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Venus

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(Ein Intermezzo von Günther Kienle)

Eine Explosion in einer Bar hatte ich auch noch nie erlebt. Seit Minuten klingelten mir die Ohren. Ich hatte mich an Mora und Sora vorbeigeschlängelt, die versuchten die Ordnung wiederherzustellen, und war Nova gefolgt, die eine Gruppe Männer hinausgedrängt hatte. Wenn der Kurze nicht in der Bar auftauchte, fand ich ihn vielleicht irgendwo auf der Station.

Hier, in der Nähe der Dimensionsschleusen, steckte er schon mal nicht. So langsam ging er mir auf den Sack – wieder einmal.

Einer der Waffenchecks öffnete sich und ein Schwebetransporter kam mir entgegen. Er trug eine gewaltige Pappschachtel, auf der zahlreiche Warnhinweise in mehreren Sprachen klebten. Dahinter erschien eine der heißesten Frauen, die mir je begegnet waren. Ihre Haare schillerten in allen Regenbogenfarben, umschmeichelten die wohlproportionierten, ausgesprochen weiblichen Rundungen. Und wie sie lief, nein schwebte …

»Keine Nutten, hatte ich gesagt«, keifte ein Männchen. Es kam den Korridor entlang geschossen und reichte mir geradeso an die Brustwarze. Unwillkürlich musste ich an den Kurzen denken.

Die lebendig gewordene Venus von Milo sah ihn despektierlich an. Erstaunlich sanft erwiderte sie: »Zunächst erscheint mir der Singular angebracht. Oder siehst du außer mir noch jemanden?«

Der Mann schüttelte den Kopf. Ich schien für sie Luft zu sein. Andererseits erweckte ich sicher nicht den Eindruck, ich sei gewerblich unterwegs.

»Obendrein finde ich dein Frauenbild verstörend. Und drittens steht in meinem Arbeitsvertrag der Terminus Stripperin. Es mag Schnittmengen beider Professionen geben – was in meinem Fall allerdings nicht zutrifft.«

Das Männchen stand mit offenem Mund da, die Arme baumelten hilflos an den Seiten.

»Unseligerweise enthält genannter Vertrag einen Passus, der mich bei Personalengpässen zu sogenannten niederqualifizierten Aufgaben verpflichtet.«

Der Mann hob eine Augenbraue. »Also doch eine Nutte.«

»Au contraire. Ich liefere die Torte, aus der ich bei der Feier spri…«

»Pscht!«, rief der Mann. Er warf mir einen misstrauischen Blick zu.

Ich fühlte mich peinlich berührt, aber bevor ich ihn fragen konnte, ob er meinen kongenialen Schreibpartner getroffen hätte, fuhr die heiße Stripperin fort.

»Und danach bringe ich noch ein paar der speziell angeforderten … Getränke.« Sie sah kurz zu mir und wandte sich dann wieder an das Männchen. »Wenn ich das jetzt sagen darf.«

Aus einem der Waffenchecks trat die abgerissenste Gestalt, die mir je begegnet war. Dunkle Ringe zogen sich um die Augen des Mannes und sein rotes Oberteil starrte vor Schmutz und Löchern. Waren das Brandflecken? Unbekümmert zwinkerte er der Frau neben dem Schweberoboter zu.

»Na Süße, du brauchst doch sicher kein so schweres Gerät, um Männer abzuschleppen, oder?«

»Noch so einer, mit einem antiquierten Frauenbild«, rief die Stripperin. Sie bedachte ihn mit einer Reihe eloquenter Beleidigungen und zerzauste ihm die Haare.

Bevor ich das nächste Ziel der Dame werden konnte, schlich ich mich davon. Aussichtslos, hier länger auf den Kurzen zu warten.

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