasselbe. Haben wir dann eine „Survival of the fittest“ Situation hervorgebracht? (Überleben der Stärksten).
Um es nicht zu unüberschaubar darzustellen, möchte ich einen neuen eventuellen Zoll-Pakt wie die TTIP, transatlantische
Investierungs- und Handelsabkommen, nur auf die landwirtschaftlichen Produkte beziehen. Ich möchte näher die Gründe nachgehen, warum diese Absprache/„DEAL“/Pakt, nicht stattfinden soll/darf. Vielleicht bist du jetzt selber soweit oder hast von dem vorher geschriebenen, über unfaire Konkurrenz, die Entwicklung verstanden. Denk doch bloß an den roten Ballon!
Generell versuche ich nicht viele Statistikbeweise anzuführen. Es gibt so viele und meistens lenken sie von der Einfachheit die Dinge zu betrachten ab. Dein ganzer Kopf ist voller Zahlen. Ich bin kein Zahlen-Mensch, verstehe aber die Zahlen-Aussagen und versuche mir einen Überblick zu schaffen. Um hier für uns die Gründe gegen TTIP zu verdeutlichen, bringe ich wieder aus Dänemark, in Deutschland ähnlich, ein paar frappierende Zahlen. Unser Ausgangspunkt war ja bisher immer 1960. Davor und danach.
Ab 1960 fing die früher erwähnte „Strukturentwicklung“ an. Zu dem Zeitpunkt machte der landwirtschaftliche Exportanteil vom totalen Export in Dänemark fast 55 % aus. Nach der großen Liberalisierungs- wie auch Globalisierungswelle sieht es heute ganz anders aus. Für 2009 gab das Institut für Nahrungsmittelökonomie, „Födevareökonomisk Institut“ nur knapp 20 % an. Für 2016 gab es die Zahl von erschreckenden nur 8 % von der Universität Kopenhagen.
Diese Entwicklung von ständig erhöhtem Wachstumsdruck ist nicht gesund. Trotz der Zahlen vorhin muss auch erwähnt werden, daß ein immer wachsender Teil der Produktion exportiert werden muss, da der Innenmarkt ja eine Sättigungsgrenze für die Abnahme hat. Noch dazu dürfen wir nicht vergessen, daß nicht nur unsere lokalen, nationalen oder sogar europäischen Bauern uns mit Nahrungsmitteln versorgen. Es gibt heute auch Import von Nahrungsmitteln aus Ländern außerhalb der EU; die globale Konkurrenz wird immer größer, und zum Beispiel Dänemark hat einen ständig kleineren Anteil vom totalen Export von Weltmarkt-Landwirtschaftsprodukten. Sieht es in Deutschland anders aus?
Eine Studie des amerikanischen Wirtschaftsministeriums macht deutlich, daß die Folgewirkungen von TTIP´s Abmachung/Pakt für die Landwirtschaft, durch das Entfernen von Zollbarrieren, der USA eine Verbesserung von fast 5 % bringen würde, aber den EU Anteil mit 1,4 % senken würde. Quelle „Information“, dänische Zeitung vom 8. Januar 2016. Wäre das nicht ein Supergeschäft für uns?!!! Wieder führe ich an, daß wir es hier nur aus landwirtschaftlichem Blickwinkel betrachten und dabei nicht an Autos denken!
Diese Schiefbalance, was den Export betrifft, ist nur mein erster Einwand, weil man daraus deutlich sehen kann, daß unsere Bauern nicht davon profitieren können, sondern nur noch härterer Konkurrenz ausgesetzt werden, mit verheerenden Folgen für unser Milieu. Auf den zweiten Punkt gehe ich in meinem nächsten Kapitel ein.