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Der beste Kaffee in Manly


Sydney by Night

Der beste Kaffee in Manly

Eine kleine Teerstraße bringt uns zurück zum Pacific Highway und dieser führt direkt nach Sydney. Zeit, mal wieder unsere E-Mails zu checken. Eine hört sich ganz gut an:

„Hi ihr beiden,

ich verfolge seit ein paar Jahren eure Reisen auf eurer Webseite. Afrika ist unser nächstes Ziel, in ein paar Monaten werden wir unseren Land Rover nach Südafrika verschiffen. Ihr müsstet ja jetzt auf dem Weg nach Sydney sein, vielleicht habt ihr Lust auf einen Gedanken- und Informationsaustausch. Ihr seid eingeladen, mal vorbeizukommen, wir können euch in Sydney unser Gästezimmer anbieten.

Hoffentlich bis bald, Michael“


Geteert zurück zum Pacific Highway

Natürlich haben wir Lust, Gedankenaustausch ist gut, Informationsaustausch noch besser. Und an Infos zu Australien, insbesondere von jemandem, der selbst mit einem 4x4 Fahrzeug reist, sind wir immer interessiert.

Nur, so wie wir aus dem Busch kommen, können wir unmöglich jemanden besuchen. Eine intensive Körperreinigung ist nach den Tagen im Dschungel unumgänglich.

Australien ist das Land der Roadtrains, der großen Distanzen, die mit gigantischen Lastzügen zurückgelegt werden. Die Trucker haben das gleiche Problem, müssen ja auch gelegentlich Staub, Dieselöl und Ruß abwaschen. Auf dem nächsten Rasthof frage ich einen Fahrer, wie sie das Problem handhaben. „Too easy, an jeder großen Tankstelle, an jedem Truckstop gibt es kostenlose Duschen, du gibst deinen Autoschlüssel als Pfand und bekommst den Schlüssel für eine Duschkabine.“

„Kostenlos?“, frage ich ungläubig.

„Hey, Mann, wenn ich tanke, pumpe ich 1600 Liter Diesel ab, da ist doch wohl eine Gratisdusche drin.“

Tausendsechshundert Liter kriege ich in den Toyo zwar nicht rein, aber den Tipp probieren wir gleich mal aus. Die Duschen sind im Gebäude des Autobahnrestaurants und die Dame, die Pappbecher im Akkord mit heißem Kaffee befüllt und an eine Busladung Touristen ausgibt, bestätigt, was der Trucker gesagt hat: „Die Duschen sind für jedermann kostenlos. Ihr müsst auch nicht tanken oder Kaffee trinken, das ist einfach Service. Wollt ihr einen oder zwei Schlüssel?“

„Einer genügt.“

Im Keller des Restaurants gehen vom breiten Gang zehn Türen ab, die mit großen Zahlen durchnummeriert sind. Wir haben die Nr. 3. Der Schlüssel passt und es öffnet sich ein kleines Badezimmer. Waschbecken mit Fön und Seifenspender, Garderobe, Stuhl, Tisch und Dusche. Beleuchtet mit unschönen Neonröhren, aber Radiomusik. Alles absolut sauber, aber davon kann man in Australien in der Regel ausgehen. Zum Schluss noch einen Kaffee und ein Stück Kuchen im Restaurant, denn so ganz für lau wollen wir den Service doch nicht nutzen.

Jetzt aber zurück auf den Highway und zu Michael.

Michael und seine Lebenspartnerin Sira wohnen in Manly, einem Vorort von Sydney. Die Adresse liegt in einem Villenviertel, gepflegter englischer Rasen, in den Zufahrten und Garagen stehen Jaguar, Rolls Royces und S-Klassen.

Einen kleinen Hügel hinauf und direkt vor dem Haus ist sogar ein Parkplatz für die Mini-Pistenkuh frei. Sira erwartet uns bereits und geleitet uns ins Wohnzimmer. Es ist eigentlich kein Zimmer, sondern ein offener Wohnbereich. Genial ist die Glasfront zum Ozean hin. Unverbaubare Aussicht. Der Blick schweift über den kleinen Vorort, über den Sandstrand und über schäumende Wellen bis zum Horizont. Sira öffnet das große Fenster und klatscht zweimal in die Hände, wir warten ein paar Sekunden. Kaum zu glauben, ein weißer Kakadu stürzt herbei um sich ein Stück Banane aus ihrer Hand abzuholen. „Das klappt nicht immer, aber wenn er in der Nähe ist und das Klatschen hört, holt er sich ein Stück Obst.“ Inzwischen hat Michael das Telefonat in seinem Büro beendet und kocht Kaffee für alle.

Sira zeigt uns das Gästezimmer, eine kleine Suite mit eigenem Bad und kleinem Balkon mit Meerblick.

Die Unterhaltung beim Kaffee mit Michael macht Spaß. Endlich jemand (der Erste), der nicht überängstlich ist und schon einiges selbst gefahren ist.

Bisher waren die Informationen der Australier wenig brauchbar: „Ihr könnt die Simpson Desert nicht allein durchqueren, ihr braucht unbedingt ein zweites Auto, schließt euch einem Convoy an.“ Wir reisen grundsätzlich allein. Wir werden auch die Simpson Desert allein durchqueren.

„Ihr braucht unbedingt eine Winch.“ Brauchen wir nicht.

„Meldet euch bei der Polizei und hinterlasst dort euren Routenplan.“ Wir haben keinen Zeitplan und wenn doch, teilen wir das keinem mit.

„Passt auf die Schlangen auf.“

Solche Ratschläge kann man in die Tonne kloppen. Ihr Informationsgehalt ist gleich Null. Michael hingegen ist ein guter Informant, weil er viele Gebiete selbst abseits der Pisten gefahren ist. Von ihm bekommen wir die Infos, die wir brauchen: Wie hoch ist der Durchschnittsverbrauch seines Land Rovers in den unwegsamen Gebieten? Das erleichtert unsere Kalkulation für den Dieselvorrat.

„Ich habe die GPS-Koordinaten der Camps der Madigan-Expedition, ist es möglich der Expeditionsroute mit einem Geländewagen zu folgen und gibt es dort Wasserlöcher, die nicht in den Detailkarten verzeichnet sind?“ Michael ist gut informiert, engagiert sich in einem Offroad-Club und ist jede freie Minute mit seinem Land Rover TD5 im Busch. Neben den Fakten sind vor allem seine Fotos sehr informativ. Wir können uns nun ein Bild von dem Gelände machen und so das Risiko besser einschätzen. Ähnliche Fragen haben Michael und Sira zu Afrika.

Manly Sydney Harbour

Die Glut leuchtet rot in der Dämmerung, Michael legt ein paar Filetsteaks auf den Grill und ein fast schwarz scheinender Rotwein kreist im Glas, in der Ferne rauscht das Meer.

„Wie kommt man nach Manly?“, frage ich Michael, der wahrscheinlich Anfang 40 ist. „Mein Vater war Kampfjetpilot bei der Bundeswehr und während seiner Dienstzeit sowohl in England als auch in den USA stationiert. Ich wuchs dort zweisprachig auf, zu Hause sprachen wir Deutsch, in der Schule und mit Freunden Englisch.

Später studierte ich in London Ökonomie, also Wirtschaft. Als Investmentbanker arbeitete ich zunächst in Frankfurt, dann in London und New York. Eine Bank in Sydney machte mir ein gutes Angebot und so kam ich nach Australien. Die Arbeitsbedingungen sind gut, hinzu kommt das angenehme Klima, die Freizeitmöglichkeiten und überhaupt der Lifestyle Australiens. In Sydney kaufte ich meine erste Eigentumswohnung, inzwischen sind noch ein paar dazu gekommen, die alle vermietet sind, und da war es doch nur konsequent, dass wenn ich hier lebe, hier arbeite, hier investiere, auch die australische Staatsbürgerschaft beantrage.“

Sira ist chinesischer Abstammung, ihr Vater kam als Goldgräber nach Australien und hatte Glück. Ihre Familie besitzt ebenfalls ein paar vermietete Immobilien in Sydney. Sira pendelt zwischen Äthiopien, Brasilien und Guatemala, sie ist Rohkaffeeeinkäuferin für eine Rösterei. Das erklärt auch den guten Kaffee, den wir bei ihr bekommen haben.

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