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These 3: Gesellschaftliche Kommunikation erzeugt die Rahmenbedingungen für gesellschaftliche Kommunikation
ОглавлениеWie unterscheidet sich Gesellschaft von anderen sozialen Systemen, etwa einer Organisation, einer Gruppe oder einer Familie? Welche spezifischen Unterscheidungsmerkmale zeichnen die Gesellschaft aus? In der soziologischen Literatur werden fünf Merkmale von Gesellschaft genannt, die einen Unterschied zu anderen sozialen Systemen markieren:
Inklusion bedeutet, dass man in einer Gesellschaft normalerweise – etwa durch Geburt, durch Rituale – automatisch dazugehört und an der gesellschaftlichen Kommunikation beteiligt ist. Der Ausnahmefall ist Exklusion, der Ausschluss aus der Kommunikation der Gesellschaft. Damit spricht man Menschen die Mitgliedschaft ab und macht sie zu Außenseitern. Nachdem Gesellschaft auch immer ein Schutz – gegen die Natur, gegen Gewalt oder gegen Hunger – war, bedeutete der Ausschluss meistens den Tod. Gesellschaftlicher Tod war körperlicher Tod. Das ist heute noch so.
Koppelung: Individuen in Gesellschaften sind lose gekoppelt, also nicht unbedingt direkt und persönlich miteinander verbunden, sondern durch ihre Mitgliedschaft in der Gesellschaft. Sie müssen einander nicht kennen oder etwas miteinander zu tun haben. Es genügt, dass sie sich durch Kommunikation zu dieser Gemeinschaft zugehörig fühlen.
Zwecklosigkeit: Eine Gesellschaft dient keinem Zweck und keinem Ziel, das sie von einer außenstehenden Instanz erhält. Gesellschaften haben nur den Zweck, weiter zu existieren. Gesellschaft ist, so gesehen, ein Selbstzweck.
Lebensraum: Gesellschaft ist der ultimative Raum unseres Lebens, die Welt, die uns umschließt und die unser Leben prägt. Unser Leben wird durch unseren Platz in der Gesellschaft und unser Verhältnis zu ihr bestimmt. Gesellschaft schwingt in uns selbst. Hartmut Rosa untersucht diese Resonanzen, die Gesellschaft in uns auslöst, die wir als Teil der Gesellschaft auf diese entwickeln und die entscheidend dafür ist, wie wir selbst in der Gesellschaft stehen.
»Meine These ist, dass es im Leben auf die Qualität der Weltbeziehung ankommt, das heißt auf die Art und Weise, in der wir als Subjekte Welt erfahren und in der wir zur Welt Stellung nehmen; auf die Qualität der Weltaneignung.«23
Wenn wir also von Gesellschaft als Lebensraum sprechen, dann ist damit das Zusammenspiel von Menschen und der Gesellschaft gemeint. Dieses Verhältnis ist entscheidend für uns und die Gesellschaft:
»Ob Leben gelingt oder misslingt, hängt davon ab, auf welche Weise Welt (passiv) erfahren und (aktiv) angeeignet oder anverwandelt wird und werden kann.«24
Grenzen der Gesellschaft: Immer wieder sind die Grenzen der Gesellschaft Thema gesellschaftlicher Diskussion: Wer gehört dazu, wer nicht?
In den vergangenen Jahren ist eine vollkommen andere, bisher wenig beachtete Grenze der Gesellschaft stärker ins Bewusstsein gelangt: die Grenze zur ökologische Umwelt, also zur Natur, in der und von der wir leben. Das Verhältnis von Gesellschaft und Natur war immer schon ein zentrales Thema der Menschen, das allerdings unterschiedlich interpretiert wurde und wird: Natur als Ressource, als Gefahr, als Quelle der Spiritualität oder als Quelle von Reichtum. Heute ist die Umwelt zum »Sorgenkind« der Menschheit geworden: Es ist das Bewusstsein von Grenzen zur Natur und auch von Grenzen der Natur entstanden, die nicht nur für einzelne Gesellschaften, sondern für die globale Gesellschaft relevant sind.