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Der gute Stress Aufträge, die belasten, und Aufträge, die glücklich machen. Was bleibt?

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Ruth Zenkert

Rotblaue Hände kneten die Wäsche im kalten Wasser, das sich zu einer braunen Brühe verfärbt. Stanas älteste Tochter, die 14-jährige Maria, hat den Kübel in die Roma-Behausung geschleppt. Der Dorfbrunnen gibt reines Wasser und ist den ganzen Winter über nicht zugefroren. Ich soll mich in die Ecke neben die Feuerstelle setzen, um mich zu wärmen. Im düsteren Raum schlafen Jugendliche, Kinder springen herum, zwei verstecken sich unter dem bodenlangen Kleid der Mutter. Sie sagt, dass ihr Mann beim zehnten Kind weggegangen sei. Jetzt sei alles leichter, kein Trinken und kein Schlagen mehr. Es geht uns gut, meint sie und schaut froh und doch besorgt auf ihre Schar. Wo wird sie heute das Brot für sie hernehmen? Das Herz tut mir weh, wenn meine neue Freundin erzählt. Sie wünscht sich, dass ihre Kinder gut lernen können.

Bevor ich in das Dorf kam, konnte ich in der nahen Stadt Sibiu/Hermannstadt bei Bekannten unterkommen. Die Villa war groß, es gab Internet, ich durfte das Auto benutzen. Die Frau drängte mich immer, zu essen. Ihr Mann wollte uns helfen, ein altes Bauernhaus zu finden. Er brachte mich nach Neudorf und stellte mir in Aussicht, hier ein Arbeitsprojekt zu starten. Die einzige Möglichkeit der Leute besteht darin, gelegentlich als Taglöhner oder Schafhirten etwas zu verdienen, oder selbst zwei, drei Schafe zu halten und deren Milch oder Fleisch zu verkaufen. »Wenn ein normaler Mensch hier aus dem Auto aussteigt und die vielen Zigeuner sieht, fährt er sofort wieder weg«, sagte der Geschäftsmann. Die Belastung war für ihn zu groß. Gemeinsam mit einer Volontärin bin ich zurückgeblieben.

Ein Hindernislauf begann. Wenn ich ratlos bin, schaue ich bei Stana vorbei. Dann weiß ich, dass hier unser Auftrag ist. Sie kämpft für ihre Kinder, sie hat fast nichts und gibt doch viel. Mir gibt sie Geborgenheit.

Die Frage, was ewiges Leben ist, versetzt mich in Stanas Hütte. Hier kannst du greifen, was gültig ist. Ewiges Leben, so formuliert Jesus den Auftrag, den er vom Vater bekommen hat. Und wie setzt er ihn um? Er versammelt ein paar junge Menschen um sich und zeigt ihnen eine bestimmte Art von Leben. Sie sollen die Not sehen lernen und die Angst ablegen. Mit ihnen geht er zu den Kranken und berührt die Aussätzigen. Bei den Menschen, die anders sind, sieht er das Gute. Auch wenn nicht viel da ist, gibt er den Hungernden zu essen. Kein Wunder, dass seinen Helfern und Helferinnen Stress nichts Unbekanntes ist. Sie suchen Ruhe und stoßen immer wieder auf Leute, die wie Schafe sind, die keinen Hirten haben. Mit den Herausforderungen aber entdecken die jungen Leute ihre Stärken und ihre Berufung.

Als wir einmal Stanas Familie verlassen, sagt die 19-jährige Volontärin fast übermütig: »Jetzt weiß ich, wozu ich auf der Welt bin; ich werde nicht drei Monate, sondern ein Jahr hierbleiben.« Stana braucht Hilfe. Doch mehr noch gibt sie – eine Liebe, die ihre Kinder spielen lässt und uns den Mut zu einem Auftrag gibt, der glücklich macht.

Aufträge, die belasten, und Aufträge, die glücklich machen. Was bleibt?

Und ich weiß, dass sein Auftrag ewiges Leben ist. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.

JOHANNES 12,50

Mit Feuer vom Himmel

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