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Kurz danach rief Beatrix aus einer spontanen Eingebung heraus ihren Kollegen Karl Nemeth an. Schließlich hatte Haberkorn im Rayon des Kollegen gelebt. Es konnte nicht schaden, den Polizeitratsch aus dem Grätzel zu überprüfen. Sie war vor langer Zeit mit Karl in die Schule gegangen. Schon damals hatte sie gewusst, dass sie Polizistin werden musste. Ihr Großvater und ihr Vater waren Polizisten gewesen, und es stand außer Frage, dass diese Tradition fortzusetzen war. Dummerweise war die Fruchtbarkeit ihrer Eltern nach Beatrix' Geburt versiegt, der Inspektor Hellinger III. konnte damit nicht hervorgebracht werden. Nach langen Jahren der vergeblichen Hoffnung fanden sich also die Eltern damit ab, dass sie diejenige werden musste. Ihre Schuljahre waren geprägt von dem Warten auf die Emanzipation in der österreichischen Polizei, aber das Warten wurde lang. Der Karl ging auf die Polizeischule, während sie sich entschloss, im Finanzamt einzutreten, und dort einige grauenhaft langweilige Jahre verbrachte. 1991 wurden Frauen zum vollwertigen Polizeidienst zugelassen. Auf diese Weise hatte der Karl einige Jahre in der Karriere voraus, und in ihrer Grundausbildung hatte sie ein paar Wochen unter seiner Fuchtel gedient. Danach überholte sie den Karl spielend. Er war ein anständiger Mensch, sonderlich schlau aber nicht. Sie telefonierten gelegentlich miteinander, meistens wollte er etwas von ihr wissen.

Karl konnte gleich etwas mit Haberkorn anfangen. „Ja, den kennt in der Gegend fast jeder. Er ist gern in den Lokalen unterwegs. Manchmal erwischt er zu viel, dann muss man ihn in der Nacht auf der Straße aufsammeln.“

„Hat er mit irgendwem Probleme aufgerissen?“

„Das kann ich mir nicht vorstellen. Abgesehen von der Sauferei war das doch ein völlig harmloser Mensch. Einmal hab ich ihn nach Hause gebracht, da hab ich seine ganzen Münzengläser gesehen. Ich hab ihn dann darauf hingewiesen, ob er seine Reichtümer nicht lieber auf die Bank tragen will. Aber ehrlich gesagt, wenn man diese Sammlungen abtransportieren hätte wollen, hätte man ja einen mittleren LKW füllen müssen, bis sich das gelohnt hätte. Eigentlich, vorgestern Abend hab ich ihn ja noch gesehen.“

„Ach so? Wann war das?“

„Das war bei meiner Abendrunde, gegen acht. Er war mit einem seiner Zechkumpane im Café Hintermaier. Die waren wohl bei einer der ersten Runden. Ich glaub, der Typ heißt Zakopal.“

„Kennst du auch die Freundin? Bielinska?“

„Ja... du, ich kann jetzt nicht gut weiterreden. Ich krieg grad herein, wir haben einen Hausbrand in der Etzingergasse. Die Schaulustigen behindern die Löscharbeiten. Ich muss mich drum kümmern. Ich meld mich später wieder, okay?“

„Nein, passt schon, ich ruf wieder an, wenn sich wieder was ergibt. Danke, gell?“

Der Karl hatte aufgelegt.

Ein schlechter Geschmack in ihrem Mund

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