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Einen Weg wählen Welche Entscheidung prägt mich? An wen und was habe ich mich gebunden? An welcher Weggabelung stehe ich heute?

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Ruth Zenkert

Unglaublich, dieser Stefan! Dass er ein so talentierter Fußballer war, hätten wir uns nicht gedacht. Eine wahre Bombe, gewandt, clever, reaktionsschnell. Er schoss mehrere Tore und entschied das Match. Noch eine seiner vielen Begabungen.

Stefan war für einen Sommer in unser Jugendhaus nach Wien gekommen, um ein Praktikum zu absolvieren. Er studierte Theologie, sein Heimatpfarrer unterstützte den Oberministranten, damit er ein guter Priester werde. Dann ging der Sommer, aber Stefan blieb. Die Arbeit mit den Obdachlosen und Drogensüchtigen faszinierte ihn, und er verlängerte seinen Einsatz. Was er anpackte, wurde zum Erfolg. Der schwarzlockige junge Mann war beliebt bei den Mitarbeitern und Schützlingen, aber auch bei den Mädchen. Seine Welt wurde immer bunter, das Studium hingegen interessierte ihn weniger. Vom Priesterseminar meldete er sich ab. Er wollte zur Philosophie oder auf die Sozialakademie umsteigen. Dann wieder begeisterte er sich für einen praktischen Beruf: Als Tischler mit Langzeitarbeitslosen ein Projekt aufbauen, das hätte ihm gefallen. Wir redeten über viele Ideen, aber rechnen konnten wir nicht mit ihm; er müsse gehen, hieß es. Nach einem Jahr packte er seine Koffer. Stefan hinterließ viele sehnsüchtige Herzen und unerfüllte Träume.

Eines Tages kam er auf Besuch, mit einer Begleiterin. Ich war schönere Frauen an seiner Seite gewohnt; Silvia war klein, dicklich und schüchtern. Aber bei Stefan spürte ich eine Veränderung. Er war nicht mehr der unruhige Geist, der allen schöne Augen machte. »Wir werden im Herbst heiraten«, kündigte er uns an. Inzwischen hat er drei Kinder und arbeitet als Pastoralreferent. In der Jugendarbeit kümmert er sich um die Außenseiter, und er hat eine lebendige Gemeinde.

Unter den vielen Möglichkeiten, sein Leben zu gestalten, hat Stefan eine gewählt. So lädt auch Jesus seine Freunde auf einen Weg ein: »Niemand kommt zum Vater außer durch mich.« Wenn wir mit ihm gehen und lernen, finden wir zu Gott. Jesus macht uns dieses Angebot. Gleichzeitig aber weiß er, dass es viele gibt, die schon bei seinem Vater sind und ihn gar nicht als Wegweiser brauchen. Jesus erkennt an, dass es zu Gott auch andere Wege gibt als ihn. Diese anderen stellt er seinen Gefährten sogar als Vorbild hin, damit sie von ihnen den starken Glauben lernen. Unser Glück finden wir dann, wenn wir uns in der Vielzahl der Wege ganz für einen entscheiden. Jesus bietet uns sein Leben als Modell an.

Stefan hatte zahlreiche Angebote, viele warben um ihn. Er hat sich für einen Weg entschieden – nicht für die schönste Frau, nicht nach dem Wunsch seiner Begleiter. Es ist nicht der einzige Weg und vielleicht auch nicht der beste, aber er kann ihn gehen. Weil er sich an jemanden gebunden hat, ist er glücklich. Wenn ich mich angesichts all meiner Begabungen, Freunde, Interessen für einen Weg entscheide, bekomme ich Profil und kann mein Ziel erreichen.

Wann habe ich mich für einen Weg und gegen die vielen anderen entschieden? Welche Entscheidung prägt mich? An wen und was habe ich mich gebunden? An welcher Weggabelung stehe ich heute?

Niemand kommt zum Vater außer durch mich.

JOHANNES 14,6b

Mit Feuer vom Himmel

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