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Kapitel 3 Hagelsturm
ОглавлениеAm 17. Geburtstag unserer Ältesten passierte etwas, das wir nicht so schnell vergessen werden.
Solch einen Festtag inmitten von Umzugskartons zu feiern, war schon eine Herausforderung und von einer besonderen Atmosphäre geprägt. Da nahm eher die Wehmut als die Freude überhand. Der Ort, an dem unsere Kinder einen wesentlichen Teil ihrer Kindheit verbrachten, sollten wir bald verlassen. Und trotzdem hatte Deborah ein Recht, ihre Freunde einzuladen, um Geburtstag und Abschied zu feiern. Gerne begab ich mich an die Vorbereitungen, auch wenn es draußen schwülwarm war. Wir liefen in den dünnsten Kleidungsstücken herum, doch noch immer rann der Schweiß. Unsere Hühner versteckten sich unter ihrem kleinen Ställchen, da die Sonne erbarmungslos auf sie herunterschien.
Plötzlich wurde es von jetzt auf gleich dunkel. Wir dachten an einen Regenguss, stattdessen gab es eines der gewaltigsten Hagelgewitter, das wir je erlebt haben. Unser altes Pfarrhaus hatte Fensterläden, die wir durch den schnellen Aufprall dickster Hagelkörner nicht schließen konnten. Mein Mann war mit unserem Sohn unterwegs, und so musste ich mit unseren beiden Mädchen allein das Haus hüten.
Wir nahmen uns alle drei in die Arme, so erschrocken waren wir. Binnen einer Viertelstunde sank die Außentemperatur um 15 Grad und unser Garten war mit dicken Hagelkörnern weiß übersät, obwohl es August war. Schnell zogen wir dicke Pullis und lange Hosen an. Unser Herz schlug angstvoll, standen wir doch hilflos diesem Unwetter gegenüber. Fast hilflos, denn wir wussten, Gott hält uns inmitten dieses Chaos in seiner Hand. Wir beteten auch für unsere Hühner, denen wir nicht helfen konnten.
Nachdem der Hagelschlag vorbei war, schauten wir als Erstes im Garten nach unseren neuen Bewohnern. Gerne hätten wir sie ins Haus geholt, aber leider gibt es noch keine Hühnerpampers. Die Verdauung der Hühner ist nun einmal spontan und hat einen intensiven Geruch.
Das Freigehege war ganz weiß von den Hagelkörnern. Pitschpatschnass saßen unsere drei unter dem Häuschen. Einen richtigen Schutz gab es bei solch einem Unwetter nicht für sie, aber sie hatten es überlebt. Uns fiel ein Stein vom Herzen.
Nicht nur der Umzug musste in den Griff bekommen werden, sondern bei all dem Stress wollten auch noch drei zusätzliche Lebewesen beschützt werden. Gleichzeitig wurde uns klar: Dadurch wurde unser Leben immer spannender.
Dankbar atmeten wir auf. Außer undichten Dachziegeln, die Wasser im Haus an der Wand herunterlaufen ließen, konnten wir keinen größeren Schaden feststellen. Hinterher erfuhren wir von Überschwemmungen in unserem Ort. Auch wurden Weinberge zerstört. Für deren Besitzer, die ihre Zeit und Liebe hineingesteckt hatten, war das ein harter Schlag.
Deborahs Geburtstag wurde ein super Fest. Liebe Freunde kamen. Wir schauten mit ihnen einen nachdenklichen Film an, der zu guten Gesprächen anregte. Es war ein unvergesslicher Tag, eine Mischung aus Freude und Abschied nehmen, Angst und Dankbarkeit. Uns wurde bewusst, dass Gott nicht alle Steine aus dem Weg räumt, uns aber dabei hilft, mit ihnen zu leben, wenn wir ihm das zutrauen.