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Der Vater geht, seine Kraft kommt Von wem wurde ich getrennt, um erwachsen zu werden? Wessen Geist gibt mir heute noch Ideen und Ansporn?

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Ruth Zenkert

Ani fährt hervorragend Auto, das hat sie von ihrem Vater gelernt, der ebenfalls wunderbar fährt. Er ist stolz, dass seine beiden Kinder im richtigen Moment in der Kurve beschleunigen, dass sie einschätzen können, wann sie gerade noch überholen dürfen. Ani packt überall an. Beim Hausbau stand sie ihrem Bruder in nichts nach, auch die schweren Balken für den Dachstuhl hat sie geschleppt. Weil die Eltern in unserem Projekt mitarbeiten – der Vater fährt, die Mutter kocht und hilft im Garten –, war Ani oft dabei, um sie zu unterstützen. Nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte – keine Matura, denn sie will nicht hoch hinaus –, haben wir sie angestellt. Da sie in der Ausbildung auch Patisserie gelernt hatte, wollte ich sie im Nachbardorf in unserer Bäckerei einsetzen. Doch sie meinte, sie wolle nicht weg und bleibe lieber im Dorf. So beschäftigten wir sie in der Musikschule. Viele Kinder müssen von zu Hause abgeholt werden, damit sie pünktlich in ihre Unterrichtsstunde kommen. Ohne Uhr und ehrgeizige Mutter schaffen sie es nicht. Für Ani ist es eine leichte Aufgabe, weil sie weiß, wer wo wohnt. Während die Schüler musizieren, beschäftigt sie die wartende Kinderschar mit Spielen im Hof. Wenn die Schule beginnt, gibt es wieder die Hausaufgabenbetreuung. Die jungen Mädchen bleiben gerne bei Ani und helfen am Abend beim Saubermachen, bis sie miteinander nach Hause gehen.

Allerdings: Anis Einsatz bleibt begrenzt und phantasielos. Sie macht alles, was wir ihr sagen, auch alles, was der Vater ihr sagt, doch nicht mehr. Sie macht auch alles nicht, was er nicht will. Weil ihm der Freund nicht gefallen hat, hat der Papa ihn vor der Schule abgefangen und ihm gedroht, er solle die Finger von der Tochter lassen. Jetzt ist sie solo, und der Vater wird ihr den richtigen Partner finden. Ich warte auf den Tag, an dem Ani den Sprung hinaus schafft. Vielleicht wird das erst geschehen, wenn der Vater gegangen ist?

Als Jesus den Abschied vor sich sieht, redet er vom Gehen. Seine Freunde werden jetzt selbstständig werden. Solange er da ist, ist er der Lehrer und sie sind die Schüler. Nach der guten Ausbildung, die sie von ihm erhalten haben, werden sie in eine neue Aufgabe hineinwachsen. Nun werden sie die Lehrer, die Führungskräfte werden. Jesus stößt sie in die neue Rolle hinein. Kraft und neue Ideen erhalten sie durch den Geist, den er ihnen mitgibt. Der Umschwung vom Schüler zum Lehrer, vom Kind zum Erwachsenen braucht die Ablösung. Durch die Distanz in der Beziehung spüre ich, dass es jetzt ein neuer Geist ist, mein Geist, der aus mir selbst spricht. Der Geist wird kommen, wenn der Vater geht. »Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden«, sagt Jesus. Und ich hoffe, so wird auch Ani einmal Verantwortung übernehmen.

Von wem wurde ich getrennt, um erwachsen zu werden? Wessen Geist gibt mir heute noch Ideen und Ansporn?

Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.

JOHANNES 16,7b

Mit Feuer vom Himmel

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