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Kapitel 4

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LUCA

Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich wie gerädert. Die Nacht saß mir doch tiefer in den Knochen, als gedacht. Vorsichtig drehte ich mich zur Seite, um zu sehen, ob Amanda bereits wach war, doch ihre Bettseite war leer. Sofort sprang ich auf und lief aus dem Schlafzimmer.

»Amanda?«, rief ich durch meine Wohnung, erhielt aber keine Antwort.

Ich durchsuchte jeden Raum, fand sie aber nirgendwo. Schnell warf ich einen Blick in den Flur, doch dieser bestätigte mir meine Vermutung. Amandas Schuhe und ihre Jacke waren nicht mehr da.

»Verdammt!«, fluchte ich und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu kochen.

Es hätte mir klar sein müssen, dass sie wieder versuchen würde, ohne ein Wort zu verschwinden.

Nachdem der Kaffee durch die Pad-Maschine gelaufen war, ließ ich mich auf den Barhocker an der Kochinsel sinken.

Warum konnte Amy nicht warten, bis ich wach war? Ich hätte sie nach Hause fahren können. Doch wahrscheinlich wollte sie das überhaupt nicht.

Nachdem ich ausgetrunken hatte, machte ich mich fürs Büro fertig. Ich ging duschen, putzte Zähne, stylte meine Haare und zog eine graue Stoffhose, ein weißes Shirt und ein sportliches schwarzes Sakko an. Meine Sonnenbrille setzte ich auf, um meine Augenringe zu kaschieren, die ich der letzten Nacht verdankte. Dann verließ ich die Wohnung und lief in die Firma.

Man begrüßte mich freundlich, als ich die Büroräume betrat, und ich grüßte zurück. Sofort steuerte ich mein Büro an, wo meine Sekretärin Linda schon auf mich wartete.

»Guten Morgen, Luca. Die Unterlagen für den Deal mit Deckmann Immobilien habe ich dir bereits auf den Schreibtisch gelegt. Gegen vierzehn Uhr hast du eine Telefonkonferenz mit Herrn Keller, bezüglich des Verkaufes der Büroräume, und deine Mutter hat angerufen, du würdest dich überhaupt nicht mehr melden.«

Die letzte Nachricht überbrachte Linda mit einem Schmunzeln. Sie war Anfang fünfzig und manchmal kam es mir vor, als würde sie die Rolle meiner Ziehmutter übernehmen. Sie tadelte mich, gab mir Ratschläge, sorgte dafür, dass ich genügend Pausen machte, und kümmerte sich ganz nebenbei um all die wichtigen Angelegenheiten innerhalb der Firma. Ohne sie wäre ich sicher schon das eine oder andere Mal verzweifelt.

»Danke, Linda.«

Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ sie mein Büro und ich sank auf meinen Platz. Kurz blätterte ich die Unterlagen durch und seufzte leise. Ich würde mich kaum konzentrieren können, weil ich hoffte, dass es Amanda gut ging und sie wirklich direkt nach Hause gegangen war. Nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn sie diesem Typen wiederbegegnete.

»Siehst du scheiße aus!« Es war mein bester Freund Sebastian, der mich aus den Gedanken riss.

»Danke für das Kompliment«, seufzte ich und rührte meinen Kaffee um, den Linda mir mitgebracht hatte. »Sag mir nicht, das Buchhaltungssystem ist wieder zusammengebrochen.«

Sebastian leitete die IT-Abteilung meines Unternehmens. Er setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber und schüttelte den Kopf.

»Nein, es läuft prima und die Buchhaltungsmädels sind alle glücklich.«

»Warum bist du dann hier?«

»Darf ich meinem besten Freund nicht Hallo sagen?« Basti verschränkte die Arme vor der Brust und machte es sich bequem. »Offenbar hatte ich ein Gespür dafür, dass mit dir irgendwas nicht stimmt.«

»Es ist alles okay«, versuchte ich schnell, vom Thema abzulenken.

»Und jetzt bitte die Wahrheit, Luca.«

Ich seufzte leise, weil ich wusste, dass mein bester Freund ohnehin nicht lockerlassen würde, bevor ich ihm alles erzählte. Sebastian und ich hatten uns damals in der Unimensa kennengelernt, als er aus Versehen eines meiner Modelle zerstört hatte.

»Erinnerst du dich noch an Amanda Thiel?«

Sebastian schien kurz zu überlegen, nickte dann aber doch zaghaft.

»Du hattest sie beim Dezemberball kennengelernt, oder?«

»Ja, und gestern habe ich sie zufällig wiedergetroffen.« Kurz brachte ich meinen besten Freund auf den neusten Stand und erzählte von dem Typen und davon, wie sie schließlich zusammengebrochen war und ich sie mit zu mir genommen hatte. Sebastian hörte mir zu, seufzte aber nur, als ich ihm sagte, dass sie heute Morgen ohne ein Wort verschwunden war.

»Hast du schon mal daran gedachte, dass dieses Mädchen vielleicht keine Hilfe will? Es ist doch wie damals, als sie dir beinahe vors Auto gelaufen wäre. Da ist sie auch einfach abgehauen.«

»Irgendetwas stimmte mit ihr nicht.«

»Luca, das ist nicht dein Problem. Vergiss sie einfach.«

Sebastian hatte leicht reden, er hatte sie gestern nicht gesehen. Seufzend warf ich wieder einen Blick auf meine Unterlagen, wohl wissend, dass ich Amanda nicht einfach so vergessen konnte. Irgendetwas war nicht in Ordnung und sollte ich sie wiedersehen, würde ich herausfinden, was genau das war.

AMANDA

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