Читать книгу Mr. Arrogant - Sara Jensen - Страница 4

Kapitel 1

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Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite. Mein Handy den 25.07.2018 07:00 Uhr an. „Leandra, bist du wach?“, fragte Mom und klopfte an die Tür. „Ja, bin wach“, murmelte ich. „Super. Beeil dich! In einer Stunde musst du los. Die Musikhochschule wartet nicht auf dich“, sagte Mom noch, bevor sich ihre Schritte entfernten. Schnell setzte ich mich auf, bevor ich mir meine Sachen schnappte und ins Bad flitzte. Seit vier Monaten wartete ich bereits auf den Tag. Der Tag, an dem mein Leben sich nur noch um Musik drehen sollte. So schnell wie heute war ich noch nie frisch geduscht und geschminkt. In meinem Zimmer zog ich mir meine schwarzen Boots an, welche perfekt zu meinem weißen Oberteil und dem schwarzen Rock passten. Die Hochschule befindet sich ca. eineinhalb Stunden von hier entfernt. Jeder Schüler ist jedoch dazu verpflichtet, dort auf dem Gelände zu nächtigen. Ich packte mein Handyladekabel noch in den Koffer und schloss diesen. Anschließend lief ich in die Küche, wo Mom, Dad und mein großer Bruder Kiyan warteten. Kiyan ist drei Jahre älter als ich und hat eine Ausbildung zum IT-Spezialisten gemacht. Er arbeitet für irgendeine Firma, welche das Internet verbessern will. Für heute hat er sich freigenommen. Kiyan wird mich begleiten. „Bist du aufgeregt?“, fragte Dad. Ich nickte, während ich mich an den Tisch setzte. „Du glaubst ja gar nicht, wie stolz wir auf dich sind Lea“, sagte Mom. Sie gab mir einen Kaffee und setzte sich dann selbst an den Tisch. Lea ist im Übrigen die Kurzform für Leandra. „Was willst du eigentlich an der Schule? Du machst denen doch eh nur was vor“, spottete Kiyan. Ich schmunzelte. „Im Singen ja, aber im Tanzen bin ich noch lange nicht gut genug, das weißt du doch.“ Kiyan schüttelte den Kopf. „Außerdem willst du doch nur nicht, dass ich dorthin gehe, weil du mich dann nicht mehr jeden Tag um die Ohren hast. Gib es zu, du vermisst mich jetzt schon“, scherzte ich. „Ja genau! Ne, ne, ne, ich bin froh, wenn du weg bist. Dann ist endlich Ruhe im Haus“, gluckste Kiyan. Mom und Dad beobachteten das Ganze bloß amüsiert. Ich trank schließlich meinen Kaffee aus und holte meine Koffer von oben. Im Flur warteten Mom und Dad auf mich. Kiyan war, denke ich mal, das Auto holen. „Pass auf dich auf, mein Spatz“, sagte Dad und umarmte mich. „Du musst dich jeden Tag melden. Und du musst mir sagen, wie es dir dort ergeht. Ach, ich bin ja so stolz auf dich“, sagte Mom. Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Keine Sorge, ich pack das schon. Ich melde mich so oft ich kann“, gab ich zurück und umarmte Mom. Mom seufzte. „Ja, um dich mach ich mir auch keine Sorgen“. Ich grinste, ließ Mom los und nahm meine beiden Koffer. „Viel Spaß und pass auf dich auf“, wiederholte sich Dad. Ich nickte und verließ die Wohnung. Wie bereits geahnt, hatte Kiyan das Auto geholt. Eigentlich war es mein Auto, aber er fuhr es öfter. Ich hatte es von meinem Onkel bekommen. Dieser besitzt einen Schrottplatz und kam so an einen alten Ford Shelby aus dem Jahre 1967. Nach fast einem Jahr hatte das Auto noch immer niemand gekauft, also hatte er angefangen ihn zu restaurieren. Zum bestandenen Führerschein hatte ich ihn bekommen. Er war schwarz und hatte zwei weiße Streifen. Ich liebte dieses Auto. Nachdem wir alles gut verstaut hatten, sah Kiyan mich an und warf mir den Schlüssel rüber. „Es ist dein Auto. Ich bin ihn schon so oft gefahren“, meinte er und stieg auf der Beifahrerseite ein. Zufrieden setzte ich mich ebenfalls ins Auto. Ich steckte mein Handy in die Halterung und öffnete das Navi. Ich gab die Adresse der Schule ein und fuhr los. „Weißt du, es wird mir fehlen, nicht mehr dein Auto zu fahren“, seufzte Kiyan. „Armer großer Bruder. Tja, das ist mein Schätzchen, kauf dir dein eigenes“, gab ich zurück. Kiyan feixte. „Mal schauen, vielleicht kauf ich mir bald ein hübsches Motorrad“,. Schmunzelnd sah ich zu meinem Bruder rüber. „Und dann komm ich dich damit besuchen, damit jeder sieht, dass dein Bruder viel cooler ist“, fügte Kiyan hinzu. Ich brach in Gelächter aus und fuhr auf den Highway. „Mach mal Musik an“ befahl ich schließlich. Kiyan nickte und fummelte an seinem Handy rum. Dann machte er unser gemeinsames Lieblingslied an: „Hey Look Ma, I Made It“ von Panic! At The Disco.

Wir sangen zwar völlig schief, aber das war uns egal.

Anderthalb Stunden später:

Aufgeregt fuhr ich auf das Grundstück meiner neuen Schule. Ein Typ in Warnweste eilte auf uns zu. Ich machte das Fenster runter, als er angekommen war. „Willkommen an der Manchester School of Music and Dance. Ich brauche den Namen des Studenten, der oder die hier anfangen soll“, erklärte er. „Leandra Campbell“, antwortete ich. „Okay, du fährst jetzt hier weiter hoch, dann einmal links und dann ist auf der rechten Seite ein Parkplatz. Der Weg ist ausgeschildert,“ berichtete er. Ich nickte und der Typ lief weiter. Ich folgte seiner Beschreibung und fand mich ein paar Minuten später auf einem Parkplatz wieder. Hier waren schon ein paar andere. Ein paar der Leute unterhielten sich, andere waren am Tanzen und wieder andere standen einfach nur dumm rum. Kiyan und ich stiegen aus und setzten uns auf die Motorhaube meines Autos. Ich sah mich um und blieb bei einer Gruppe von Jungs hängen. Es waren sechs, alle ungefähr in meinem Alter und alle sechs ultraheiß. Bei ihnen stand auch ein Mädchen. Sie war schlank und hatte dunkle Haare. Sie musterte mich ebenfalls. Ein paar Momente später kam sie zu mir rüber. „Hey ich bin Skylar“, stellte sie sich vor und reichte mir ihre Hand. „Leandra“, gab ich zurück und nahm ihre Hand. „Ich mag dein Auto“, äußerte Skylar mit Bewunderung. Ich freute mich. „Danke, ich mag es auch sehr“. Sie lächelte mich freundlich an und wollte gerade einen Satz anfangen, als sie gerufen wurde. „Man sieht sich“, Ich nickte und sie ging wieder zu der Gruppe mit den Jungs. Kiyan hatte die ganze Zeit mit seinem Handy rumgespielt. „Mom lässt fragen, ob wir schon angekommen sind“, murmelte er. Ich nickte wissend. Wir warteten noch zehn weitere Minuten, als eine Frau mit dem Parkplatzwärter zu uns kam. Er reichte ihr ein Megafon. „Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte“, räusperte sie sich. Es kehrte Ruhe auf dem Parkplatz ein. „Herzlich willkommen in Manchester und an unserer wunderschönen Schule. Zu Beginn des heutigen Tages bitte ich euch, eure Smartphones auf lautlos zu stellen“, Jeder fischte sein Handy aus der Tasche, um es leise zu stellen. „Gut. Sie werden gleich in die Aula gebracht, wo sie anständig willkommen geheißen werden. Alles Weitere erfahren sie anschließend. Folgen sie mir jetzt bitte“. So wie viele der hier Anwesenden, schloss ich noch das Auto ab und folgte der Dame in eines der vielen Gebäude. Kiyan wich mir nicht von der Seite. Ich glaube, ihm war das Ganze nicht ganz geheuer. In der Aula wurden wir angewiesen, uns zu setzen. Kaum saßen alle, betrat ein Mann die Bühne. Er trat an das kleine Pult mit dem Mikrofon heran und sah lächelnd zu den vielen Gesichtern. „Guten Tag und herzlich willkommen an der Manchester School of Music and Dance. Ich bin Direktor Edward Smith. Ich freue mich, auch dieses Jahr wieder so viele talentierte Menschen in meiner Schule willkommen zu heißen. Für Sie alle beginnt mit dem heutigen Tag ein Leben, welches sich voll und ganz der Musik verschrieben hat. Sie werden hier leben, lernen und viele neue Menschen kennenlernen. Der wichtigste Teil Ihres ersten Schuljahres wird jedoch der sein, Ihnen die Musik auf vielerlei Wegen zu zeigen. Wir alle singen zu ihr, tanzen zu ihr und hören ihr zu, doch am meisten lieben wir sie, weil sie uns verändert und weil sie so vielfältig ist. Deswegen sind Sie alle auch so weit gekommen. Deswegen sitzen Sie jetzt hier in diesem Raum, voller Vorfreude auf das, was auf Sie zukommt. Ich kann Ihnen nur raten, sich auf alles einzulassen. Nehmen Sie Kritik an, aber bleiben Sie sich selbst treu“, sprach der Direktor. Wir klatschten. „Während Ihres gesamten Studienganges werden Sie hier auf dem Gelände wohnen. Sie werden mit jeweils sechs anderen Personen ein Apartment bewohnen, um das sie sich selbst zu kümmern haben. Ebenso haben Sie sich um geregeltes Essen zu kümmern, weswegen sie in ihren Apartments auch eine digitale Liste finden werden. In diese haben sie einzutragen, was Ihnen fehlt. In weniger als zwei Stunden sollten Sie diese Sachen bekommen. Die jeweilige Einteilung Ihrer Apartments erfolgte durch ein Computersystem. Jeder von Ihnen wird ein eigenes Zimmer bekommen. Bis 22:00 Uhr kommen Sie von und auf das Gelände, ohne zu klingeln. Bevor ich gleich vorlesen werde in welches Apartment Sie kommen, sollten Sie noch wissen, dass die Menschen, mit denen sie dort leben werden, ihre Gruppe sind. Am Ende des Schuljahres werden Sie mit diesen Menschen hier auf der Bühne stehen. Nur als Team kommen Sie weiter. Viele von Ihnen werden vielleicht nie ins zweite Schuljahr kommen. Ihre Stundenpläne sind von Apartment zu Apartment anders, doch jeder hat um 16:00 Uhr Schluss. So; kommen wir nun zu der Aufteilung der Apartments. Bitte bleiben Sie sitzen, bis ich mit allen durch bin. Jedes Apartment hat eine Lehrkraft dieser Schule, welche ihr Ansprechpartner für den Zeitraum ist, in dem sie hier sind. Diese jeweilige Person wird sich über ein Handzeichen bemerkbar machen und wird sie gleich in Ihr Apartment bringen“, erklärte der Direktor. Er begann, den jeweiligen Namen des Lehrers und daraufhin die Namen der sieben Bewohner der Apartments vorzulesen. „Apartment zwölf: Miss Trier als Lehrkraft. Keila Wolf, Skylar Corner, Konrad Solk, Michelle Korn, Alexander Goph, Devin May und Isolda Jain als Bewohner. Apartment dreizehn: Mister Calpert als Lehrkraft. Yorick Zigert, Lennart Garson, Mailo Corner, Jayden Parker, Alessandro Lockart, Damian White und Leandra Campbell als Bewohner“, rief unser Direktor auf. Ein relativ junger Mann hatte sich vorhin bemerkbar gemacht, welcher vermutlich Mister Calpert war. Unauffällig sah ich mich um. Ein paar Jungs freuten sich gerade tierisch. „Das sind dann wohl die Trottel, mit denen ich mir ein Apartment teilen darf, na toll“, Zwanzig Minuten später waren alle Namen verlesen worden. „Ich wünsche Ihnen eine angenehme Zeit hier an der Schule und ganz viel Glück. Bitte begeben Sie sich geordnet zu ihrer jeweiligen Lehrkraft. Ihre Eltern, Freunde oder Geschwister dürfen sie gerne mitnehmen zu ihren Apartments“, Damit war die Rede von Mister Smith zu Ende. Wir applaudierten noch einmal kräftig, bevor die ersten aufstanden und zu ihren Lehrern gingen. Kiyan begleitete mich zu meiner Lehrkraft. „Ich bin Miguel Calpert, ich vermute mal, du bist Leandra“, sprach er und reichte mir die Hand. Ich nickte ihm zu. Miguel Calpert stellte sich auch noch Kiyan vor. Ein paar Minuten später standen genau die Jungs bei uns, bei denen auch Skylar vorhin war und welche sich gerade so gefreut hatten. „Da wir jetzt vollzählig sind, können wir ja los“, triumphierte Mister Calpert. Er lief vor und wir folgten ihm. Er lief einmal quer über das Gelände. „Euer Auto, falls ihr eines habt, könnt ihr hier abstellen“, sagte er und deutete auf einen Parkplatz. Wir schwiegen und folgten ihm einfach ins Gebäude mit der Nummer 40. Unser Lehrer schloss auf und ließ uns zuerst eintreten. Wir liefen durch einen kleinen Flur in einen großen Raum, der sich als Wohnzimmer herausstellte. Von hier aus kann man einmal nach oben und einmal nach unten gehen. Das Wohnzimmer war sehr stilvoll eingerichtet. Das graue Sofa lud ein, um es sich für einen gemütlichen Fernsehabend bequem zu machen. „So, willkommen in eurem Heim. Nach oben geht es zu den Schlafräumen und nach unten zur Küche und zum Esszimmer. Jede Etage hat ein Bad. Ihr müsst selbst entscheiden, wer von euch welches Zimmer bezieht, aber ich denke, das kriegt ihr hin. Hier eure Schlüssel“, Mr. Calpert gab jedem außer meinem Bruder einen Schlüssel. „Um Punkt drei bin ich wieder hier, um euch das Gelände zu zeigen. Leandra, ich empfehle dir Turnschuhe anzuziehen“, fügte er hinzu, winkte kurz in die Runde und verschwand. „Warte, du bist Leandra? Ich dachte, wir wären jetzt voll die coole Jungs Truppe“,, stöhnte einer von ihnen Er musterte mich kurz. Er war groß, hatte schwarze Haare, braune Teddyaugen und Muskeln, welche man durch das Hemd gut sah. „Ich bin Mailo“, resignierte er schließlich. Ich nickte einfach nur. „Spricht sie oder ist sie stumm?“, fragte ein anderer Typ meinen Bruder. Er war etwas kleiner als die anderen, hatte blonde Haare und war nicht ganz so muskulös wie der Rest. „Eigentlich hat sie voll die große Klappe“, antwortete Kiyan grinsend. „Arschloch“, murmelte ich und machte mich auf den Weg zur Treppe. Ich lief nach unten und stand in einem kleinen Flur. Eine Tür ging nach rechts hinab. Gerade durch kann man bereits die Küche sehen. Diese war nicht so groß, reichte jedoch locker, um etwas zu kochen. Durch eine Schiebetür wurde sie vom kleinen Esszimmer getrennt. Hier stand lediglich ein Tisch und um diesen acht Stühle. Ich lief wieder in den Flur und dann nach oben, wo sich die Jungs mit Kiyan unterhielten. „Hey Bruderherz, tust du mir einen Gefallen?“, fragte ich. Kiyan sah mich an und nickte. „Holst du bitte mein Auto? Ich bin zu faul zurückzulaufen“, gab ich zu. „Typisch für dich. Gib den Schlüssel her und ich hol dir dein Auto“, gab Kiyan schmunzelnd zurück. Ich ging zu ihm und drückte ihm den Schlüssel in die Hand. Ich bedankte mich und drehte mich zu den Jungs um. „Ihr wisst wer ich bin, also will ich auch wissen wer ihr seid“, verlangte ich. Der Typ der Kiyan vorhin gefragt hatte, ob ich stumm sei, stellte sich mir als Alessandro vor. Ein weiterer Blondie, jedoch mit blauen Augen stellte sich als Yorick vor. „Ich bin Lennart“, murmelte der Typ, der Skylar vorhin gerufen hatte. Er hatte dunkle Haare und dunkle Augen. „Das ist Jayden. Er redet nicht so viel“, flüsterte er und deutete auf einen Typen mit diesen typischen Haaren durch die man einmal mit der Hand durchfahren will. Der jedoch heißeste Typ von den sechs, hat mich bisher nur kurz angesehen. Er hatte dunkle Haare und eisblaue Augen. Er wirkte ziemlich distanziert, was ihn ziemlich interessant machte. „Ich vermute mal, dass das Damian ist“ mutmaßte ich und zeigte auf ihn. Mailo nickte. „Immerhin kann sie denken“, spottete Damian und musterte mich mit kühlem Blick. „Pfff danke“, „Lea, fang“, Rief in dem Moment Kiyan. Elegant fing ich meinen Schlüssel auf. „Der Wagen steht auf dem Parkplatz“, Sagte er dann. „Du bist der beste“, Kiyan grinste bloß. Wir beschlossen, uns die Schlafzimmer anzuschauen, weswegen wir nach oben liefen. Das erste Schlafzimmer war relativ groß. Es hatte ein weißes Boxspringbett, einen Kleiderschrank und Laminatboden. Die Tapete hatte ein Muster von Backsteinen. „Das ist mein Zimmer oder hat wer was dagegen?“, fragte Lennart. Da keiner etwas einwandte, schmiss er seine Jacke auf das Bett. Das zweite Schlafzimmer war ungefähr genauso groß wie das erste. Die Wände waren hier jedoch grau. Außerdem war das ganze Zimmer meiner Meinung nach schöner. Das Zimmer bekam Mailo. Yorick wollte das eher rustikale Zimmer und Jayden das daneben. Es war das bisher kleinste Zimmer und überwiegend in Grautönen gehalten. Alessandro bekam das wohl größte Zimmer, welches mir nicht zusagte, weil es weiße Fliesen hatte. Mein Zimmer war auch überwiegend weiß, hatte aber zwei dunkelblaue Wände, was dem Raum etwas Farbe verlieh. Das Bett war schön hoch und der Schrank groß. Damian oder wie ich ihn getauft hatte, Mr. Arrogant, hatte ein relativ dunkles Zimmer. Während die anderen Räume vom Tageslicht erhellt wurden, blieb seines immer dunkel. Ich hatte mit Hilfe von Kiyan meine Sachen aus dem Auto geholt und diese auch relativ schnell einsortiert und weggeräumt. Anschließend fuhr ich ihn zum Bahnhof. Wir hatten online ein Ticket gekauft damit Kiyan zurück nach Leeds kommen konnte. Der Zug fuhr in 20 Minuten. Leise seufzend hielt ich vor dem Bahnhof. Ich und mein Bruder stiegen aus. Kiyan zog mich in eine kräftige Umarmung. „Bitte pass auf dich auf“, bat er. „Mach ich, versprochen“, Ich kuschelte mich etwas an meinen großen Bruder. „Ruf mich an, wenn irgendwas ist. Lass dich nicht unterkriegen, du kannst das“, Kiyan löste sich aus der Umarmung. „Ich habe dich lieb, kleine Schwester“, Er lächelte liebevoll. „Ich dich auch, Trottel“, Kiyan grinste, gab mir einen Kuss auf die Stirn und betrat das Bahnhofsgebäude. Ich stieg wieder in mein Auto und fuhr zurück zur Schule.

Als ich das Haus betrat in welchem ich wohnte, konnte ich die Jungs bereits hören. Im Wohnzimmer saßen sie alle lachend und spielten FIFA. Gerade spielte Mr. Arrogant gegen Mailo. Ich ließ mich neben Alessandro plumpsen. „Sagt mal, woher kennt ihr euch überhaupt?“ fragte ich nach einer Weile. „Aus der Schule. Wir gingen alle zusammen auf eine Schule. Dass wir auch hier zusammenwohnen, ist echt mega krass“, antwortete Yorick. „Und woher kommt ihr?“, wollte ich wissen. „Wir kommen aus Liverpool und du?“, antwortete diesmal Alessandro. „Leeds“, gab ich zurück. „Hä? Hast du nicht auch mal da gewohnt, Damian?“, fragte Yorick. Mr. Arrogant nickte wortlos. Wir hörten wie die Haustür auf und zu ging. Wenige Augenblicke später stand Mr. Calpert vor uns bzw. neben mir. Er wartete bis das Spiel zu Ende war und setzte sich dann auf den kleinen gläsernen Couchtisch. „Also, ich zeige euch gleich das Gelände, dann bekommt ihr eure Stundenpläne und danach habt ihr Freizeit“, erklärte er. Wir nickten beinahe synchron. „Und um das klar zu stellen, ich bin für euch Miguel und nicht Mr. Calpert. Ich bin fucking 25 und keine 52. Kein Gesieze und kein Mr. Calpert, klar soweit?“ Wieder nickten wir nur. Miguel stand auf und wies uns an ihm zu folgen. „Wenn du noch so jung bist, hast du dann nicht selbst erst den Abschluss gemacht?“, fragte Yorick. Miguel nickte. „Ich bin letztes Jahr fertig geworden. Mr. Smith hat mich gefragt ob ich dann nicht dieses Jahr auf Probe selbst unterrichten möchte, da ich immer Jahrgangsbester war“, antwortete er. Wir befanden uns auf dem Parkplatz von vorhin. „Die Aula kennt ihr ja bereits. Die drei Gebäude daneben sind die Sporthallen. Dort findet für euch lediglich der Tanzunterricht statt, welchen ihr übrigens bei mir habt“, erzählte er. Wir folgten ihm um die Aula herum, in Richtung des eindrucksvollsten Gebäudes hier auf dem Gelände. Ein paar andere Schüler liefen an uns vorbei. Ein paar der Mädels sahen auffällig zu uns rüber was mich die Augen verdrehen ließ. „Dies ist das Hauptgebäude unserer Schule. Hier findet ihr verschiedene Klassenzimmer, das Lehrerzimmer und das Sekretariat. Ihr habt im ersten Obergeschoss in Raum 108 und 112 Musikgeschichte und Gesangsunterricht. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch freiwillig in Raum 307 den Unterricht der Instrumente besuchen. Völliger Bullshit meiner Meinung nach aber okay“, erklärte Miguel. Anhand seiner Aussprache und Körperhaltung merkte man recht deutlich, dass er noch sehr jung war. Neben dem Hauptgebäude war eine Kantine, aber Miguel riet uns davon ab, jemals dort zu essen. In einem der Nebengebäude gab es Tonstudios und noch mehr Klassenzimmer. In dem Klassenzimmer mit der Nummer 112b hatten wir Englisch. Ein paar Meter weiter gab es das Freizeithaus. „Und was können wir dort machen?“, fragte Lennart. „Naja, die Schule bietet einen ziemlich großen Raum für Fitness. Außerdem könnt ihr in einem Tonstudio selber Songs aufnehmen und in einem Musikraum die verschiedenen Instrumente spielen. Es gibt im Dachgeschoss eine riesen Chillout Lounge mit Zugang zur Dachterrasse. Eine Bücherei und einen PC-Raum findet ihr dort ebenfalls aber ich war da ehrlich gesagt noch nie“, „Ach so, ihr habt übrigens hier auf dem gesamten Gelände W-LAN. Außerdem könnt ihr euch bei der Bücherei, dem Campus Radio, dem kleinen Café und in der Kantine etwas Geld dazuverdienen“, fügte Miguel hinzu und lief in Richtung Wohnhäuser. „Dort in dem Hochhaus wohne ich und hier ihr und die anderen Studenten“, Miguel gab uns unsere Stundenpläne und verabschiedete sich. Wir machten uns schweigend auf den Weg zurück zu unserem Haus, wo Lennart dann aufschloss. „Sagt mal, kann eigentlich einer von euch kochen?“, fragte Mailo grinsend. Ich nickte, was alle erleichtert aufatmen ließ. Lachend begab ich mich in die Küche wo ich mir erst mal einen kleinen Überblick verschaffte. Dann setzte ich Wasser auf und fing an Kartoffeln zu schälen. Während ich diese schälte, kam Alessandro zu mir runter. „Brauchst du Hilfe?“, fragte er. „Ne, aber nett, dass du fragst“, antwortete ich und lächelte ihn an. „Dann leiste ich dir aber wenigstens Gesellschaft“, beschloss Alessandro grinsend und hüpfte auf eine der Theken. „Wie findest du das Haus?“, fragte er. „Ganz okay, ziemlich übertrieben für ein Studentenhaus aber sonst schön“, antwortete ich. Alessandro nickte. „Wie alt sind du und deine Kumpels?“, fragte ich. „Lennart, Yorick, Jayden und ich sind 18, Mailo ist 19 und Damian ist 20. Wie alt bist du?“, fragte nun er. „17 Jahre alt“, Während ich die Bratkartoffeln machte, erzählte Alessandro mir ein wenig über sich und die Jungs. Die sechs Vollidioten hatten sich im Musikunterricht kennen gelernt. Alessandro ist das einzige Einzelkind. Mailo hat eine Schwester. Sie habe ich vorhin auch kurz kennenlernen dürfen. Yorick lebt seit zehn Jahren bei Lennart und dessen Mom. Yoricks Eltern wollten weg aus Liverpool aber der kleine Yorick wollte unbedingt dableiben, also nahm Lennarts Mom ihn auf. Jayden hatte mal einen kleinen Bruder aber der ist vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben. Jayden redet seitdem so gut wie gar nicht mehr, entdeckte aber durch diesen Unfall sein Talent. Über Damian wusste selbst Alessandro wenig. Er sagt, Damian redet nicht gerne über sich selbst. Das einzige was er weiß ist, dass Damian bei seiner Oma aufgewachsen ist.

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