Читать книгу Die Sehnsucht nach dem nächsten Klick - Sabria David - Страница 7

Suchen und Sehnen:
Was uns ins Netz zieht Bindung macht glücklich

Оглавление

Neben allen Meilensteinen, die die Entwicklung des Internets markiert haben, ist es vor allem der Erfolg sozialer Medien, der unseren digitalen privaten und öffentlichen Raum am meisten geprägt und verändert hat. Was ist es, was die Menschen in Scharen dort hineinzieht? Was suchen sie? Welche Frage ist es, auf die soziale Medien die Antwort sind?

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Urmensch. Mit allen anderen hüten Sie das Feuer, Sie sammeln Früchte, schnitzen Pfeile und gehen jagen. Eines Morgens werden Sie wach und schauen sich um: Sie sind alleine auf der Waldlichtung. Ihre Gemeinschaft ist zwei Stunden zuvor aufgebrochen und weitergezogen und hat Sie zurückgelassen. Nun sind Sie alleine, den Tieren, dem Wetter und der Natur ausgeliefert – ohne Unterstützung, ohne Schutz. Und das alles nur, weil Sie die entscheidende WhatsApp-Nachricht zum Aufbruch verpasst haben.

Auch wenn es sonderbar klingt, aber genau dieses Gefühl, die Angst, vergessen und ausgegrenzt zu werden, steht hinter dem Drang, seine Nachrichten möglichst in Echtzeit zu verfolgen. Positiv formuliert: Wir wollen bei den anderen sein. Zwar wissen wir heute, dass wir den Säbelzahntiger nicht mehr fürchten müssen und dass wir in der modernen Welt auch ganz gut alleine klarkommen. Wir wissen, dass es nicht ums Überleben geht. Aber wir sind soziale Wesen. Das Programm, das uns so handeln lässt, ist uralt und tief in uns eingeschrieben. Es funktioniert nach wie vor und beeinflusst unser Handeln auch heute.

Die Tatsache, dass WhatsApp, Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat und YouTube eine derartige Verbreitung in fast allen Alters- und Bevölkerungsschichten gefunden haben, sagt etwas aus. Jede Erfindung wird nur zum Erfolg, wenn auch der Bedarf danach da ist und es einen gesellschaftlichen Nährboden gibt, der diese Erfindung willkommen heißt. Plattformunternehmen wie Facebook und Google konnten nur gespeist aus ständig anwachsenden Nutzermengen zu solchen Monopolen werden. Das bedeutet etwas, es spricht seine Sprache. Es weist auf ein gesellschaftliches Bedürfnis hin, das bisher offenbar zu kurz gekommen war.

Die sozialen Medien sind die Antwort auf ein unerfülltes Kontaktbedürfnis. Sie sind – wenn man so will – der Spiegel einer bindungslosen, entfremdeten Gesellschaft.

Die Sehnsucht nach dem nächsten Klick

Подняться наверх