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Kapitel 7

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Leandras Sicht

Zerrüttet, am Boden enttäusch, verletzt und immer noch neben der Spur lag ich auf meinem Bett. Jayden musste irgendwo hin und auf die Gesellschaft der anderen hatte ich keine Lust. Außerdem war mein Kopf immer noch wie betäubt. Ich bekam höllische Kopfschmerzen, wenn ich versuchte mich an irgendetwas aus der letzten Nacht zu erinnern. Ich würde ehrlich gesagt lügen, wenn ich behaupten würde, dass dies an mir spurlos vorbeiging, aber ich wollte nicht, dass die Jungs sich Sorgen machten. Seufzend drehte ich mich auf den Bauch, als es anklopfte. „Ja?“, fragte ich. Jayden kam in mein Zimmer. Er warf mir vier Tafeln Schokolade auf das Bett. „Du bist ein Schatz“, applaudierte ich grinsend. „Ich habe dir noch wen mitgebracht“, sagte Jay beschämt und kratzte sich verlegen im Nacken. Ich setzte mich auf und sah ihn an. „Wen?“, fragte ich. Jayden seufzte und kam zu mir. Er setzte sich auf mein Bett und sah mich an. „Bitte sei nicht sauer“, bat er, als die Tür aufging. „Oh mein Gott, du bist ein riesen Schatz“, rief ich und kletterte aus dem Bett. Ich sprang meinem großen Bruder in die Arme. Dieser hob mich lachend hoch und drehte mich etwas im Kreis. „Ich bin so froh, dass du hier bist“, murmelte ich. „Ich freue mich auch dich wiederzusehen“, gab Kiyan zurück. Er ließ mich los und sah mich an. „Aber wie bist du hergekommen?“, fragte ich. „Mit dem Zug und dann mit Jayden“, antwortete er. Ich drehte mich zu Jayden um, bevor ich langsam auf ihn zu ging und dann auch ihn ansprang. „Danke“, sagte ich und meinte es auch so. Jayden atmete erleichtert aus und erwiderte meine Umarmung. Ich kletterte schließlich über Jayden zurück auf mein Bett. Kiyan schmunzelte etwas, nahm eine rote Tüte vom Boden hoch und setzte sich dann neben mich. „Moment mal. Woher wusstest du wann Kiyan am Bahnhof ist?“, fragte ich Jayden. „Wir haben schon seit ungefähr fünf Wochen Kontakt“, gab Kiyan zu. „Nett, dass ihr es mir auch mal gesagt habt“, murmelte ich. Kiyan gab mir einen Döner und sah mich an. „Du hast doch auch ein paar Geheimnisse“, meinte er bedrückt. Mein Blick schoss zu Jayden. „Du hast es ihm gesagt?“, fragte ich geschockt. Er hatte es mir doch versprochen. „Nein, habe ich nicht. Ich habe ihm nur geraten sich mal bei dir zu melden“, antwortete Jayden. „Also bin ich nach Manchester gefahren. So und jetzt erzähl, was ist passiert?“ fragte Kiyan mit besorgter Miene. Ich seufzte leise und legte den Döner auf mein Bett. Dann sah ich zu Jayden. „Willst du wirklich, dass ich es ihm sage?“, fragte er, als er endlich verstand was ich von ihm will. Ich konnte das nicht schon wieder erzählen. Mein Verstand weigerte sich und mir wurde nur schlecht, wenn ich daran dachte ein Wort darüber zu verlieren. Ich musste etwas essen, ich war völlig ausgehungert und hatte Angst, ich würde kollabieren, würde ich mir jetzt erneut übel werden. „Bitte“, murmelte ich. Jayden schüttelte aber entschlossen den Kopf. „Es wird dir vielleicht helfen, wenn du darüber sprichst. Erinnerst du dich noch an den Tag wo ich dir von Adam erzählt habe?“, fragte er. Ich nickte. Klar kann ich mich erinnern immerhin war das der Tag wo unsere Freundschaft begann. „Ich habe vorher noch fast nie über ihn gesprochen und als ich mit dir gesprochen habe, ging es mir mit jedem Wort besser. Ich fühlte mich von einer Last befreit die ich Jahre lang mit mir herumtrug. Ich will dir das ersparen aber dafür musst du das erzählen“, ermahnte mich Jayden. „Wer ist Adam?“, fragte Kiyan. „Erzähle ich dir später“, versprach Jayden. Ich wusste, dass Jayden recht hatte. Wenn ich nicht sprechen würde, würde alles noch schlimmer werden, aber es war so schwer. „Lea,“ sprach Kiyan eindringlich und nahm meine Hand. „Du weißt, dass du mir alles erzählen kannst, oder? Und du weißt auch, dass du mir vertrauen kannst. Lea ich bin immer für dich da, du bist meine kleine Schwester und ich liebe dich. Aber damit ich dir helfen kann, muss ich wissen was los ist“, fügte Kiyan hinzu. Ich seufzte. „Ich liebe dich auch Kiyan, aber es ist schwer darüber zu sprechen. Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke irgendetwas dazu zu sagen“, stammelte ich und sah meinen Bruder an. In meinen Augen glitzerten aufkommende Tränen. Kiyan zog mich in eine feste Umarmung. „Egal was ist passiert ist, wer auch immer das war, wird leiden. Niemand bringt meine Schwester zum Weinen“, knurrte Kiyan. Ich lachte müde und kuschelte mich an ihn. Ja das war mein großer Bruder und dafür liebte ich ihn. „Willst du wirklich wissen was passiert ist?“ fragte ich leise. Kiyan nickte und ließ mich los. „Ich habe jemanden kennengelernt, sein Name ist Luke. Er geht hier zur Schule und ist im zweiten Jahr“, begann ich und atmete tief durch. Kiyan schien etwas verwirrt, schwieg jedoch. „Wir waren gestern den Tag über zusammen unterwegs und es war anfangs echt witzig. Abends waren wir mit seinen Kumpels und meinen Jungs feiern. Ich hatte Schmerzen im Knöchel weswegen ich keine Lust auf Alkohol oder Party hatte. Ich habe Tabletten aus meiner Tasche gewühlt. Zu dem Zeitpunkt war mein Glas unbewacht weswegen er unbeobachtet etwas in meine Cola geben konnte. Mir wurde schwindelig und er wollte mich zurück bringen. Ich hielt es einfach für eine nette Geste. Das ist aber auch das letzte, an das ich mich von gestern erinnere. Heute Morgen bin ich hier auf dem Campus, in einer Seitengasse aufgewacht“, erklärte ich und schluckte. Ich musste immer wieder Pausen einlegen und gegen die Übelkeit kämpfen. Jayden und Kiyan nahmen beide gleichzeitig eine Hand von mir. „Ich war nackt und ohne Erinnerungen an die vergangene Nacht. Mir tat alles weh und das tut es auch teilweise immer noch. Jayden war dann mit mir bei der Polizei und im Krankenhaus wo wir alles in die Wege geleitet haben, um Luke dranzukriegen. Die Chance steht auch gut, weil man in meinem Blut Spuren von K.O. Tropfen gefunden hat und weil die Ärztin Spermaspuren sicherstellen konnte“, schluchzte ich und beendete damit meine Erzählung. Wirklich besser ging es mir jetzt nicht aber vielleicht würde das noch kommen. Kiyan nahm mich wieder in den Arm, wo ich wie heute Morgen bei Jayden anfing zu heulen. Ich bekam nicht mit, dass Jayden den Raum verließ, weil unten plötzlich Lärm war. Für mich zählte gerade nur, dass Kiyan da war, um mir beizustehen. Es dauerte bestimmt zehn Minuten, bis ich mich beruhigt hatte. „Hey Lea.“ Jayden stand im Türrahmen und kratzte sich verlegen am Nacken. „Wir haben ein Problem. Da will dich wer sehen“, erklärte Jayden. Ich seufzte und stand von meinem Bett auf. In meinem Spiegel richtete ich meine Haare und lief dann von Jayden und Kiyan gefolgt runter. Ich hatte mir vorhin Jeans und Shirt angezogen, weil ich den Schlabberlook einfach scheiße fand. „Du hast Nerven hier aufzutauchen“, stammelte ich, als ich unten stand. „Du hast Nerven mich anzuzeigen, Schlampe. Damit kommst du nicht durch“, kam von Luke. Ich lachte spöttisch auf und hielt Kiyan mit einer simplen Handbewegung zurück. Ich wollte meinem Peiniger nicht den Gefallen tun, Schwäche zu zeigen. Dafür hatte ich später Zeit, wenn ich alleine war. „Ich werde damit durchkommen und weißt du auch warum?“, fragte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. Keine Ahnung woher der Mut kam aber es tat gut ihm die Meinung zu geigen. „Deine Nummer mit den K.O. Tropfen hättest du dir überlegen sollen, denn die sind nachweisbar. Fehler Nummer eins“, erklärte ich von oben herab. Lukes Fassade bröckelte etwas. „Deine Dreckstat dann dort zu begehen, wo wir uns kennengelernt haben, ach komm schon, wie dumm bist du denn?" verspottete ich ihn. Lukes überhebliches Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Dass die anderen Jungs grad vollkommen schockiert waren, ignorierte ich. „Das war Fehler Nummer zwei. Fehler Nummer drei, war der, dann auch noch so bescheuert zu sein und kein Kondom zu verwenden. Auch Sperma ist eine DNA-Spur, aber das kannst du Trottel natürlich nicht wissen“, knurrte ich und trat noch einen Schritt auf ihn zu. „Ich werde dich fertig machen, Luke. Und wenn es das letzte ist was ich tue, aber du wirst bluten.“ Luke fing wieder an zu grinsen. „Das, kleine Schlampe, wirst du niemals schaffen, denn mein Vater zahlt regelmäßig hohe Summen in den Spendenverein der Schule. Also egal was du versuchst, ich werde nicht fliegen“, feixte Luke. „Doch wirst du, Mr. Smith weiß bereits darüber Bescheid was du getan hast genauso wie dein Vater. Unser lieber Direktor war vorhin persönlich hier und sollte sich im Namen deines Vaters bei mir entschuldigen. Er wird weiter in den Spendenverein zahlen, aber du? Du wirst nicht länger Teil dieser Schule sein. Denken war anscheinend noch nie deine Stärke“, spottete ich. Luke hatte sein Grinsen wieder verloren und sah mich völlig entsetzt an. „Du hast dich mit der falschen angelegt und jetzt werde ich dir dein Leben zur Hölle machen, denn du hast das meine erst mal zerstört. Jeder weiß nun, was für ein krankes Schwein du bist“, fügte ich hinzu. „Zieh die Anzeige zurück, bitte Leandra, das kann ich mir nicht erlauben“, flehte Luke, welcher auf einmal ganz klein wirkte. „Du kannst dir das nicht erlauben eine Anzeige am Hals zu haben, weil du das Leben meiner Schwester zerstört hast? Ich hack dir deinen scheiß Schwanz ab!“, brüllte Kiyan und wollte auf Luke losgehen. Jayden schaffte es gerade noch rechtzeitig Kiyan zu packen zu bekommen und hielt ihn fest. Jayden hatte ein paar Schwierigkeiten damit, weil mein Bruder ein kleines Stück größer war. Luke war schneeweiß im Gesicht. „Du hättest dir vorher überlegen sollen, ob du mich unter K.O. Tropfen setzt, um mich zu vergewaltigen oder ob du es vielleicht wie ein normaler Mensch bei mir versuchst. Wenn du wirklich gedacht hast, dass du damit durchkommst muss ich dich enttäuschen, denn das wirst du ganz sicher nicht. Und jetzt verpiss dich, bevor ich Jay gleich erlaube meinen Bruder los zu lassen“, drohte ich, drehte mich schwungvoll um und lief zu Damian. Jayden war ja gerade damit beschäftigt Kiyan ruhig zu stellen. Als ich mich wieder umdrehte, war Luke immer noch da und starrte mich erschrocken und eingeschüchtert an. „Ich wiederhole mich ungern“, schrie ich. Luke kam aus seiner Starre raus und verließ tatsächlich das Haus. Jayden ließ Kiyan los, welcher direkt zu mir kam. „Geht es dir gut?“ fragte er und nahm mich in den Arm. Ich fing an zu lachen. „Ja Kiyan mir geht es gut. Mir geht es sogar sehr gut“, triumphierte ich. Zwar war mir bewusst, dass es mir noch sehr lange mies gehen würde deswegen und es Zeit brauchen würde, dies alles zu verarbeiten, doch in diesem Augenblick hatte ich einen unglaublichen Adrenalinrausch, der mir Mut gab. Ich war nahezu euphorisch, weil ich es diesem Schwein so richtig gezeigt hatte. Mein Bruder ließ mich los und musterte mich. „Mal so für unser Verständnis, du wurdest vergewaltigt, hast den Bastard angezeigt und ihm grad die Meinung gegeigt“, stammelte Lennart etwas schockiert. Ich nickte. „Und ihr wisst gar nicht wie gut das tat, ihm das zu sagen“, schnaubte ich noch immer erregt. Jayden stand schief grinsend an der Treppe, Kiyan schien zu realisieren, dass ich genau das gebraucht habe, um anzufangen zu verarbeiten, Lennart, Mailo, Yorick, Alessandro und Damian sahen mich wortlos an und ich? Ich lächelte einfach vor mir her. Ich lief zu Jayden, welcher mich grinsend ansah. „Danke“, sagte ich und umarmte ihn. „Ich habe mal wieder recht behalten, also langsam schuldest du mir was“, gab er zurück. „Ich erlaube dir was mit Kiyan anzufangen. Damit wäre meine Schuld beglichen“, flüsterte ich und ließ ihn los. Jayden wurde rot im Gesicht und sah auf den Boden. Ich kicherte und ging wieder nach oben in mein Zimmer. Ich schmiss mich auf mein Bett und nahm mein Buch vom Nachttisch. Ich las zurzeit Harry Potter und der Feuerkelch.

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