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„Suche zwei Sitze mit 200 PS in Australien“


„Suche zwei Sitze mit 200 PS in Australien“

Diesen kleinen provokanten Aufruf schalten wir im Frühjahr 2011 auf unserer Webseite. Nach der dreijährigen Afrikaumrundung soll Australien unter die Räder genommen werden. Unser eigentliches Reisefahrzeug, ein zum Expeditionsmobil umgebauter Magirus-Deutz Lkw, scheidet aus Kostengründen aus. Die Verschiffung von Deutschland nach Australien und nach ein paar Jahren wieder zurück kostet einen Betrag von deutlich über 10.000 Euro. Dafür können wir auch einen Geländewagen mit Campingausrüstung vor Ort kaufen. Zudem dürfen temporär eingeführte Fahrzeuge maximal nur ein Jahr in Australien bleiben.

Dienstag Nachmittag, das Handy gibt einen lauten „Muh“-Ton von sich. „Holger“ steht auf dem Display.

„Hey, Burkhard ich habe euer Auto gefunden. Hat zwar keine 200 PS, aber ich denke, es ist genau das, was ihr sucht. Guck mal bei ‚AUSTRALIEN-INFO.DE‘ am schwarzen Brett. Da verkauft einer seinen Buschcamper.“ Die Internetseite ist bei mir wegen der guten Infos zu Australien unter „Favoriten“ gespeichert und daher bin ich schnell auf der Seite der Autoverkäufe.

Marke: Toyota Land Cruiser HZJ-78

Baujahr: 2002

Hubraum: 4,2 l

PS: 130

Kilometer-Stand: 250.000

Farbe: weiß

Preis: 15.000 Euro

Abzugeben ab 15. Dez. in Brisbane

Telefon: 0176 - 64215435

Das Fahrzeug war früher in der Vermietung bei Britz und wurde danach von verschiedenen Reisenden genutzt.

Folgende Ausrüstung ist im Fahrzeug vorhanden:

Profi Bushranger Airjack, ARB Snatch Strap, Kassettenradio mit Adapter für iPod oder MP3 Player, Reifen-Montierhebel, Starthilfekabel, Flickzeug, kompletter Satz Keilriemen, Ratschenkasten, Satz Ringschlüssel, Zangen, Schraubendreher, div. Kleinmaterial für Reparaturen, Kitt-Presse, usw.

Campingzubehör:

Küchenzeile im Auto, Klapptisch an der Hecktür, Tisch, Stühle, Kocher 2-flammig, Gasflasche, Wassersack, Solardusche, Tarp mit Stangen und Befestigung am Fahrzeug, Zelt, Campinglampen, 40-Liter-Engel-Kühlbox, langes Stromkabel, Angel, Krabbennetz, Reiseliteratur.

„Hört sich doch gut an, danke für die Info, da ruf ich gerade mal an.“ „Viel Glück, Tschüss.“

Die Nummer ist schnell eingetippt.

„Frank, hallo“

„Hi, ich rufe wegen des Cruisers in Australien an, ist der noch zu haben?“

„Ich habe den gestern erst auf verschiedene Boards gestellt, bisher haben sich drei Interessenten gemeldet, aber noch keiner hat fest zugesagt. Ich kann dir mal ein paar Bilder und Unterlagen schicken. Das Auto habe ich auch gerade erst von jemandem gekauft, der damit ein Jahr unterwegs war. Ich habe es selbst noch gar nicht gesehen. Meine Frau und ich fliegen Mitte September nach Cairns und übernehmen dort den Toyota. Am 16. Dezember geht’s dann zurück.“ „Und die 250.000 Kilometer hat er jetzt?“ „Nein, er hat jetzt 238.000, ich denke, wir werden etwa 10.000 Kilometer damit fahren.“ „Okay, gekauft. Schick mir mal einen Kaufvertrag und deine Bankverbindung, ich überweise dir dann die Kohle.“

Ruhe am anderen Ende der Leitung. Ich weiß, doofe Metapher, wir telefonieren ja mobil.

Sabine zeigt mir den Vogel und macht den Scheibenwischer. Frank hat meinen Schnellschuss aus der Hüfte weggesteckt: „Das ging ja schnell, dann gib mir mal deine Adresse.“

Kurz noch ein paar Vertragsbedingungen geklärt und ich lege auf. Zu Sabine, die mir am Kaffeetisch gegenüber sitzt: „So, Auto gekauft. Australien ab 16. Dezember.“ „Du hast ’nen Knall. Du hast doch noch gar nicht richtig recherchiert, du kannst doch nicht die erst beste Möhre kaufen.“ „Was soll ich machen? Soll ich nach Australien fliegen und mir jeden Wagen vorher ansehen? Wir kaufen so oder so die Katze im Sack. Der Karren ist zehn Jahre alt, hat 250.000 gelaufen, kostet 15 Riesen, die Relationen stimmen doch. Entspann dich. Ob ich irgendwo eine Schleuder krieg, die für 15.000 nur 230.000 gelaufen hat oder der Wagen nur 13.000 Wert ist, spielt doch keine Rolle; die Katze bleibt im Sack. Sonst müssen wir hinfliegen, ins Hotel gehen und mit dem Leihwagen alle Autohändler abklappern. Da habe ich keinen Bock drauf. Und jetzt wochenlang hinter den Karren her rennen und den Verkäufern mit ewigem hin und her auf die Nüsse gehen will ich auch nicht. Ich mach jetzt noch ’nen Kaffee und du buchst zwei Flüge.“

Das ging zugegebenermaßen schnell. Vor einer Stunde war Australien noch weit weg, jetzt wartet der Buschcamper, wir nennen ihn die Mini-Pistenkuh, und der Reisetermin steht.

Die Flugtickets sind das geringste Problem. Die australische Fluggesellschaft Qantas bietet die günstigste Verbindung. Mit der Boing 747 - 400 im Nachtflug von Frankfurt am Main nach Singapur. Dort wird die Maschine aufgetankt und weiter nach Sydney. Ein Inlandsflug soll uns an der Küste entlang nach Brisbane bringen. Macht knappe 1000 Euro für jeden (hin und zurück).

In den nächsten Tagen gehen Büchersendungen bei uns ein. Freunde und Bekannte schicken ihre Reise- und Naturführer. Andere stellen Kontakte zu Australiern her, nennen uns gute Werkstätten und schicken ihre GPS-Daten von Routen, die sie gefahren sind. Es fehlt jetzt nur noch das Visum. Es soll ein Touristenvisum für ein Jahr geben und genau so eines hätten wir gerne.

„Die spinnen doch“, höre ich Sabine schreien, sie sitzt am Schreibtisch bei unserem Freund Thorsten. Kommt nicht oft vor, dass Sabine laut wird, sie ist mehr die ruhige Arbeitsbiene, die sich ohne zu klagen am Laptop durch Verwaltungsvorschriften ackert, aber Australien kriegt es hin, dass Sabine schreit.

„Was ist los?“

„Die wollen, dass wir nach Frankfurt zum Arzt fahren und uns dort röntgen lassen.“ „Was wollen die?“ „Jeder, der in den letzten fünf Jahren mehr als sechs Monate in bestimmten Ländern Afrikas war, muss sich von einem Radiologen die Lunge röntgen lassen. Das Röntgenbild wird nach Australien geschickt und ein Arzt untersucht es auf Tuberkulose-Merkmale.“

„Die haben doch einen Knall, das können wir doch hier in Siegen auch.“ „Nein, die schreiben den Arzt vor. Wir können nach Berlin, Hamburg und noch ein paar andere Städte, Frankfurt ist für uns am nächsten.“

„Wenn das die Regularien sind, müssen wir wohl da hin. Andere Länder andere Unsitten. Mach mal einen Termin.“ „Und die wollen ein Kontoauszug. Und wissen, ob du schon mal in irgendeinem Land verurteilt oder abgeschoben worden bist.“

Die Zahl unterm Strich auf dem Depotauszug ist ganz ordentlich und so wird das Ding schon mal als PDF an den Antrag angehängt. Die Vorstrafen sind verjährt, verspätete Jugendsünden, zudem wäre es gar nicht zur Vorstrafe gekommen, wenn der Richter meiner Argumentation gefolgt wäre. Ich ging damals davon aus, ich bewege mich haarscharf am Rand der Legalität, der Richter meinte ich sei schon außerhalb und so kam die Verurteilung wegen illegalen Grenzübertritts und die Abschiebung aus Algerien. Das geben wir jetzt mal nicht an, das waren ja noch Papierordner, die jetzt in irgendeinem Verwaltungsschrank in Algier lagern.

Innerhalb von ein paar Tagen haben wir den Termin beim Radiologen. Eine Villa fast im Bankenviertel, wahrscheinlich damit der Transport des Geldes einfacher ist, empfängt uns.

Das nenne ich mal rationalisiert. In der Praxis werden für die Visaanträge der Länder Australien, USA, Kanada – und vielleicht noch für andere – die erforderlichen medizinischen Untersuchungen durchgeführt. Es geht zu wie beim Schafe scheren. Personalbogen ausfüllen, ein paar Sekunden warten, Röntgenbild schießen, Herz und Lunge abhören, Blutdruck messen, ein paar Sekunden warten und ab zur Kasse jeweils 60 Euro abdrücken.

Zusammen mit der Visum-Verwaltungsnummer wird das Bild digital den Behörden übermittelt.

Vier Tage später ist das Touristen-Jahresvisum erteilt. Die Reise kann beginnen.


Der Einreisestempel im Reisepass

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