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Der Winzer ist Gott Mit wem bin ich verbunden? Welche Beziehung trägt Früchte? Wer ist in einem Unternehmen so verwurzelt, dass um ihn herum Neues wachsen kann?

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Ruth Zenkert

Ein alter Kommunist, eine blutjunge Studienabsolventin mit glitzerbesetzten langen Fingernägeln, die weder mit einem Putzlappen noch mit Computertasten hantieren können, eine ewig Arbeitslose, die dringend Geld für ihre vier kleinen Kinder braucht, ein Manager, der mir versichert, alles zu können, eine Lehrerin, ein junger, dynamischer Ingenieur – das waren die letzten Kandidaten, mit denen ich ein Bewerbungsgespräch für die Leitung unseres neuen Sozialzentrums im Roma-Milieu geführt hatte. Selbst bei den sympathischen und begabten Personen spürte ich, dass es nichts werden könne. Wie soll jemand in einer Umgebung, die ihm völlig fremd ist, ein Projekt aufbauen? Es gibt noch keine Schule, in der man diese Form der Sozialarbeit lernen kann. Wo sollte ich Kandidaten für das Roma-Projekt suchen? Da wurde mir klar: Antoaneta muss die Leiterin werden. Seit zwei Jahren arbeitet sie mit uns. Sie hat im Roma-Milieu Freunde gefunden. Sie versteht, was wir brauchen, wir sind uns nahe im Denken. Sie setzt Initiativen, weil sie selbstsicher geworden ist. Sie lässt sich von mir helfen, wenn sie nicht weiterweiß oder ich es für notwendig halte. Ihr traue ich zu, dass sie mit einem starken Team die vielen Kinder im Zentrum aufnehmen kann, damit sie bei uns eine Heimat finden, lernen, musizieren, ihre jungen Mütter zum Waschen holen; sie kann mithelfen, dass das Haus immer voll Leben sein wird – und dass es nicht gleich auseinanderfällt. Weil zwischen Antoaneta und unserem Werk eine enge Verbundenheit gewachsen ist, kann sie das Neue aufbauen.

Eine solche Verbundenheit hat Jesus mit seinen Schülern. Er erklärt die enge Beziehung mit dem Bild des Weinstocks und der Rebe. Leicht verständlich für einen Galiläer, denn überall sind Weinberge. Jeder kennt die mühsame Arbeit des Weinbauers, wenn er die einzelnen Stöcke beschneiden muss. Das unbrauchbare Gestrüpp wird weggeschnitten und ins Feuer geworfen. Die Reben, die am Weinstock bleiben, tragen im Herbst süße Früchte. Dann wird aus den Trauben Wein, der Trank der Freude, bereitet. Die Propheten bezeichnen das Volk Israel als Weinstock, auch Jesus versteht sich als Weinstock – der Winzer ist Gott, der ihn eingepflanzt hat und sich liebevoll um jede Rebe kümmert. Wie der Winzer in seiner Sorge um die Rebe am Weinstock, so verbunden ist Jesus mit seinem Vater. Das gibt ihm den Lebenssaft, mit dem er sein Werk aufbauen konnte. Unter seinen Anhängern findet er die Schüler, die mit ihm ebenso verbunden sind. Ihnen übergibt er sein Werk, sie gründen Neues. Antoaneta kann unser neues Sozialzentrum leiten, weil sie bei uns und mit unseren Schützlingen verwurzelt ist. Die Verbundenheit, die zwischen uns gewachsen ist, gibt nicht nur ihr, sondern auch mir viel Kraft.

Mit wem bin ich verbunden? Welche Beziehung trägt Früchte? Wer ist in einem Unternehmen so verwurzelt, dass um ihn herum Neues wachsen kann?

Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt.

JOHANNES 15,4

Mit Feuer vom Himmel

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