Читать книгу Wach auf und finde den Arzt in deinem Herzen - Sabine Lesse - Страница 13
Zurück zum Herzen
ОглавлениеWie gesagt, es wird wohl eine Weile dauern, bis alle Wunden geheilt sind, doch wenn du lernst, wieder auf dein inneres Kind zu hören, wirst du schneller zum Ziel kommen.
Wir kommen als Herzmenschen an, denn das Geistwesen in uns ist voller Liebe und kennt nur Liebe und Barmherzigkeit, und werden dann zunächst einmal irgendwie zu Kopfmenschen.
Das Ziel ist es, trotz unseres Verstandes und mit allen Erfahrungen, die wir gemacht haben, wieder zum Herzmenschen zu werden.
Denn wie ich schon sagte, wir sind anfangs wie ein scheinbar unbeschriebenes Blatt, aber tatsächlich steht alles mit unsichtbarer Tinte geschrieben da.
Und je mehr wir auf dieses Blatt mit sichtbarer Tinte schreiben, was nicht dem entspricht, was ursprünglich dort steht, desto mehr Reibung wird quasi erzeugt. Es passt einfach nicht zusammen, so als würde man ein Haus auf ein Fundament bauen, was nicht zu ihm passt. Zunächst führt es zu Rissen und am Ende stürzt das Haus ein.
Nun wird der eine oder andere vielleicht sagen, hört sich ja gut an, aber wie hört man sein Herz? Und was ist die Stimme des Herzens überhaupt?
Die Stimme des Herzens ist die Stimme deiner Seele, also des Geistwesens, welches du eigentlich bist. Die Seele weiß durch den Eintritt in den Körper zwar auch nicht mehr bewusst, wer sie ist, und wie alles zusammenhängt, aber sie weiß es unbewusst, indem sie fühlt, ob sich etwas gut oder schlecht anfühlt.
Dein Verstand weiß also nur, was du im Laufe dieses Lebens gelernt hast, und das ist absolut subjektiv. Wenn vier Leute um ein Haus stehen, jeder auf einer anderen Seite, und das Haus auf jeder Seite eine andere Farbe hat, wird jeder das Haus aus seiner Sicht beschreiben. Und jeder der vier hat dabei Recht, obwohl jeder eine andere Farbe nennt. Genauso wie die Denk- und Sichtweise verschiedener Kulturkreise auch nicht unbedingt übereinstimmend sind, jedoch aus ihrer Sicht heraus, für jede Kultur die Wahrheit.
Hierzu nochmals eine kleine Geschichte aus „Die Kuh, die weinte“ von Ajahn Brahm, die sinngemäß so geht.
Ein weiser König hatte es satt, dass seine Minister niemals zu einer Einigung kamen, da jeder von ihnen überzeugt war, dass es nur eine richtige Meinung gibt, und zwar seine eigene.
Um sie vorzuführen, organisierte der König ein großes Fest, zu dem das gesamte Volk geladen war. In der ersten Reihe saßen selbstverständlich und selbstgerecht die Minister.
Als Höhepunkt des Festes ließ der König seinen Lieblingselefanten in die Arena führen. Zusätzlich führte man sieben Männer in die Arena, über die jeder wusste, dass sie seit ihrer Geburt blind waren.
Nun ging der König höchstpersönlich zu dem ersten Blinden, führte ihn zu dem Elefanten, nahm seine Hand und legte diese auf den Rüssel des Elefanten. Dann sagte er ihm, dass dies ein Elefant ist.
Die Hand des zweiten Blinden legte er auf das Ohr des Elefanten und sagte auch ihm, dass dies ein Elefant ist.
Die Hand des dritten Blinden legte er auf einen Stoßzahn, die des vierten auf ein Bein, die des fünften auf den Kopf, die des sechsten auf den Körper, die des siebten auf den Schwanz.
Jedem von ihnen versicherte er, dass es sich um einen Elefanten handelt.
Nach einer kurzen Zeit bat der König den ersten Blinden, einen Elefanten zu beschreiben.
Dieser sagte überzeugt, „ein Elefant gehört eindeutig zu der Spezies der Schlangen.“
„So ein Blödsinn“, fuhr der Zweite, der das Ohr in der Hand hielt, ihm ins Wort, „ein Elefant ist nichts anderes als ein Palmwedel.“
„Ihr seid ja komplett verrückt“, meldet sich der mit dem Stoßzahn, „ein Elefant ist für all das viel zu unbeweglich, er ist eine Art Pflug.“
„Ihr seid völlig irre“, schrie der mit dem Bein, „ein Elefant ist einfach nur ein Baumstamm.“
„Absoluter Unsinn, ein Elefant ist ein großer Wasserkrug. Wie verbohrt und ignorant muss man sein, um das nicht zu erkennen?“, sprach der mit dem Kopf.
„Alles falsch, ich täusche mich nie, ein Elefant ist riesig und massiv. Er ist sicher eine Art Felsen“, kam von dem, dessen Hand auf dem Körper des Elefanten lag.
„Wie kann man nur so blöd sein? Ein Elefant ist nichts weiter als eine Fliegenklatsche“, meldete sich der, der den Schwanz hielt.
Und so fingen die sieben Blinden, die in ihrem Leben noch nie einen Elefanten gesehen hatten, heftigst an zu streiten und beschimpften und beleidigten sich gegenseitig.
Als sie sogar anfingen handgreiflich zu werden, ließ der König sie von seinen Wachen voneinander trennen.
Das Volk schaute lachend auf die Minister, denn alle hatten begriffen, für wen diese Lektion war.
Und genau das ist es, was passiert, wenn wir unser begrenztes Wissen als die einzig gültige Wahrheit ansehen.
Wesentlich pfiffiger ist es, wenn jeder sein Wissen mitteilt und man daraus ein Bild erstellt, anstatt sich nur zu widersprechen.
Wie Ajahn Brahm so schön sagt, wäre im Falle der kleinen Geschichte folgende Beschreibung eines Elefanten dabei raus gekommen.
Ein Elefant ist wie ein Fels auf vier Baumstämmen, hat hinten eine Art Fliegenklatsche, vorne ähnelt er einem großen Wasserkrug, der seitlich zwei Palmwedel hat und unten zwei Pflüge, zwischen denen etwas Schlangenartiges ist.
Im Großen und Ganzen könnte man diese Beschreibung eines Elefanten durchaus durchgehen lassen.
Zurück zum Thema. Der Verstand weiß also nur, was du im Laufe deines Lebens gelernt hast, das Herz hingegen weiß alles. Es ist absolut objektiv und seine Botschaft heißt in jedem Menschen bedingungslose Liebe.
Wenn du nicht im Klaren darüber bist, was die Stimme deines Verstandes und was die Stimme deines Herzens ist, versuch das Folgende.
Es hört sich auf den ersten Blick sehr makaber an, aber wenn man sich wertfrei darauf einlässt, merkt man sehr schnell, wie wirksam es ist.
Um die Stimme deines Herzens und deines Verstandes auseinanderzuhalten, setz dich einfach mal hin, nimm dir Papier, Bleistift und etwas Zeit und schreibe deine eigene Grabrede!
Versuch es einfach mal, es heißt ja nicht, dass du dann auch sterben musst.
Sobald du dich darauf einlässt, merkst du, wie sich Kopf und Herz unterhalten.
Immer, wenn du etwas schreiben willst und in deinem Kopf hörst, das kannst du nicht so schreiben, damit verletzt du den und den Menschen, oder das kannst du nicht sagen, sie haben es ja gut gemeint, oder so etwas ist nicht normal, was soll man von dir denken, oder das kannst du nicht bringen, nach all dem was sie für dich getan haben, oder ,oder, oder...., dann weißt du, was du nicht lebst, was deine eigentliche Wahrheit ist.
Lass dich darauf ein, höre auf dein Herz und du wirst einen wundervollen Menschen kennenlernen. Einen Menschen voller Liebe und Freude. Einen Menschen, der barmherzig und liebevoll ist. Einen Menschen, der nicht verurteilt. Einen Menschen, der nicht kämpfen muss, um Stärke zu demonstrieren, sondern durch seine Weisheit und Güte stark ist, so dass andere ihm gerne folgen. Einen Menschen, der ein Leben in Glück, Fülle, Freude und Liebe führt, nicht weil er es sich nur wünscht, sondern weil er es mit jeder einzelnen Zelle in seinem Körper lebt und fühlt, denn wir sind erschaffende Wesen.
Und dieser Mensch, den du finden und kennenlernen wirst, bist du!
Es wird natürlich nicht über Nacht gehen. Und es ist auch eher unwahrscheinlich, dass du das Buch, nachdem du es durchgelesen hast, zuklappst und sagst, ach so funktioniert es, und ab da ist alles anders.
Nein, auch hier braucht jeder die Zeit, die er braucht. Und das ist auch gut so, denn wir sind ja hier, um alles zu erfahren. Würde es von Anfang an klick machen, und wir würden uns an alles erinnern, hätte unser Aufenthalt hier keinen Sinn.
Es wäre dann nicht mehr als ein Spiel, in dem wir vielleicht alles verlieren, aber nie erfahren werden, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man alles verliert, da wir ja wissen, dass es ein Spiel ist und wir nicht wirklich alles verloren haben.
Es würde also reine Theorie bleiben.
Und da jeder sein eigenes Tempo hat, macht es auch keinen Sinn, jemanden bekehren zu wollen, wenn man selbst ein Stück weitergekommen ist. Keine Angst, auch wenn du jetzt sagst, aber ich muss den anderen doch helfen, ich kann sie doch nicht im Dunkeln stehen lassen.
Jeder von uns kommt am Ende an!
Es ist einfach unmöglich, nicht anzukommen!
Stelle es dir vor wie eine riesige Rolltreppe, auf der man nur stehenbleiben oder weitergehen kann. Aber es ist nicht möglich zurückzugehen, weil wir an einem langen, langen Band mit dem Ziel verbunden sind. Dieses Band rollt sich, sobald es locker wird, zwar immer weiter ein, aber danach nie wieder aus.
Auf dieser Treppe sind nun welche, die nicht nur warten, sondern die Treppe aktiv nach oben gehen, auch da gibt es unterschiedlich schnelle.
Es gibt aber auch welche, die einfach stehenbleiben, aber auch die kommen irgendwann an, denn die Treppe ist ja eine Rolltreppe und bewegt sich langsam aber sicher nach oben.
Auch die, die unachtsam sind und neben die Treppe treten und vom rechten Weg abkommen, sind ja durch das Band gesichert und finden am Ende immer wieder zur Treppe zurück, und sei es dadurch, dass am oberen Ende des Bandes einer zieht, der alle Bänder in den Händen hält, und der dadurch die Verbindung zu uns niemals verliert!!!
Hierzu ein Gedicht:
Es waren zwei Kerzen, umringt von Dunkelheit. Es war für sie eine schwere Zeit. Die eine brannte hell und klar. Die andere glimmte, so dass man sie kaum sah. Die helle Kerze sprach, brenne, brenne, ich helfe dir. Komm, ich gebe dir etwas Feuer von mir. Doch die dunkle Kerze brannte nicht. Und bald wurde auch der hellen Kerze dunkel das Licht. Sie sagte, brenne doch, brenne doch, ich verstehe dich nicht. Warum nur hast du kein helles Licht? Da kam eine weise Kerze daher. Sie sagte, du machst es dir viel zu schwer. Ihr Docht ist nass, kannst Du das nicht sehen? So wird euer beider Licht bald vergehen. Brenne lieber stark und hell, damit sie trocknen kann. Du wirst sehen, ist sie soweit, geht ihr Licht von alleine an.