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Kapitel 5 Maxi auf Entdeckungsreise

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Nicht nur unter Menschen gibt es Entdeckungsreisende, auch Tiere sind ab und zu von Neugier auf etwas Neues besessen.

Bisher sah ich Hundebesitzer an all meinen Wohnorten mehrmals täglich mit ihren Vierbeinern spazieren gehen. Ich selber bin ein großer Hundeliebhaber. Je größer der Hund, umso mehr zieht er mich an. Diese Leidenschaft verfolgt mich schon seit dem Kleinkindalter.

Sobald ich laufen konnte, lieh ich mir Hunde aus, um sie auszuführen. Angefangen aber hatte meine große Tierliebe mit riesigen Stallhasen, die meine Eltern zu uns nach Hause brachten. War das ein Fest! Ostern war jedes Jahr ein Grund zur Freude, denn da gab es für unsere Familie kleine Häschen. Sie wurden das ganze Jahr von mir gepflegt. Dazu gehörte auch eine Ausfahrt im Puppenwagen. Mit Puppen hatte ich nichts am Hut, ich zog ihnen Vierbeiner vor. Ich fütterte die kleinen Hasen mit frischem Gras und nahm sie auf den Arm.

Der eigentliche Karfreitag fand für mich in meiner Kindheit an Weihnachten statt. Denn an Weihnachten bestand das Essen aus Hasenbraten, der bestens schmeckte, aber mit größter Wehmut verzehrt wurde. Warum ich dieses Fleisch dennoch aß? Vielleicht weil ich wusste, dass ab Ostern alles wieder von vorne losging.

Später begleitete mich 16 Jahre unser Tigerkater Peterle. Als Nächstes traten menschliche Zweibeiner in mein Leben: Unsere drei Kinder kamen zur Welt, und ich erfreute mich an Tieren anderer Leute.

Nach 17 Jahren der Kinderaufzucht, der mein Mann und ich uns mit Begeisterung widmeten, standen nun im neuen Wohnort Marschalkenzimmern zwei Hühner und ein Hahn auf dem Tapet. Ich musste lernen, mit der mir bislang ungewohnten Tierart umzugehen. Hunde konnte ich streicheln und ich wusste einfach, wie sie reagieren, ebenso Katzen durch meine Erfahrungen mit Peterle. Bei einem Spaziergang mit meinem Mann sah ich einmal von Weitem schon einen wunderbaren schwarzen Schäferhund mit Frauchen uns entgegenkommen. Als ich dann die Frau fragte, ob ich ihn streicheln dürfe, akzeptierte ich, als sie es verneinte. Er sei noch sehr jung und würde gerade erzogen. Sie habe aber schon von Weitem erkannt, dass ich keine Angst hätte, und bemerke jetzt auch an ihrem jungen Hund, dass er mich mochte!

Nur mit Hühnern wusste ich erst nicht so recht umzugehen, sie waren mir bisher völlig fremd gewesen. Spazieren zu gehen brauchte ich (erst mal) nicht mit ihnen. Aber nach ihnen sehen und sie versorgen gehörte nun zu meinen täglichen Aufgaben. Das bedeutete, bei jedem Wetter nach ihnen zu schauen. In der ersten Zeit nach unserem Umzug schliefen sie noch in dem kleinen geschenkten Ställchen und hielten sich tagsüber in einem kleinen Freigehege auf.

An einem herbstlichen Morgen schaute ich bei ihnen vorbei, als es stürmte und regnete. An unserem neuen Wohnort ist immer alles sehr heftig: Es gibt viel Regen, viel Schnee, viele Stürme und starken Sonnenschein. Während ich in das Freigehege kletterte, das Ställchen öffnete und wieder unter dem Deckzaun hinausschlüpfen wollte, war einer schneller als ich: der Gockel! Und so ergriff Maxi die Flucht. Er fühlte sich scheinbar sehr wohl außerhalb seines begrenzten Reviers, und wieder einfangen konnte ich ihn nicht.


Was jetzt geschah, erinnerte mich an den Film Schweinchen Babe in der großen Stadt. Mein Schwager hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, aus einer von uns gekauften und zerlegten Gartenhütte ein Hühnerhaus zusammenzubauen. Bislang standen das Fundament und ein paar Balken. Im Rahmen seines Erkundungsspazierganges stand Maxi plötzlich vor der Hütte und schaute sie staunend an. Ich musste laut loslachen. Dieser Bursche war doch sehr neugierig. Er wollte sein zukünftiges Domizil besichtigen. Nach einer Weile drehte er sich um und schlich zu seinem alten Freigehege zurück. Da ich ihn nicht einfangen konnte, klingelte ich bei einem Nachbarn und bat ihn, mir zu helfen, was er auch gern tat. Ich hob das Freigehege hoch, und der Nachbar konnte Maxi dazu bewegen, darunter zu schlüpfen. Gemeinsam freuten wir uns über den Erfolg. So einen großen Hahn konnte man doch nicht einfach auf den Arm nehmen, dachte ich damals. Wer hätte gedacht, was mich noch alles erwartete.

Nachdem nun alles wieder geordnet war, konnte ich mein wohlverdientes Frühstück einnehmen. Ich war dankbar, dass unsere Hühnerfamilie wieder vollständig war. Bestimmt hatte Maxi seinen Damen viel zu berichten, denn wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen.

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