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Kapitel 2 Was du nicht ändern kannst, das lerne zu lieben

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Wie sollen wir mit Dingen oder Situationen umgehen, die uns überhaupt nicht passen, die aber trotzdem zu unserem Leben gehören?

Die wenigsten von uns werden zu den Mäuseliebhabern gehören. Wir hatten das Vorrecht, in einem jahrhundertealten Pfarrhaus in Großbottwar zu wohnen, wo diese Vierbeiner seit Jahren Stammgäste waren. Ich erinnere mich noch an den Umzug unserer lieben Vorgänger. Im leer gefegten Pfarrhaus fingen wir mit Pappkartons einige der Mäuse, um sie im Garten freizusetzen. Das war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns bevorstand.

Jeden Herbst, wenn es langsam kälter wurde, die Herbststürme an den Fensterläden rüttelten und die Heizung sich warmlief, raschelte es oben unter der Decke. Jedes Mal lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Jetzt wusste ich: „Sie sind wieder da!“ In der mit Hohlräumen versehenen Natursteinmauer flitzten die Mäuse hin und her. Unsere Kinder wurden oft von dem nächtlichen Lärm wach. Sie dachten, diese possierlichen Tierchen neben sich zu haben. Auch mein Schlaf war alles andere als tief und mir war klar, dass die Mäusezeit wieder losging.

Beim Mehlholen in der Speisekammer schauten mich ab und zu dunkle Augen an nach dem Motto: „Hallo, mich gibt’s auch wieder“. Angefressene Bananen und Äpfel waren Zeugen unserer unerwünschten Hausbewohner.

Eines Tages sahen wir den bedeutenden Film Mäusejagd. Aus einem abgrundtiefen Hass auf diese Tiere entstand eine tiefe Liebe. Der Film gab mir den Anstoß für die Erkenntnis: „Was du nicht ändern kannst, das lerne zu lieben.“

Dieser Gedanke überfiel mich auch plötzlich, als ich Hahn und Hühner an jenem Sonntag vor mir sah. Das Leben gibt uns immer wieder neue Nüsse zu knacken. Auch wusste ich in diesem Moment nicht, was mit den neuen Tieren alles auf mich zukommen würde. Ich war sehr skeptisch und gleichzeitig besorgt. Aber als unsere Kinder diesem uns anvertrauten Federvieh noch Namen gaben, merkte ich, wie langsam eine Beziehung zu den Tieren wuchs. Maxi, Fredi und Liesel waren nicht irgendein Federvieh. Sie wurden zu Familienmitgliedern, die begannen, unser Leben zu verändern. Füttern und Ausmisten gehörten nun zum alltäglichen Geschäft.

Wenn unser Sohn Daniel von der Schule nach Hause kam, entspannte er sich in dem kleinen Freigehege, das mein Mann um das Hühnerställchen herum angelegt hatte. Auch unsere Mädchen Deborah und Esther freuten sich an den neuen Tieren. Freunde der Kinder und unserer Familie kamen zur Besichtigung. Plötzlich wurde unser Garten wieder attraktiv.

Die Übungsversuche, mit unserem Gockel das Krähen zu erlernen, sorgte für allgemeine Heiterkeit. Wir waren voll Freude bei jedem Versuch, den er startete, diesem Ziel näher zu kommen. Als er es endlich geschafft hatte, wussten wir nicht, wer sich mehr freute – er oder wir.

Auch unsere lieben Nachbarn und unsere Mitarbeiter gaben immer wieder kund: „Wir haben Maxi gehört.“ Dass in der heutigen oft gefühlskalten und beziehungslosen Gesellschaft zwei Hühner und ein Hahn zu Beziehungen und zu Gesprächen anregen könnten, hätten wir nicht gedacht.

Annehmen, lieb haben und staunen – das steckt an, belebt und lässt neue Kräfte wachsen.

Zwischen Huhn und Himmel

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