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1.4Transformation: Das integrierte dialektisch-systemische Modell von Veränderung

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»Gesellschaftliche Kommunikation entscheidet über Macht und über die Richtung, in die sich Gesellschaften entwickeln.« 17

Armin Thurnher

Der Begriff Transformation kann unterschiedlich definiert werden. Ich stelle hier mein Modell vor: Es umfasst nicht nur die Inhalte der Veränderung, sondern vor allem den Prozess des Wandels. Dafür verbinde ich das dialektische mit dem systemischen Konzept:

 Das dialektische Konzept sieht Transformation als einen dynamischen und krisenhaften Prozess zwischen alten und neuen gesellschaftlichen Interessen. Dabei geht es vor allem um Muster der Erhaltung von Macht über die Entscheidungen, Kommunikation und Kooperation und um die Veränderung der materiellen Lebensbedingungen der Menschen (siehe Abschn. 1.2).

 Im systemischen Verständnis bedeutet Transformation vor allem eine Veränderung des bestehenden Paradigmas. Es ist ein Musterwechsel auf der Ebene der Beobachtung, Erklärung und Bewertung gesellschaftlicher Muster, die zu verändertem gesellschaftlichen Agieren führen. Veränderung entsteht, wenn die bestehenden Muster etwa von Macht und Entscheidungen als dysfunktional, schädlich und bedrohlich bewertet werden.

Bildhaft lässt sich dieses Modell so darstellen wie in Abbildung 7 gezeigt.


Abb. 7: Dialektisch-kybernetisches Modell von Veränderung

Gesellschaftliche Transformation bedeutet vor diesem Hintergrund:

 einen gesellschaftlichen Paradigmen- und Musterwechsel im Denken und Handeln

 einen krisenhaften und nicht geradlinigen Prozess der Auseinandersetzung zwischen alten und neuen Prinzipien und Regeln, die im Allgemeinen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen und Vorstellungen verbunden sind

 einen sich selbst beobachtenden und selbst beobachteten gesellschaftlichen Lernprozess, den Weg in eine lernende Gesellschaft.

Die Kernfrage dabei ist, wie der Prozess der Transformation eingeleitet, gestaltet und organisiert werden kann, welche Strategie also entwickelt werden kann.

Ich habe mir in diesem Buch die wahnwitzige Aufgabe gestellt, ein Modell für eine Strategie für gesellschaftliche Transformation zu entwickeln. Als Grundlage dafür habe ich die Mittel herangezogen, die ich als Beraterin bei Transformation von Organisationen erlernt und erprobt habe:

 systemisches Denken: Dieses ist die theoretische Grundlage für alle beraterischen Tätigkeiten bei der Begleitung komplexer Veränderungsprozesse. Ohne systemisches Denken ist für mich gesellschaftliche Transformation unvorstellbar.

 Methoden und Instrumente des systemischen Change-Managements: Diese haben sich in der Begleitung und Gestaltung von Transformationsprozessen in komplexen Systemen bewährt und könnten – so die Hypothese und meine Hoffnung – auch in gesellschaftlichen Transformationsprozessen hilfreich sein.

 meine (professionelle und gesellschaftspolitische) Haltung: Hinter jeder Intervention steht jemand, der sie setzt. Theorie und Instrumente werden eigenen Werten und Prinzipien entsprechend gesetzt. Diese haben meine gesamte Praxis als Beraterin begleitet, ihnen bin ich immer treu geblieben.

Dieses Buch soll ein »großes Bild« in drei Richtungen bieten:

 1)das große Bild eines Beratungsprozesses der Gesellschaft:

 –Kontextklärung: Wer ist das »Kundensystem«?

 –Problembeschreibung und Auftragsklärung

 –Interventionen

 2)das große Bild der Krisen, auf die die Gesellschaft Antworten finden muss:

 –Ökonomie

 –Ökologie

 –Demokratie

 3)das große Bild des Strategieprozesses:

 –Treiber der Veränderung

 –Visionen

 –Ressourcen

 –erste Schritte

Abbildung 8 gibt einen Überblick über die Struktur des Buches.


Abb. 8: Fahrplan dieses Buches

Systemische Beratung der Gesellschaft

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