Читать книгу Ein schlechter Geschmack in ihrem Mund - Ruth Shala - Страница 7
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ОглавлениеAm nächsten Morgen traf Beatrix die Putzfrau an der Wohnung. Maria Stoeva war eine schmale schwarzhaarige Frau von etwa 30 Jahren; um ihre Augen lag ein Schatten, der sie älter wirken ließ. Beatrix wusste nicht, ob es diesen Schatten schon länger gegeben hatte oder ob er mit dem Fund des gestrigen Tages zu tun hatte. Sie löste die Versiegelung an der Tür und ließ Stoeva eintreten.
Im Vorzimmer war die Leiche entfernt worden. Hantls schmutzigblonder Haarschopf vertiefte sich mit zwei Fremden zwischen den Haufen. Sie grüßten sich.
„Wir haben Verstärkung vom BKA. Scherben sammeln.“
„Aha, schön. Frau Stoeva. Bitte erzählen Sie mir, wie Sie hier gestern hereingekommen sind.“
„Ich bin um neun Uhr gekommen. Ich komme jeden Dienstag. Herr Haberkorn geht in dieser Zeit spazieren.“
„War die Tür zugesperrt?“
„Warten Sie. Ich glaube. Es war so wie immer.“
„Na gut. Was haben Sie dann gesehen?“
„Ich bin hineingegangen und habe meine Tasche neben der Tür gestellt. Ich wollte die Jacke ausziehen. Da habe ich ihn gesehen.“
„Haben Sie ihn angegriffen?“
„Bitte?“
„Haben Sie ihn berührt? Sind Sie zu ihm gegangen?“
„Nein. Ich bin hinaus. Ich hatte Angst. Ich habe draußen angerufen und gewartet.“
„Gut. Wir gehen jetzt durch die Wohnung, und Sie sagen mir bitte, wenn etwas anders ausschaut als sonst.“
Stoeva schien nicht erfreut zu sein, aber sie sagte nichts; sie tat, was die Polizistin ihr gesagt hatte. Im Badezimmer zeigte sie auf schwarze Spuren am Boden: „Hier ist es sehr schmutzig. So schaut es sonst nicht aus.“ Es schien sich um Fußspuren zu handeln. „Ist hier sonst noch was anders als normal?“ Stoeva blickte sich um. „Nein.“
Es dauerte eine Stunde, und es gab keine weiteren Auffälligkeiten.
Endlich sagte Beatrix: „Frau Stoeva, wissen Sie, ob Herr Haberkorn in der Wohnung auch etwas Wertvolles gehabt hat? Geld, Schmuck, Sparbücher?“
„Das weiß ich nicht. Er hatte manchmal Geld in der Küchenlade. Manchmal hat er es genommen zum Zahlen.“
„Um Sie zu zahlen?“ „Ja.“
Sie öffneten die Küchenlade. Keine Scheine.
„Das war nicht immer. Es war immer nur zwanzig oder vierzig Euro da.“
„Ist gut, Frau Stoeva. Das wär's fürs erste. Sie können am Abend ins Amt kommen, dass Sie mir das Protokoll unterschreiben.“
Als sie das Vorzimmer durchquerten, schienen die Techniker noch immer kein bisschen vorangekommen zu sein.