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Beim Helfen scheiden sich die Geister Was haben uns Gegner zu sagen?

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Ruth Zenkert

Alles war für die Orchesterprobe vorbereitet, Stühle, Notenständer, und es war eingeheizt. Remus, der Dirigent, lief nervös auf und ab. Kein Musikschüler war erschienen. Florin ahnte, was geschehen war. Er schwang sich auf sein Fahrrad und raste zum Versammlungsraum der Baptisten am Ortsrand. Dort war es gesteckt voll. Auch Leute, die sonst arbeiten gingen, drängten hinein. Florin schob sich in die Menge, bis er unsere Kinder, die Musikschüler, erreichte. Mit dem Zeigefinger tippte er auf seine Armbanduhr und ermahnte sie, zur Probe zu kommen. Die Kinder rührten sich nicht, versuchten bloß, schneller zum Gemeindeleiter zu gelangen. Der verteilte gerade Geschenke an alle Dorfbewohner. Eine Hilfslieferung aus Amerika war angekommen, jede Familie erhielt eine Kiste mit bunt gemischten Kleiderspenden, dazu Reis und Milchpulver. Als gäbe es in Rumänien keine Lebensmittel. Die ersten Empfänger standen schon draußen und tauschten Waren, stritten, weil andere mehr bekommen hatten. Florin warb um die Kinder. Da begann eine Mutter zu schimpfen: »Was haben wir davon, wenn die Kinder zu euch kommen? Sie müssen ein Instrument lernen, sie sollen in die Schule gehen. Aber was kriegen sie dafür? Und wir – wenn man bei euch etwas will, muss man dafür arbeiten. Wofür sollen wir uns plagen? Hier bekommen wir alles geschenkt.« Florin gab auf. Er kam ohne Kinder zurück, saß verzweifelt allein mit Remus in der Musikschule und schimpfte über die »Bekehrten«, wie sie sich nennen. Später trudelten die Kinder ein, Kaugummi kauend und mit bunten Kreuzkettchen behängt. Sie machten ihre Musik wie üblich, nur Florin schlug seine Trommeln etwas lauter, um seine Wut abzureagieren. Aber – gibt es eine treffendere Beschreibung unserer Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen als die dieser Mutter? Ist es nicht genau das, was wir erreichen wollen? Ich empfand es als Kompliment.

»Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben«, sagt Pilatus zu den Hohepriestern, als sie die Inschrift auf der Tafel am Kreuz korrigieren wollen: »Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.« Mit seinen Worten bekennt sich Pilatus, der römische Präfekt, endlich zu seiner Macht und nimmt die Verantwortung wahr, die er hat. Dahinter steckt aber mehr, denn unwillentlich ist er ein Werkzeug Gottes. Als solches proklamiert er in den damaligen Weltsprachen Griechisch, Hebräisch und Lateinisch: Dieser Gekreuzigte ist »der König der Juden«. Und die Aufgabe des Königs der Juden ist es, der Welt mehr Frieden zu bringen.

Gott verwendet Pilatus, einen Feind, Feigling oder Zyniker, jedenfalls einen ohne Idealismus, um der Welt einen Gekreuzigten als den Friedenskönig vorzustellen. Es lohnt sich also, auf Gegner zu hören. Die schimpfende Mutter bestärkte mich, mit den Kindern den Weg des Lernens und der Leistung weiterzugehen.

Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.

JOHANNES 19,22

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