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Kapitel 4 Umzug

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Der Tag X war gekommen. Alle Kartons waren gepackt, teils unter Tränen, teils in Erwartung des Neuen, teils unter Schweiß, da es sehr schwül war. So ein Unternehmen ist eine tolle Angelegenheit für die ganze Familie, man hält zusammen und spricht viel miteinander. Was es aber wirklich bedeutet, nach 16 Jahren den Wohnort und Wirkungskreis zu verlassen, wissen nur die, die es durchlebt haben. In dem Fall waren es befreundete Pfarrfamilien, deren Bemerkungen wie „Wir wissen, wie das ist“ oder „Kisten zu packen und sich von Dingen zu trennen, kostet Kraft!“ sehr guttaten.

Unsere Hühner waren dabei leider keine Hilfe, im Gegenteil, sie waren ja wie kleine Kinder, die versorgt werden mussten. Gleichzeitig genossen wir es, dass wir uns immer wieder zu ihnen gesellen konnten, um zwischendurch abzuschalten.

Dank der Hilfe von Freunden unserer Kinder und einem lieben Nachbarn, der gerade selber seinen eigenen Umzug hinter sich hatte, konnte unser Umzug schnell über die Bühne gehen. Eine noch ungelöste Frage war allerdings, wie wir unser Federvieh an den neuen Wohnort im Schwarzwald transportieren sollten. Bis vor Kurzem war das noch kein Thema gewesen, denn es gab sie da noch nicht. Aber nun mussten wir uns mit diesem Problem auseinandersetzen. Unsere Hühner einfach in Kartons mit der Aufschrift „Aufpassen, lebendige Wesen!“ zu packen, war nicht im Sinne des Umzugsunternehmens. Wir mussten also eine andere Lösung finden. Wie dankbar waren wir, dass die Spender unserer Tiere bereit waren, sie uns an unseren neuen Wirkungsort zu bringen.

Nachdem wir schon die erste Nacht in unserem neuen Domizil verbracht hatten, fuhren unsere Umzugswagen von unserem ehemaligen Zuhause unter Kirchglockengeläut um 8.00 Uhr hupend zu unserem neuen Haus. Man hatte uns als Pfarrfamilie schon sehnsüchtig erwartet, denn die Pfarrstelle, die mein Mann zukünftig übernehmen sollte, war ein Jahr vakant gewesen. Und nun erwarteten wir unsere Kartons, um uns in unserem neuen Heim wohnlich einzurichten. Aber noch etwas erwarteten wir – unsere zwei Hühner mit dem Hahn. Dank eines sagenhaften Services trafen sie wohlbehalten am Nachmittag ein. Nun erst war unsere Familie vollständig. Stress hatten die Tiere nur bei der Herfahrt von Großbottwar, ansonsten konnten sie sich herrlich in der wunderbaren Schwarzwaldluft akklimatisieren. Wir dagegen kämpften uns durch unsere Unmengen von Kisten. Wenn Wehmut beim Auspacken aufkam, erfreute es uns immer wieder, eine lebendige Erinnerung an unsere alte Gemeinde durch unsere Hühner zu haben.

In der Anfangszeit sprachen wir abends immer davon, dass wir unsere Hühner „ins Bett bringen“ müssten. Das bedeutete, ihr Schlafställchen zu schließen, da es hier viele Marder und Hühnerhabichte gibt. Mit unserer Jüngsten saß ich oft länger vor dem Stall und wir sangen den Hühnern Schlaflieder vor. Das war für Esther eine wunderbare Therapie, den Abschied von unserem vorherigen Zuhause und den Freunden besser zu verarbeiten. So gab es immer ein Ziel, wo wir gemeinsam hingehen und etwas zusammen erleben konnten. Auch mit unseren anderen Kindern ging ich zwischendurch zum Hühnerstall. Sogar beim Ausmisten halfen die Kinder gerne mit.

Vieles hatte sich für uns durch den Umzug geändert, nicht aber unsere vergrößerte Familie. Der Hühnerstall mit seinen Tieren wurde zu einem Ruhepol, der allen guttat. Oft musste ich in dieser Zeit an ein Lied von Dietrich Bonhoeffer denken: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Dieser lebendige Gott hatte uns an einen neuen Wirkungsort gerufen. Weil Jesus weiß, was morgen ist, kann ich ihm heute vertrauen und alles Vergangene ihm überlassen.

Zwischen Huhn und Himmel

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