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Sydney, die schönste Stadt der Welt?


Die Sydney Harbour Bridge

Sydney, die schönste Stadt der Welt?

Nein, Sydney ist nicht die Hauptstadt, aber es ist die Stadt, die jeder kennt. Und was kennt man in Sydney? Eigentlich nur das Opernhaus.

Dabei hat Sydney so viel zu bieten, dass man sich einen Satz Schuhsohlen ablaufen könnte. Man könnte sich den Fischmarkt ansehen, in Chinatown asiatische Spezialitäten probieren, die dort auf engstem Raum angeboten werden. Man könnte durch den Botanischen Garten spazieren, sich im Paddy’s Market über drei Etagen durch billigen Kleinkram, Klamotten und Souvenirs drängen. Man könnte auch was für die Bildung tun, sich das Nationalmuseum ansehen oder das Aboriginal Kunstmuseum oder das Powerhouse Museum. Natürlich auch durch die Kirchen laufen, das Theater und den Zoo besuchen und die Bücher der Stadtbibliothek lesen.

Interessant wäre vielleicht auch das Rotlichtviertel Kings Cross, zum einen wegen der Mischung aus Bahnhofsviertel und Reeperbahn, aber vor allem weil es hier eine Tiefgarage gibt, in der Traveller ihre gebrauchten Schlitten und andere Reiseausrüstung verscherbeln.

Wäre unsere Tochter dabei, wäre natürlich das Nationalmuseum Pflicht. Aber so können wir uns auf das Wesentliche konzentrieren: Opernhaus, Harbour Bridge, Skyline und Fish and Chips.

Bei Sira und Michael sind wir erst nachmittags aufgebrochen. So geht es erst mal darum, in Sydney einen kostenlosen Platz für die Nacht zu finden. „Lass uns zum Zoo fahren, da gibt es bestimmt nachts jede Menge freie Parkplätze“, mutmaßt Sabine. Nur wenige hundert Meter entfernt bietet sich eine bessere Möglichkeit. In einem Ausflugslokal bei Bradleys Head wird Hochzeit gefeiert. Der öffentliche Parkplatz steht voller Autos und mit Sicherheit werden hier in den frühen Morgenstunden, wenn die Feier sich dem Ende neigt, einige mit dem Taxi nach Hause fahren. Unsere Mini-Pistenkuh wird gar nicht auffallen. Von Bradleys Head ist der Blick auf Sydney beeindruckend. Opernhaus, Skyline und Harbour Bridge auf einem Bild. Die Sonne verschwindet unspektakulär im Dunst hinter den Hochhäusern. Das Grau am Firmament wechselt zu Schwarz und immer mehr Lichter erleuchten die Metropole.


Skyline in der Dämmerung

Seltsame Hochzeitsfeier oder wird in Australien immer so gefeiert? Die Hochzeit ist pompös aufgezogen, drei schwarze Maserati Limousinen, Fotografen und Filmcrew, doch ab 22 Uhr leert sich der Parkplatz. Eine Stunde später ist unser lila Toyo der einzige Wagen auf der Teerfläche, unsere Tarnung ist abgereist (später erfahren wir, dass viele Restaurants nur eine Öffnungslizenz bis 23 Uhr haben, Feierlichkeiten daher oft sehr früh enden).

Aber Tarnung wäre gar nicht erforderlich gewesen. Es stört keinen und es kommt keiner, der Parkplatz ist auch von der Straße nicht einsehbar, man (Polizist) müsste schon gezielt fahnden, ob dort jemand die Nacht verbringt. So schlafen wir dort auch die folgenden beiden Nächte.


Standesgemäßer Parkplatz unter der Harbour Bridge

Am nächsten Morgen parken wir den Toyo unter der Harbour Bridge. Der Parkplatz ist mit 60 Cent pro Stunde billig und man darf sieben Stunden parken. Von hier kann man zu Fuß über die gigantische Stahlbrücke gehen. 30.000 Tonnen wiegt allein der Stahlbogen, nur zur Vorstellung, das sind etwa 30 komplette Güterzüge. 1923 wurde beschlossen, die Brücke zu bauen. Neun Jahre war das Schlagen der mehr als sechs Millionen Nieten zu hören. Die Brücke sollte aber nicht nur den Hafen überspannen und eine wichtige Verkehrsanbindung sein, sie sollte die längste Einbogenspannbrücke der damaligen Zeit werden. 503 Meter lang. Was für ein Pech, was für eine Trauer, nur wenige Monate vor Fertigstellung wurde in New York die Bayonne Bridge eröffnet, und die ist 60 Zentimeter länger.

Natürlich haben wir die Brücke bei der Reiseplanung auf vielen Bildern aus allen möglichen Perspektiven gesehen, aber in Realität ist sie beeindruckender, als wir sie uns vorstellten. Das will was heißen, oft ist die Realität kleiner und „normaler“, als sie von Fotografen dargestellt wird.

Ein paar Treppenstufen bringen uns auf die Brücke und beim Marsch auf die andere Seite haben wir unser nächstes Ziel, das weltberühmte Opernhaus, nur die „Opera“ genannt, immer im Blick. 45 Minuten später stehen wir vor dem Bauwerk mit der weltberühmten Dachkonstruktion.

Ich könnte mir vorstellen, dass es das Bauwerk ist, das Architekten und Bauherren die meisten schlaflosen Nächte bereitet hat. Sechs Jahre sollte der Bau dauern. Fünf Jahre dauerte es allein, die Dachkonstruktion zu planen und zu berechnen. Bei Baubeginn war keinem der Verantwortlichen klar, ob man das Dach überhaupt so bauen kann, wie es sich der Architekt vorstellte. Irgendwann gingen wohl die Nerven durch und man hat den 37-jährigen dänischen Architekten gefeuert. Sein berühmtes Bauwerk hat Jørn Utzon nie gesehen. Als man ihn rausschmiss, verließ er Australien und kehrte nie mehr zurück. Statt sechs baute man 15 Jahre, und die Hiobsbotschaften der Kostensteigerung werden den Stadtkämmerer wohl oft nachts senkrecht im Bett stehen lassen haben. Die Baukosten lagen 14 mal so hoch wie veranschlagt. Einwände wegen der Kosten wurden als Knickrigkeit bezeichnet.


Das Sydney Opera House

Wir könnten jetzt auf die Plattform des AMP Centrepoint Tower fahren und in 173 Metern Höhe eine Rundum-Aussicht über die Hochhäuser der Stadt genießen. Ja, könnte man machen, wir laufen jedoch zurück zu Millers Point, wo der kleine Toyota auf uns wartet. Unterwegs ein verlockendes Angebotsschild: “Only today, Fish and Chips five Dollar, take away.”

Okay, das nehmen wir mit. Kurz später sitzen wir mit zwei Riesenfischfilets und einem gigantischen Berg Pommes auf einer Parkbank vor unserem Auto. Im Blick die Skyline, Opera und Harbour Bridge. Sydney ist eine der schönsten Städte, die wir bisher gesehen haben, vielleicht die schönste Stadt der Welt. Ob die Bewohner von Sydney das wissen? Ahnen tun sie es bestimmt.

Aber die Stadt hat auch Schattenseiten. Diese Schattenseiten werden mit Videokameras bewacht und davon scheint es viele zu geben. Ständig haben wir das Gefühl, beobachtet zu werden, weil gerade irgendwo eine Kamera schwenkt. Und es ist tatsächlich so: Während wir unseren Fisch verdrücken, klettert ein junger Mann vielleicht Mitte zwanzig auf das Dach des Fähranlegers und macht einen Kopfsprung ins Hafenbecken. Vier Minuten später erreichen drei Polizeiwagen, aus unterschiedlichen Richtungen kommend, fast zeitgleich den Tatort und nehmen den Mann mit. Der Kopfsprung hat keine Minute gedauert, aber die Polizei kriegt es mit.

Auf Parkplätzen der Innenstadt ist die Parkzeit oft begrenzt, zum Beispiel auf zwei Stunden.

„Brauche ich eine Parkscheibe oder lege ich einen Zettel mit der Uhrzeit hinter die Scheibe?“, fragte ich beim ersten Mal noch irritiert einen Passanten. „No worries, stell dein Auto einfach ab, der Platz wird videoüberwacht und nach zwei Stunden wirst du abgeschleppt. Die Stadtverwaltung weiß genau, wie lange welches Auto wo steht. Too easy.“

Ihr werdet es mir nicht glauben, aber ich habe in Australien noch nie falsch geparkt. Die Strafen sind drastisch. Parkzeitüberschreitung in Brisbane: 160 Dollar. Kein Parkticket gelöst: 200 Dollar. Auf die Harbour Bridge geklettert: 3000 Dollar. Hundekot im Park nicht aufgesammelt: 500 Dollar. Die Strafen werden bei jedem Verbots- oder Gebotsschild gleich mit angeschlagen. Macht Eindruck, aber ich trete lieber mal in Hundescheiße, als durch einem Park zu laufen, wo jeder Hund beim Kacken videoüberwacht wird.


Historisches Schiff

No worries, too easy

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