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Der Raumfahrer

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(Ein Intermezzo von Günther Kienle)

Im Korridor vor den Toiletten rammte mich beinahe ein Stahlkoloss, der aussah wie ein Kampfroboter. Seltsam, dass Security-Jack so ein Ding überhaupt reingelassen hatte.

»Pass doch auf«, rief ich. Aber der Blechklotz reagierte nicht und der Typ daneben grinste nur frech. Ein merkwürdiges Paar. Eine klobige Maschine neben einem stattlichen Wesen, dessen bedrohliche Zähne sein Grinsen nicht gerade sympatisch machten.

Der Betrieb in der Bar brummte so langsam. Alien, Elfen und ein paar abgerissene Gestalten bevölkerten den Raum. Letztere wahrscheinlich Stammgäste, die den ganzen Abend an ihrem Tisch kauerten und systematisch ihren Alkoholrausch aufschichteten, wie die Eingeborenen auf Neu-Biebergemünd eine Ziegelmauer. Aber nirgendwo sah ich Jörg. Da ging man mal pinkeln und schon war der Kurze weg.

Ein junger Typ in blauer Borduniform hing am Tresen herum. Er trank einen Schluck Bier und sah gleichzeitig der Bedienung auf den Hintern. Unsere Blicke kreuzten sich. Von all den Anwesenden wirkte er am wenigsten abgeranzt. Vielleicht konnte er mir weiterhelfen.

»Staubige Gegend hier«, sagte ich zu ihm.

Er wies auf den Barhocker neben sich. »Dem kann man abhelfen.«

Ich setzte mich. Der Raumfahrer schien noch keine dreißig zu sein und trug braune kurze Haare unter einer blauen Schildmütze mit Captainstreifen.

»Cap Sierenmoser«, stellte er sich vor. Dabei tippte er lässig an seine Mütze.

»Günther«, sagte ich. »Hallo.«

»Du hast das Vergnügen mit dem Besitzer, Captain und Pilot der Pride of Königstetten.« Er drehte sich zum Barkeeper. »Hey Virginio, ein Bier für meinen durstigen Freund hier.«

»Königstetten«, murmelte ich vor mich hin.

»War auf der Akademie der zweitbeste Pilot aus diesem wunderschönen Ort.«

Ich verkniff mir die Frage nach der Anzahl der Einwohner.

»Besser hatte nur noch Major Ferry von Gravensteiner abgeschnitten … dieser Angeber.«

»Nie von ihm gehört«, sagte ich.

Cap grinste. »Du gefällst mir.«

Der Mexikaner hinter der Theke zapfte ein großes Glas Bier und stellte es vor mir ab. »Ein Älpler Spezial. Sehr zum Wohle, Señor.«

Dankbar nickte ich ihm zu.

Cap griff zu seinem Glas und hielt es mir auffordernd hin. Ich erhob das Glas und stieß mit ihm an.

»Könnte das letzte Glas sein, bevor uns der Sensenmann erwischt«, sagte der Pilot.

»Hört sich an wie aus einem Song«, antwortete ich.

Wir nahmen beide einen großen Schluck.

»Das zischt«, stellte ich fest. »Fehlt nur noch ein FiftyNiner zum Nachspülen.«

Cap sah mich ernst an. »Du kannst hier die ganze Nacht durchsaufen. Einen Bierbrunnen allein? Kein Problem. Aber lass bloß die Finger vom Hausdrink!«

Abwesend nickte ich. Mein Kontostand erlaubte sowieso keinen Rausch. Ich sah genervt auf die Uhr. So langsam könnte der Kurze mal wieder auftauchen.

»Hast du so einen abgebrochenen Riesen gesehen?«, fragte ich. »Mit dunklen Haaren, Brille und Bart.«

»Axt?«

»Nee, keine Axt. Eher so Typ Liebling aller Schwiegermütter.«

»Ach, so ’ne Weichflöte.«

»Ey, hör ja auf, meinen Kumpel zu beleidigen!«, rief ich empört.

»Kein Stress, Mann. Hat sich grad nicht so angehört, als würdet ihr euch übermäßig gut leiden können.«

»Machst du Witze? Ich liebe diesen Typen! Also nicht so wie meine Frau natürlich.«

»Versteh schon«, sagte Cap. »Ist ’n Buddy.«

»Genau.« Ich nickte. »Bester Schreibbuddy.«

»Erinnert mich ein wenig an Cornelius und Susi. Die beiden streiten sich ebenfalls ständig, sind aber eigentlich ein Herz und eine Seele.«

»In welchem Genre schreiben die?«, fragte ich.

»Ähm, war ein blöder Vergleich. Cornelius ist ein Abenteurer und Susi die KI seines Schiffes.«

Schweigend nahmen wir noch einen großen Schluck.

Wo in aller Welt steckte dieser Katzenbilder postende Schrumpfhesse bloß?

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